Nikolaus Rubinstein (1835-1881)

Anton Rubinsteins jüngerer Bruder, der 1835 zu Moskau geborene Nikolaus Rubinstein, hat sich in der Kunstgeschichte als namhafter Klavierspieler und Komponist hervor getan, und wenn ihn auch der Ruhm seines unsterblichen Bruders verdunkelte, so verdienen doch seine tüchtigen Leistungen mit Ehren genannt zu werden. War er doch nach der Überzeugung seiner Landsleute als Pianist ebenso bedeutend wie sein Bruder Anton, und wenn er alljährlich in Petersburg konzertierte, umrauschten ihn die Beifallskundgebungen der Russen ebenso wie seinen vergötterten Bruder.

Aber abgesehen von seiner Virtuosität als Klavierspieler hat er sich auch um die Entwicklung der Musik in Russland große Verdienste erworben. Und es ist wohl erklärlich, wenn seine dankbaren Mitbürger gern jede Gelegenheit ergriffen, um ihrer Liebe und Verehrung für den uneigennützig und mit rastlosem Eifer Schaffenden Ausdruck zu geben. Der Bildungsgang Beider war ein gleicher; auch Nikolaus genoss in Berlin Kullaks und Dehns Unterricht 1844/46, dann nahm ihn seine Mutter mit in die russische Heimat, wo die starken Wurzeln seiner Kraft zu suchen sind. Seine Haupttätigkeit begann er 1860 durch Mitbegründung der Russischen Gesellschaft in Moskau, deren Leitung er übernahm, indem er zugleich die von ihr veranstalteten Symphoniekonzerte dirigierte. Ebenso rief er auch das Moskauer Konservatorium ins Leben, dem er bis zu seinem Tode unermüdlich vorstand. Seine Begabung als Klavierspieler stellte er gar oft in den Dienst der Wohltätigkeit. Während des letzten Orientkrieges z. B. veranstaltete er in vielen russischen Städten etwa 30 Konzerte zum Besten der Verwundeten, denen er erkleckliche Summen zuführte. 1865 gab er während der Pariser Weltausstellung“ russische Konzerte, die sich größten Erfolges zu erfreuen hatten.


Als Komponist wird er sehr geschätzt, doch kann er in dieser Beziehung mit seinem Bruder Anton auch nicht nur annähernd verglichen werden. Er starb in der Blüte seines Lebens in Paris am 23. März 1881.