Pflanzenschlaf, von Ernst

Das nächt'ge Dunkel bringt der Ruhe Lohn
Für alle tagesmüden Kinder
In Feld und Wald. Es schweiget jeder Ton
Und selbst der Abendwind rauscht linder.

Das Licht erlischt in purpurfarb'ner Nacht,
Entschlafen rings sind Feld und Auen,
Die Mutterlieb' hat sie zu Bett gebracht
Und weckt sie erst bei Tagesgrauen.


Still ist die Wiese, wo kein Blatt sich regt.
Es hat der Klee, vom Licht verlassen,
Zusammen seine Gliederchen gelegt.
Zum Schlaf das Köpfchen sinken lassen.

Und wie ein Kind träumt er im tiefen Schlaf
Von grüner Au und Blumensträußen,
Und wie ein Kind träumt er vom bösen Schaf,
Das kommen will, das Kind zu beißen.

Früh Morgens dann, vom Sonnenstrahl geweckt,
Erstehen alle Schläfer wieder;
Die Köpfchen heben sich, die Blume streckt
Die Blättchen, dehnt erquickt die Glieder.

O süße, sel'ge Ruhe der Natur,
Von keinem Lebensschmerz gestört,
Du stiller Frieden wirst der Blume nur,
Die nichts besitzt und nichts entbehrt.

Ernst. (Schleiden.)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1