Salomon Rossi (16./17. Jahrh.)

Es dürfte nur wenig bekannt sein, dass ein Rabbiner zu Mantua, welcher am Ende des 16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts lebte, namens Salomon Rossi, ein fruchtbarer Komponist war, der geistliche Gesänge, Madrigale, Psalmen, Hymnen und ein Musikdrama, betitelt: „Maddalena“, geschrieben hat.

Einer angesehenen Familie Mantuas entstammend, bei welcher die Tradition verbreitet war, dass ihre Ahnen schon unter Titus und Vespasian nach Rom geführt worden seien, begegnen wir ihm bereits 1587 als ausserordentlichem Musiker und Sänger des Herzogs Vincenzo I. von Mantua und neben ihm seiner hervorragenden Schwester, Madame Europa, als Sängerin. Auch der Sohn der Letzteren, Anselmo Rossi, war Komponist. Von ihm kennt man eine in der Sammlung: „Motetti . . . Fatti da diversi Musici Servitori del Serenissimo Signor Duca di Mantova, Venetia 1618“, befindliche Komposition: „Aperi oculos meos“ („Ich öffnete meine Augen“) für drei Stimmen. Wie angesehen die Israeliten jener Zeit an den italienischen Höfen waren, beweist schon der Umstand, dass Salomon Rossi seine Kompositionen verschiedenen fürstlichen Persönlichkeiten widmen durfte, welche für diese Aufmerksamkeit dem Meister ihre Huld in reichem Masse zuwandten.


Wie gnädig ihm das Fürstenpaar Vincenzo und Leonore von Mantua gesinnt war, ersieht man daraus, dass ihm vermittelst herzoglichen Mandats gestattet wurde, ohne gelbes Abzeichen am Hut oder Barett ausgehen zu dürfen, wozu die damaligen Juden Mantuas verpflichtet waren. Es ist wahrscheinlich, dass Salomon Rossi 1612 an der Spitze einer jüdischen Musikgesellschaft gestanden hat und gleich seinem Zeitgenossen, dem Juden Leone de Sommi, eine israelitische Schauspielertruppe leitete. Dieses Auftreten von israelitischen Künstlern am Hofe von Mantua ist ein interessanter Beitrag zur Kulturgeschichte; mit der Herrlichkeit der Stadt jedoch, die am 18. Juli 1630 von den Deutschen erstürmt wurde, schwindet jede Spur von israelitischen Musikern.