II. Die Instrumentalisten.

Es ist fast ein halbes Jahrhundert her, seitdem Richard Wagner, der Dichterkomponist, welcher damals erst „Zukunftsmusiker“ war, eifersüchtig auf den rauschenden Erfolg, den israelitische Komponisten, wie Giacomo Meyerbeer und Jacques Frommenthal Halévy fanden, seinen viel berufenen Artikel: „Das Judentum in der Musik“ geschrieben hat, der später auch als Separatabdruck erschienen ist und sich in seinen sämtlichen Werken vorfindet. Schon längst sind die törichten Anschuldigungen des verbitterten Mannes, dass die israelitischen Tonkünstler die Musik gleichsam „verjudeten“, und dass ihre Schöpfungen minderwertiger als diejenigen der Vollblutarier seien, durch die Tatsachen widerlegt. Nur ein Körnchen Wahrheit enthält die Anklage. Der israelitische Stamm hat in der Tat von jeher auch auf dem Gebiete der Musik zu der Kulturarbeit der Menschheit kein geringes Scherflein beigetragen. Die Künstler und die Künstlerinnen jüdischer Abstammung haben gerade in jener Sprache, welche wie keine zweite eine universale ist und zu den Herzen Aller spricht, nämlich der der Musik, sich ebenso harmonisch, melodisch und empfindungsreich auszudrücken vermocht, wie ihre unverfälscht christlichen Kollegen und Kolleginnen. Gerade im Reiche der Frau Musica und der Frau Polyhymnia hören die künstlich errichteten konfessionellen und nationalen Schranken auf; in der Weltrepublik der schaffenden Tongeister herrscht nur die Begabung und das Genie, hier gibt es kein Monopol der einzelnen Rassen und Stämme. In nachfolgenden Blättern führen wir nun in einzelnen Gruppenbildern die namhaftesten Vertreter der Tonkunst des israelitischen Stammes der Vergangenheit und Gegenwart — in alphabetarischer Reihenfolge — vor, und der geneigte Leser wird ersehen, dass hier der Orient von dem Occident nicht zu trennen ist, und dass Semiten mit Ariern Hand in Hand gehen, wo es gilt, Priesterdienste in den Hallen der göttlichen Muse zu verrichten.