Edmund Singer (1831-1912)

Ein Sohn Ungarns ist der Hofkonzertmeister Edmund Singer in Stuttgart, gleich berühmt als Geigenvirtuos wie als Lehrer und Quartettspieler. Seinem Spiele ist glatte, geschmeidige Tonbildung und virtuos geschulte Technik eigen, immer zeichnet er sich durch einen eigenartig schönen, klaren und reinen Ton, sowie einen durchgeistigten Vortrag aus. Durch sein großes Talent, seine Kraft, seine Ausdauer, vor allem aber durch seine ideale Hingebung hat er mit schönstem Gelingen die höchsten Stufen der Virtuosität erklommen.

Am 14. Oktober 1831 in Totis, Ungarn, geboren, erhielt er in Budapest zuerst von Professor Ellinger und dann von Professor Ridley-Kohne im Geigenspiel eine solch’ tüchtige Ausbildung, dass er bereits 1842 mit seinem letztgenannten Lehrer durch Ungarn und Siebenbürgen eine Konzertreise unternehmen konnte, bei welcher Gelegenheit der jugendliche Künstler reiche Lorbeeren erntete. Dann ging er nach Wien, um sich bei Josef Böhm im Violinspiel zu vervollkommnen, während Professor Preyer ihn in der Kompositionslehre unterrichtete.


Im Jahre 1851 begann er seine großen Konzertreisen durch Europa, die geradezu einen sensationellen Erfolg hatten. Auf Empfehlung Liszts wurde er 1854 in Weimar als Nachfolger Ferdinand Laubs als Hofkonzertmeister und Kammervirtuos angestellt; 1861 folgte er jedoch einer Empfehlung Meyerbeers nach Stuttgart, wo er noch heute als Professor am Konservatorium und als Konzertmeister der Hofmusik tätig ist.

Um das musikalische Leben der schwäbischen Hauptstadt hat er sich große Verdienste erworben. Er begründete auf dem Gebiete der Kammermusik seine berühmt gewordenen Konzertabende und rief in Gemeinschaft mit dem Kapellmeister Seifriz den Stuttgarter Tonkünstlerverein ins Leben, wobei er noch Alässe fand, auswärts bei Musikfesten, bei der Grundsteinlegung des Bayreuther Theaters, in den Philharmonischen Konzerten zu Wien etc. tätig zu sein. Als Komponist für sein Instrument ist Edmund Singer durch Herausgabe von Phantasien, Studien, Capricen, Bearbeitung klassischer Stücke, sowie durch die mit Seifriz zusammen verfasste umfangreiche Violinschule ehrenvoll bekannt geworden.