Das blühende Korn, von Brockes
Als ich, mein blühendes Getreide
Zum Ruhm des Schöpfers anzuseh'n,
Mit einer innerlichen Freude
Beschlossen hatt', auf's Feld zu geh'n;
(Wovon ich jüngst, erstaunt, bemerkt,
Daß es, durch Wärm' und Tau gestärkt,
In einer einz'gen Nacht so gar
Fünf Finger breit gewachsen war)
Sah ich den Roggen wunderschön
In segenreicher Zierde steh'n.
Der Halmen Höh' auf sieben Fuß,
Die Jedermann bewundern muss,
Die Dichtigkeit, der Ähren Menge
Und über acht Zoll lange Länge,
Die teils mit Purpur, teils im Grünen,
Recht Seladon gefärbet schienen,
Und deren schimmerreiche Schaar,
In wandelbarem Glanz, so gar
Den Taubenhälsen ähnlich war.
War noch mit einer neuen Pracht,
Die ich nicht sonder Lust erblicket,
Mit Blumen nämlich, ausgeschmücket,
Die, da sie sonst nicht sonders groß,
Und fast figur- und farbenlos,
Hier Form und Farben deutlich zeigten.
Ein länglich Blümchen, gelblich grün,
Hing überall, so daß es schien,
Da sich die meisten Ähren beugten,
Sie, durch die Meng', herabzuzieh'n.
Es hing die ungezählte Schaar
An einem Fädchen wie ein Haar,
Wodurch sie, wenn die Lüfte kühlten,
In stetiger Bewegung spielten.
Der gelben Blümchen stetes Regen,
Ihr sanft und zitterndes Bewegen
War, da sie von dem bläulich Grünen
Der Behren ganz verschieden schienen,
Noch mehr von denen, deren Rand
Man purpurrot gefärbet fand,
In ihrem bunt und sanften Spiel,
Dem Aug' ein angenehmes Ziel.
Der Ähren Hülsen öffnen sich,
Wodurch sie denn, verwunderlich,
Vergrößert an zu scheinen fingen,
Sie schienen durch die Blumen auch,
Die sie fast überall umringen,
Und allenthalben abwärts hingen,
Statt ihrer vor'gen Glätte, reich.
Sobald ein sanfter Wind nun gehet.
Und über diese Flächen wehet,
Bewegt sich Alles: Es entstehet
Auf dieser anfangs ebnen Flur,
Vom regen Wasser die Figur.
Es scheinen hin und wieder Wellen
Sich zu erhöhen und zu schwellen,
Zugleich an unterschied'nen Stellen
Sich wieder niederwärts zu lenken,
Und allgemächlich sich zu senken,
Bald wiederum sich zu erhöhen.
Da denn dies holde grüne Meer
Sich öfters ganz beschäumet wies.
Indem der Ähren Purpurher
Oft als ein Schaum von Purpur ließ.
Wenn es nun still ergötzet uns
Der schweren Ähren sanftes Winken,
Der glatten Halmen blitzend Blinken:
Bei dieser Schönheit dacht ich nach,
Welch einen Neberfluss und Segen
Der Blüte liebliches Bewegen
Annoch auf's Künftige versprach!
Brockes.
Zum Ruhm des Schöpfers anzuseh'n,
Mit einer innerlichen Freude
Beschlossen hatt', auf's Feld zu geh'n;
(Wovon ich jüngst, erstaunt, bemerkt,
Daß es, durch Wärm' und Tau gestärkt,
In einer einz'gen Nacht so gar
Fünf Finger breit gewachsen war)
Sah ich den Roggen wunderschön
In segenreicher Zierde steh'n.
Der Halmen Höh' auf sieben Fuß,
Die Jedermann bewundern muss,
Die Dichtigkeit, der Ähren Menge
Und über acht Zoll lange Länge,
Die teils mit Purpur, teils im Grünen,
Recht Seladon gefärbet schienen,
Und deren schimmerreiche Schaar,
In wandelbarem Glanz, so gar
Den Taubenhälsen ähnlich war.
War noch mit einer neuen Pracht,
Die ich nicht sonder Lust erblicket,
Mit Blumen nämlich, ausgeschmücket,
Die, da sie sonst nicht sonders groß,
Und fast figur- und farbenlos,
Hier Form und Farben deutlich zeigten.
Ein länglich Blümchen, gelblich grün,
Hing überall, so daß es schien,
Da sich die meisten Ähren beugten,
Sie, durch die Meng', herabzuzieh'n.
Es hing die ungezählte Schaar
An einem Fädchen wie ein Haar,
Wodurch sie, wenn die Lüfte kühlten,
In stetiger Bewegung spielten.
Der gelben Blümchen stetes Regen,
Ihr sanft und zitterndes Bewegen
War, da sie von dem bläulich Grünen
Der Behren ganz verschieden schienen,
Noch mehr von denen, deren Rand
Man purpurrot gefärbet fand,
In ihrem bunt und sanften Spiel,
Dem Aug' ein angenehmes Ziel.
Der Ähren Hülsen öffnen sich,
Wodurch sie denn, verwunderlich,
Vergrößert an zu scheinen fingen,
Sie schienen durch die Blumen auch,
Die sie fast überall umringen,
Und allenthalben abwärts hingen,
Statt ihrer vor'gen Glätte, reich.
Sobald ein sanfter Wind nun gehet.
Und über diese Flächen wehet,
Bewegt sich Alles: Es entstehet
Auf dieser anfangs ebnen Flur,
Vom regen Wasser die Figur.
Es scheinen hin und wieder Wellen
Sich zu erhöhen und zu schwellen,
Zugleich an unterschied'nen Stellen
Sich wieder niederwärts zu lenken,
Und allgemächlich sich zu senken,
Bald wiederum sich zu erhöhen.
Da denn dies holde grüne Meer
Sich öfters ganz beschäumet wies.
Indem der Ähren Purpurher
Oft als ein Schaum von Purpur ließ.
Wenn es nun still ergötzet uns
Der schweren Ähren sanftes Winken,
Der glatten Halmen blitzend Blinken:
Bei dieser Schönheit dacht ich nach,
Welch einen Neberfluss und Segen
Der Blüte liebliches Bewegen
Annoch auf's Künftige versprach!
Brockes.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1