Der Bauersmann, von Abraham a Santa Clara

Mein Vater ist kein Edelmann,
das steht man sein Gebärden an,
Vertraulich, aufrichtig, wacker;
sein Kutschen ist ein Ackerpflug,
Die Rösslein haben Arbeit g'nug
den ganzen Tag im Acker.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm,
hab' ich doch meines Vaters Nam',
Und Hab' auch seine Tugend:
ich setz' mein Leben nach dem Ziel,
Was ich im Alter treiben will,
beweis' ich in der Jugend.


Die golden Kett' und Silberg'schmeid'
seind von den Bauern fernt und weit,
Es tragen's nur die vom Adel.
Kein Bauer mit einem Kleinod prangt,
Sein Kleinod an ei'm Strohhalm hangt,
das ziert sein Hof und Stadel.

Den ganzen Tag wohl durch und durch,
wenn ich im Acker mach' en Furch',
Geht alles wohl von Handen;
die Lerchenvögel mancherlei,
Sie singen schöne Melodei,
sind meine Musikanten.

Die Schwalben trösten mich immerzu,
zu Mitternacht, zu Morgens fruh,
In meinem Haus' sie nisten;
sie singen, kosten doch nicht viel,
Ich liebe dieses Federspiel
von sieben Lautenisten.

Zu Morgens, wann der Tag angeht,
die blumenfarb'ne Morgenröt
Vergold't die Spitz' der Eichen,
den, Tag hat schon gekündigt an
Der Gockelhahn, der Henne Mann,
auf, auf! gibt er ein Zeichen.

Ihr Bürger, bleibt ihr in der Stadt,
bedeckt mit eurer Häuser Last,
Verschlossen hoch mit Mauern —
wir wohnen gern im freien Ried,
Da wird gleichwohl ein frisch Gemüth
vergönnt uns armen Bauern.

Nur eins ist, sei es Gott geklagt,
so da uns arme Tropfen plagt,
Die Pfleger und Verwalter,
die zwacken uns und schinden gleich,
Wollt' lieber, sie wär'n im Himmelreich,
ich betet' gewiss ein Psalter.

Abraham a Sancta Clara, geb. 1642


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1