Mäherlied, von Voß

Im blanken Hemde geh’n
Wir Bursche kühl und mäh’n!
Wie unsre Sense blinket,
Rauscht hohes Gras und sinket
In Schwade, land und schön.

Verbirg, o Wolkenkranz,
Die schwüle Sonne ganz,
Die flüchtig Tal und Hügel,
Wie ein gewandter Spiegel,
Durchstrahlt mit ihrem Glanz.


Doch regne nicht, denn traun!
Fruchtschwanger blüh'n die Au'n.
Dort ragt der Halm und nicket;
Der braune Kohl dort blicket
Krausköpfig über'n Zaun.

D'rum, liebe Wolke, lass
In Ruh' ihr falbes Gras,
Mit Harken in den Händen
Die flinken Mägdlein wenden;
Und regne sie nicht nass.

Auf! Mäher, tummelt euch!
Mäht vorwärts, gleich und gleich!
Was schärfst du dort die Sense,
Und spähest wilde Gänse
Und Enten auf dem Teich?

Schau unsrer Mägdlein Schwarm,
Die mit entblößtem Arm
Des trocknen Heues Wellen
Gehäuft in Schober stellen,
Von Sonn' und Arbeit warm.

Wer faul ist, Gras zu mäh'n,
Soll uns und ihnen schön
Das Heu mit Gabelstangen
Zur Bodenluke langen,
Und unsre Kurzweil seh'n.

Nur noch den Winkel hier!
Dann ruhen sie und wir
In süßem Duft am Schober,
Und leeren unsern Kober,
Und trinken kühles Bier.

Dicht ruh'n wir und vertraut,
Juchhein und lachen laut;
Der Rosenbusch und Flieder
Wallt blühend auf uns nieder,
Die Grille zirpt im Kraut.

Voß.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1