Georg Liebling (1865-1946)

Unter den namhaften Klaviervirtuosen, welche der deutschen Tonkunst in England zum Ruhme verhalfen, nimmt der seit Jahren in London lebende meisterhafte Hofpianist des Herzogs von Koburg-Gotha und Komponist Georg Liebling — geboren am 22. Januar 1865 in Berlin — einen bevorzugten Platz ein. Ein Lieblingsschüler Theodor und Franz Kullaks, Franz Liszts, Heinrich Urbans und Albert Beckers, wirkte er mehrere Jahre hindurch auch als Lehrer am Kullakichen Konservatorium in der deutschen Reichshauptstadt, von seiner hervorragenden pädagogischen Begabung nicht minder Zeugnis ablegend. Durch seine Virtuosenreisen, die ihn nach den bedeutendsten Städten des In- und Auslandes führten, machte er sich als ein Klavierkünstler von staunenswerter Technik, feinstem Geschmack und seltener Eleganz bekannt.

Am 4. August des Jahres 1898 spielte er vor der Königin Victoria in England und entzückte die hohe Frau durch sein virtuoses Spiel.


Georg Liebling ist ein Künstler wie Gabrilowitsch, der die Klassiker, einen Bach, Händel, Gluck, Mozart, Weber u. s. w., mit derselben Vollendung wie die Modernen, Mendelssohn, Schumann, Chopin, Brahms, Tausig, Tschaikowsky u. a., zu Gehör bringt. Durch die bezaubernde Grazie seines Vortrages ist er namentlich — nomen et omen — ein Liebling der Damenwelt geworden, die ihn zuweilen arg verhätschelt. Sein phänomenales Gedächtnis und die vornehme Art seines Spiels machen ihn aber auch dem genus masculini lieb und wert.

Seine zahlreichen eigenen Kompositionen für sein Instrument sind wertvolle Bereicherungen der Klavierliteratur.