Bauernlied, von Claudius

Im Anfang war's auf Erden
Nur finster, wüst und leer;
Und sollt was sein und werden.
Mußt' es wo anders her.

So ist es hergegangen
Im Anfang, als Gott sprach;
Und wie sich's angefangen,
So geht's noch diesen Tag.


Wir pflügen, und wir streuen
Den Samen auf das Land;
Doch Wachstum und Gedeihen
Steht nicht in unsrer Hand.

Der tut mit leisem Wehen
Sich mild und heimlich auf,
Und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen d'rauf.

Der sendet Thau und Regen,
Und Sonn- und Monden-Schein,
Der wickelt Gottes Segen
Gar zart und künstlich ein.

Und bringt ihn dann behende
In unser Feld und Brod;
Es geht durch seine Hände,
Kömmt aber her von Gott.

Was nah ist und was ferne,
Von Gott kömmt Alles her!
Der Strohhalm und die Sterne,
Der Sperling und das Meer.

Von Ihm sind Büsch' und Blätter,
Und Korn und Obst von Ihm.
Von Ihm mild Frühlingswetter,
Und Schnee und Ungestüm.
Er, Er macht Sonnaufgehen,
Er stellt des Mondes Lauf,
Er lässt die Winde wehen,
Er tut den Himmel auf.

Er schenkt uns Vieh und Freude,
Er macht uns frisch und rot,
Er gibt den Kühen Weide,
Und unsern Kindern Brod.

Auch Frommsein und Vertrauen,
Und stillen edlen Sinn,
Ihm fleh'n, und auf Ihn schauen,
Kömmt alles uns durch Ihn.

Er gehet ungesehen
Im Dorfe um und wacht,
Und rührt, die herzlich flehen,
Im Schlafe an bei Nacht.

Darum, so woll'n wir loben
Und loben immerdar
Den großen Geber oben.
Er ist's! und Er ist's gar.

Claudius.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1