Heureigen, von Voß

Wenn kül der Morgen atmet, geh’n
Wir schon auf grüner Au,
Mit rotbeglänzter Sens’, und mäh’n
Die Wies’ im blanken Tau.
Wir Mäher, dalberalbei!
Wir mähen Blumen und Heu!
        Juchei!

Die Lerche singt aus blauer Luft,
Die Grasemück’ im Klee,
Und dumpf dazu als Brummbass ruft
Rohrdommel fern am See.
Wir Mäher, dalberalbei!
Wir mäh’n im Schwade das Heu!
        Juchhei!


Und scheint die liebe Sonne warm,
Dann kommt der Mägdlein Schar,
Den Rock geschürzt, mit bloßem Arm,
Strohhüt’ auf glattem Haar.
Die Mägdlein, balderalbei!
Sie harken Blumen und Heu!
        Juchhei!

Der Bursch, umwebt vom Duft des Heu’s,
Winkt oft den Mägdlein zu,
Und streicht die Sens’, und wischt den Schweiß,
Und seufzt: Ach harktes du!
Die Mägdlein, balderalbei!
Sie häufen Schober und Heu!
        Juchhei!

Ist weit hinab die Wiese kahl,
Dann lagern wir uns frisch
In bunter Reih’ zum frohen Mahl.
Am blüh’nden Dorngebüsch.
Die Mägdlein, balderalbei!
Ruh’n gern selbander im Heu!
        Juchhei!

Bepackt wird dann der Wagen ganz,
Die Achs’ und Leiter knackt;
Die schönste Dirn im Blumenkranz
Wird oben d’rauf gepackt.
Hell kreischt sie: dalberaldei!
Gewiegt vom duftendem Heu!
        Juchhei!

Zur Bodenluk’ hereingebracht
Wird dann die Last des Heus,
Und brav geschäkert und gelacht;
Denn Schäkern spornt den Fleiß.
Am Giebel, dalberaldei!
        Juchei!

Zuletzt beim Schmaus und Reigen tönt
Schalmein- und Fiedelklang:
Da tanzt man, dass der Boden dröhnt,
Den ganzen Abend lang;
Und schläft dann, dalberaldei!
Wir Bursche schlafen im Heu!
        Juchhei!

Voß.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1