Ferdinand Laub (1832-1875)

Die Hauptstadt Böhmens, welche auf den verschiedenen Gebieten der Musik so namhafte Künstler hervorgebracht hat, war auch die Vaterstadt des Geigenvirtuosen Ferdinand Laub, dessen Spiel sich durch glänzende Bravour und vollendete Technik auszeichnete und dadurch überall außerordentliche Wirkungen erzielte.

Er unternahm Konzertreisen nach allen Weltteilen und wurde überall als einer der Großen seiner Kunst mit Recht gefeiert. Meisterhafte Bogenführung, absolute Reinheit und Fülle des Tones und feiner, empfindungsvoller Vortrag gehörten zu seinen vornehmsten künstlerischen Eigenschaften. Geboren wurde er zu Prag am 19. Januar 1832.


Bereits in seinem sechsten Lebensjahre Beriot’sche Variationen spielend, unternahm er im neunten Jahre als Wunderkind in seinem Vaterlande ausgedehnte Konzertreisen. Moritz Mildner bildete ihn auf dem Konservatorium seiner Heimatstadt aus. Schon in frühester Kindheit erfreute er sich hoher Protektion, so z. B. der des Erzherzogs Stephan, welcher ihm eine Amatigeige schenkte und ihn aufs Wärmste nach Wien empfahl. Dort veranstaltete er mehrere gut besuchte Konzerte, die Aufsehen erregten; ebenso wurde er in Paris und London, in welch erster Stadt selbst ein Hector Berlioz und H. W. Ernst zu seinen begeisterten Verehrern zählten, außerordentlich gefeiert.

Er führte ein rechtes Wanderleben und wurde nirgends so recht sesshaft. 1853 finden wir ihn in Weimar als Nachfolger Joachims an der dortigen Musikschule, zwei Jahre darauf als Lehrer am Stern’schen Konservatorium zu Berlin und später als Konzertmeister und Kammervirtuosen am Iloforchester dortselbst bis 1864.

Er gab im Winter regelmäßige Kammermusikkonzerte aus der klassischen und modernen Literatur, die sich lebhaften Beifalls zu erfreuen hatten. 1864 beteiligte er sich mit Carlotta Patti, Alfred Jaell und dem Violoncellisten Kellermann an einer großen Konzertreise durch die Niederlande und Süddeutschland und wurde 1866 erster Professor des Violinspiels am Conservatorium und erster Geiger der Musikgesellschaft in Moskau, ohne jedoch seine Virtuosenreisen nach aller Herren Länder aufzugeben. Bereits am 17. März 1875 starb er in Gries b. Bozen. Unter einigen wenigen Kompositionen Ferdinand Laubs ist nur eine Polonaise als Violinparadestück in weiteren Kreisen bekannt geworden.