Carl Davidow (1838-1889)

Unter den großen Cellovirtuosen des 19. Jahrhunderts, die zu den vorzüglichsten Vertretern ihres Instruments gehörten, nimmt der russische Meister Carl Davidow einen der ersten Plätze ein. Sein Spiel zeichnete sich durch vollkommenste Sauberkeit, sowie durch gewandte und leichte Beherrschung auch der grössten Schwierigkeiten aus, aber auch als Komponist für das Cello behauptet er in der Musikliteratur eine beachtenswerte Stellung. Seine Werke bestehen aus mehreren Konzerten und einer Reihe angenehm wirkender Salonstücke für Cello. Ebenso hat er verschiedene treffliche Kammermusikwerke veröffentlicht.

Geboren wurde Carl Davidow am 15. März 1838 zu Goldingen in Kurland und siedelte mit seinen Eltern in frühester Jugend nach Moskau über, wo er seine Übungen bei H. Schmidt begann, welcher erster Cellist am Moskauer Theater war. In Petersburg bildete er sich unter Carl Schuberth weiter aus und ging nach Leipzig, wo er unter Moritz Hauptmann Komposition studierte, 1859 trat er zum ersten Male im Gewandhauskonzert mit außerordentlichem Erfolge auf.


Als Friedrich Grützmacher 1860 von Leipzig nach Dresden berufen wurde, wurde er sogleich als Solocellist engagiert und rückte auch als Lehrer am Konservatorium an Stelle des Abgegangenen ein. Nach einigen Konzerttouren kehrte er wieder nach Petersburg zurück, wo er Solocellist des kaiserl. Orchesters, Solovirtuos des Kaisers, Dirigent der neubegründeten Russischen Musikgesellschaft und später Direktor des Konservatoriums wurde.

Seine Virtuosen-Reisen führten ihn nach England, Frankreich, Belgien und Deutschland, wo überall sein schöner und breiter Ton, seine unfehlbare Sicherheit und eminente Fertigkeit, sein höchst geschmackvoller Vortrag und seine vornehme, echt künstlerische Auffassung ihm zahlreiche Verehrer erwarben. Er war ein Liebling des Zaren und als er am 26. Februar 1889 starb, wurde seinen Manen auch seitens des russischen Hofes in pietätvoller Weise gehuldigt, und man betrauerte sein Ableben in allen Kreisen als dasjenige einer großen, künstlerischen Individualität.