Bohnenfelder, von Brockes

Da die kaum abzuseh'nden Flächen, von den schon reifenden Gefilden,
In einem lieblichgelben Schmuck sich schon beginnen zu vergülden:
Sieht man dennoch, bald hier, bald dort, ein unvergleichlich lieblich Grün
In langen Strichen zwischen ihnen, den Schmuck noch zu erhöh'n, sich zieh'n.
Dies sind nun Felder grüner Bohnen, die, wenn sie, wie sie jetzo, blüh'n
Mit so balsamischem Geruch die Luft durch ihre Menge füllen.
Dass unser Hirn und unsre Lunge, vor großer Anmuth fast gedrückt,
Und durch den fast zu starken Schwall zugleich gepresst wird und erquickt,
Zumal, wenn von gemachtem Heu, von blüh'ndem Flieder und Kamillen,
Woraus in solchem Überfluss die Düft’ itzt aller Orten quillen,
Die ambrareich und gleichen Teilchen sich mit der Blüte Balsam mischen.
Durch die so süß vermengten Dünste fühlt man das hitzige Geblüte
Nicht nur sich gleichsam recht erholen, nicht nur sich kühlen und erfrischen,
Es fühlt ein, durch so süße Lust, durch Gott getriebenes Gemüte
Ein innerlich erquickend Feuer, ein fast entzückendes Empfinden,
Und durch den holden Hauch in ihr, ein' Andachtflamme sich entzünden,
Ein' unausdrücklich angenehme, ein' innigliche süße Luft.
Es öffnet sich daher die Nase; es dehnt sich die gewölbte Brust,
In einem wiederholten Schnaufen, wo möglich, immer mehr zu fassen,
Und sucht, was sie einst eingesogen, nicht gerne wieder weg zu lassen.

Die Blüthen nun sind an sich selber so farb'- und form- als wunderreich;
Sie seh'n an Farben schönem Purpur, an Form den Sommervögeln gleich.
Die Wunder, die in ihn' befindlich, sind, dass sie in der Frucht uns nützen.
Die Ordnung nun, auf welche Weise sie zierlich um den Stengel sitzen,
Ist ebenfalls betrachtungswert. Der Stengel, welcher vom Quadrat,
Und nicht, wie sonsten, andre Stengel, die Bildung eines Zirkels hat,
Zeugt angenehme Blätter, Zweige, wovon man mit Vergnügen sieht,
Wie jeder Zweig von denen Ecken drei stets nach einer Seiten zieht,
So dass, bei einem jeden Absatz, von den vier Ecken einer frei,
Und wechselsweise ledig steht. Dass nun von einer Gartenblüte
Die Feldblüt' unterschieden sei, besteht nur darin bloß allein,
Dass diese hinten überall, auch alle Adern purpur sein,
Da jene lange nicht so rot. Noch hab' ich an der Blüt' entdecket,
Dass sie, wenn man es untersucht, zur Hälft' in einer Hülse stecket,
Die vier und eine Spitze hat. Das ob're Blatt krümmt sich zurücke,
Dem folgen zwei, die oben zu und unterwärts geöffnet steh'n.
Auf welchen wir zwei schwarze Flecken, als wär' es schwarzer Sammet, seh'n,
Da sie sonst an sich selber weiß, so man sonst nicht auf Blumen findet.
Hierin, als einem Futteral,
Steckt abermal
Ein oberwärts geöffnet Blatt,
Worin, als in der Rittersporn, ein Spitzchen sich nach oben ründet.
Dergleichen Blumen füllen nun, in einer ungemeinen Menge,
Von unten bis fast oben aus des hohen Stengels ganze Länge,
Bis dass ein grüner Busch von Blättern desselben Gipfel zierlich schmückt,
Wodurch man auf den Bohnenfeldem, ein schönes Grün allein erblickt,
Das doch zuweilen hie und da ein angenehmes weißes Licht
Von weiß und schimmernden Kamillen, nicht minder lieblich, unterbricht,
Die bei dem Dunkelgrünen denn, in schnellem Blicken hin und wieder,
Wie weiße Sommervögel lassen, die mit sanft flatterndem Gefieder
Und regem Schwärmen in der Luft, sich öfters pflegen zu ergötzen,
Um bald auf dieses bald auf jene gefärbte Blume sich zu setzen;
Nicht anders scheint ein Bohnenfeld, in seiner angenehmen Blüte.
Es ward, sowohl durch ihren Nutzen, als ihre Lieblichkeit und Pracht,
In meinem sie betrachtenden und sich vergnügenden Gemüte
Zu Ehren dem, der sie uns schenkt, ein Andachtfeuer angefacht.
Herr! ich seh', wie jedes Kraut, Herr! ich seh', wie, dir zum Ruhme,
Alles Laub, wie jedes Blatt lieblich grünt, wie jede Blume
Bloß durch dich so schön sich färbt! Schmeckt und seht wie Gottes Ehre
Jede Frucht in ihrer Hülse, jedes Korn in seiner Ähre
Zeig', erhebe, preise, rühme und sie überall vermehre.


Meine Seele, die die Pracht dieser Wunder innig rührt,
Wird, in Ehrfurcht, Dank und Andacht, großer Gott, zu dir geführt;
Sie erkennt, da sie in sich eine solche Regung spüret.
Dass nur dir, o Herr! allein Preis und Ruhm dafür gebühret.

Brockes.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1