Die Lupine, von Stockhardt

Leer sah man in der Ferne sonst die Höhen,
Den Flugsand trieb der Ostwind in das Tal,
Nur Kußelkiefern sah man einzeln stehen,
Und Bocksbart, wo die Berge völlig kahl.

Zur Brache lag der Acker, und vergessen,
Uneingeteilt, nach alter, schlimmer Art.
Knapp ward dem Vieh das Heu nur zugemessen,
Das obendrein noch sauer war und hart.


Sie kam! — Es decken ihre Irisflügel
Die Fluren wie mit einem goldnen Zelt,
Sie kam, — da schwanden alle kahlen Hügel,
Es glänzte goldiggelb gar manches Feld.

Man sah sie gern, weil sie nicht lange wählte,
Und nicht verschmahte selbst den losen Sand,
Und man versuchte, probte und erzählte,
Wie man verschieden ihren Wert erkannt.

Sie kam, — es freut der Hirt sich und die Herde,
Der sie den würz'gen Duft entgegenstreut;
Es freut die Saat sich in der magern Erde,
Der sie noch sterbend ihre Nahrung beut.

Sie bleibt — und näher lernt man sie noch kennen,
Durch sie hebt sich die Wirtschaft und das Gut;
Man wird sie noch „das Gold der Wüste“ nennen,
Sie, die im Sande solche Wunder tut!

Aus: Der Chem. Ackersmann von A. Stöckhardt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1