Charles Gregorowitsch (1867-1920)

Dass die Slaven der Tonkunst manche bedeutende Kräfte geliefert haben, wissen unsere Leser, und zwar haben sowohl die schaffenden, wie die ausübenden Kräfte die Musik wesentlich bereichert. Wir verweisen nur auf die Namen Rubinstein und Brodsky.

Zu diesen russischen Meistern aus der jüngeren Virtuosenschule gehört auch Charles Gregorowitsch, einer der begabtesten Violinvirtuosen der Gegenwart, der durch seine Konzertreisen, die er in aller Herren Länder unternommen, sich einen klangvollen Namen gemacht hat.


Ein Schüler Wasil Wasilewitsch Besekirskys in Moskau und dann Wieniawskis begab sich der am 25. Oktober 1867 zu Petersburg geborene Gregorowitsch nach Wien, um dort unter Jakob Dont noch weiter zu studieren; ebenso genoss er Joachims Unterweisung eine Zeit lang. Seit 1886 lebt er in Berlin. Sein Ton ist weich und voll und von makelloser Reinheit; auch besitzt er große Herrschaft über Bogen und Griffbrett.

Er ist ein Virtuos im eigentlichsten Sinne des Wortes, der selbst Meistern wie Sauret und Sarasate um nichts nachstehen dürfte, ja der vor dem letzteren sogar einen etwas grösseren Ton voraus hat, ohne dass dabei die Glätte und Eleganz seiner Spielweise irgendwie geringer wäre. Er ist von seinem Souverän, dem Kaiser von Russland, vor dem er wiederholt in Petersburg und Gatschina gespielt hat, in huldvoller Weise ausgezeichnet worden.