Adolf Brodsky (1851-1929)

In Russland wirkte lange Zeit auch der am 21. März 1851 in Taganrog (Russland) geborene Adolf Brodsky, ein Schüler Josef Hellmesbergers. Mit neun Jahren bereits gab er ein eigenes Konzert in Odessa; nach Beendigung seiner Studien am Wiener Conservatorium trat er als zweiter Geiger in das Hellmesberger’sche Quartett, welches viele Jahrzehnte hindurch das öffentliche Quartettspielen in Wien gewissermassen monopolisirte. Von 1868— 1870 gehörte er dem Wiener Hofopernorchester an. In dieser Zeit liess er sich mehrfach mit Erfolg hören und machte dann weite Konzertreisen in seinem Vaterlande. In Moskau trat er mit Ferdinand Laub in nähere Beziehung. Beim Tode dieses Künstlers, im März 1875, übernahm Brodsky die Funktionen eines zweiten Violinlehrers am Moskauer Conservatorium. Nach vierjähriger Thätigkeit zog er sich gänzlich von der Oeffentlichkeit zurück, um sich mit aller Energie erneuten technischen Studien zu widmen. Dann ging er 1879 nach Kiew, wo er Symphoniekonzerte dirigirte. 1882 debutirte er erfolgreich mit dem schon genannten Violinkonzert von Tschaikowsky in den philharmonischen Konzerten zu Wien. Grossen Ruhm erwarb er sich durch sein virtuoses Spiel in einem der Moskauer Weltausstellungskonzerte. Sein Auftreten im Leipziger Gewandhauskonzert hatte zur Folge, dass er als erster Lehrer des Violinspiels am dortigen Conservatorium angestellt wurde. A. Brodsky, der, wie gesagt, schon unter zwei Meistern ersten Ranges, Hellmesberger in Wien und Laub in Moskau, viel Quartett gespielt hatte, fühlte auch in Leipzig bald das Bedürfniss, ein Quartett zusammenzustellen, wozu ihm der befreundete, ausgezeichnete Geiger H. Sitt, der die Viola übernahm, sehr förderlich war. Ein Schüler Brodskys, O. Nowazek, übernahm die zweite Violine und Leopold Grützmacher aus Weimar das Cello; später trat J. Klengel an des Letzteren Stelle. Brodsky war ein Quartettspieler par excellence und brachte mit derselben Virtuosität die grossen Gedanken Beethovens, wie den naiven Humor Haydns zur Geltung. 1891 gab er seine Leipziger Stellung auf, um das Lehramt an dem Scharwenka’schen Conservatorium in New-York zu übernehmen; hierauf siedelte er nach Manchester über, um an dem dortigen Conservatorium die erste Violinlehrerstelle zu bekleiden, und auch in dieser Stadt rief er ein Streichquartett ins Leben.

Als Konzertgeiger hat er sich überall, wo er sich hören liess, durch sein ebenso seelenvolles, wie technisch meisterhaftes Spiel allgemeine Anerkennung erworben.