Eduard Reményi (1830-1898)

Der schon genannte Geiger der ungarischen Revolution, Eduard Reményi, der eigentlich Hoffmann hieß, war gleich seinem Landsmann Miska Hauser ein Wandervirtuose, der es sich zur Lebensaufgabe machte, wie Alexander Petöfi durch seine Gedichte, durch seine Geige die Freiheits- und Vaterlandsliebe der Magyaren zu erwecken und zugleich für die Sache Ungarns im Auslande durch den Zauberklang seiner Fidel Propaganda zu machen. Als er vor zwei Jahren, 1898, in New York starb, weinte das ungarische Volk an seinem Grabe und er wurde seitens der ungarischen Behörden mit all’ den Ehren bestattet, die einem so glühenden und selbstlosen Patrioten, wie er es war, in der Tat zukamen.

Franz Liszt hat seinem Landsmann in seinem Buche: „Die Zigeuner und ihre Musik in Ungarn“ ein eigenes Kapitel eingeräumt; er rühmt an ihm die Hingabe, mit der er sich an das Studium der klassischen Musik gemacht habe, fügt aber gleichzeitig hinzu, dass Reményi, wenn er etwas von Bach, Beethoven oder Spohr gespielt, mit verdoppeltem Aufschwung zu seinen „Lassan“ und „Friskas“ zurückkehre, gleichsam als wolle er dem Publikum sagen: „Seht doch, um wie viel schöner die Musik ist, die wir Zigeuner machen.“ Wie viel er von seinem feurigen Temperament selbst hielt, geht aus den Worten hervor, die er einmal gesprochen haben soll: „Werd ich Spillen, heut Nocht Kraitzersonate, dass sich Horre fligen!“


Geboren wurde er im Jahre 1830 zu Heves in Ungarn und empfing seine Ausbildung während der Jahre 1842 — 1845 auf dem Wiener Konservatorium. An der ungarischen Revolution beteiligte er sich auch aktiv, indem er nicht allein den ungarischen Regimentern mit seiner Geige aufspielte, sondern auch unter den Generalen Klapka und Görgey mit den Waffen in der Hand kämpfte und es sogar zum Adjutanten des Letzteren brachte. Nach der Niederwerfung des Aufstandes war er gezwungen, zu flüchten. Er ging nach Amerika und widmete sich wieder dem Studium der Violine, 1853 nach Europa zurückgekehrt, begab er sich zunächst nach Weimar zu Franz Liszt, dem hochherzigen Beschützer politisch Verfolgter, der sich ja damals auch des geächteten Wagner und seiner Werke angenommen hatte. Im folgenden Jahre besuchte er London und wurde dort zum Soloviolinisten der Königin ernannt und in die königliche Kapelle aufgenommen. Später trug er als Reisevirtuos seinen Ruf durch verschiedene Länder Europas und Amerikas, sogar in Süd-Afrika wurden seine virtuosen Stückchen angestaunt.

Noch am Abend seines Lebens zog es ihn mächtig nach den Vereinigten Staaten, die ihm einst ein Asyl geboten hatten, und dort ereilte ihn der Tod.

Ich habe schon erwähnt, dass kein Geringerer wie Johannes Brahms ein solcher Verehrer des Meisters war, dass er sich in jungen Jahren mit ihm zusammentat, um dessen Vorträge auf dem Clavier zu begleiten.

Ich hatte Gelegenheit, Eduard Reményi einige Jahre vor seinem Tode in Ungarn zu sprechen und er versicherte mir, dass es ihm nicht eingefallen sei, wie viele seiner Gegner behaupteten, sich taufen zu lassen. Zuweilen erschien er auch in der Hauptsynagoge in Budapest, um zu beten, aber es berührte ihn peinlich, dass die ungarische Jugend an jener Stätte es einmal nicht unterlassen konnte: „Eljen Remenyi“ (Es lebe Reményi) zu rufen.