Altenburgische Ernte, von v. Gaudy

Das nenn' ich ein Erntewetter
Just wie's ihm Kalender steht.
Morgen hält's noch, wenn die Sonne
Klar wie heute untergeht.

Und die Wagen knarr'n und schwanken
Unter ihrer goldnen Last;
Sind doch schon die räum'gen Scheunen
Voll bis an den Balken fast.

Schmunzelnd nickt der alte Schulze,
Schiebt die Kapp' auf's rechte Ohr,
Rückt den Bauch, den wohlgepflegten,
Noch um eins so stolz hervor.


Munter, tummelt euch, Ihr Dirnen,
Brennt die Sonne auch was heiß —
Kaum ein Drittel ist geschnitten —
Ei, das nenn' ich Ehrenschweiß.

Wenn der Hase über Stoppel
Erst durch meine Felder setzt —
Na, der Schulze ist kein Knauser —
Mädel, ihr versteht mich jetzt.

Immer lustig rührt die Sichel!
Sonntag gibt es Erntekranz,
Und mit Dörtchen tanzt der Michel,
Und die Grete mit dem Hans.

v. Gaudy.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1