Julios Schulhoff (1825-1898)

In dem am 13. März 1898 in Berlin im 73. Jahre verstorbenen Pianisten und Komponisten Julius Schulhoff hat die Salonliteratur für Pianoforte einen ihrer erfolgreichsten Vertreter verloren. Ein gediegener und gewissenhafter Tonschöpfer, hielt er sich frei von der Seichtigkeit der üblichen Marktwaare und verschmähte es, unkünstlerische Effekte auf Kosten des guten Geschmacks zu erzielen. Seinen zahlreichen Walzern, Mazurkas, Bravourpolkas und Galopps war ein prickelnd erfinderischer Reiz, einschmeichelnde Melodik und straffe Rhythmik eigen. Zu einer Art Weltberühmtheit hat es namentlich sein As -dur -Walzer gebracht. Die elektrisirende Frische dieser Komposition ist bisher nicht übertroffen worden ; ebenso geniesst „Souvenir de Kiew“ grosse Verbreitung. Ihm gebührt das Verdienst, einerseits die vorhandenen Ergebnisse des neueren und neuesten Virtuosenthums als ausübender Pianist im besten Sinne des Wortes verwerthet, andererseits durch geistreich anziehende, in sich harmonisch abgerundete und dabei von feinem musikalischen Sinn, sowie von Originalität zeugende Kompositionen dem grossen Publikum zugänglich gemacht zu haben.

Geboren wurde er am 2. Angust 1825 in Prag und studirte bei Tedesco und Tomaschek. Noch jung liess er sich in Dresden, Leipzig und Weimar unter rauschendem Beifall als Claviervirtuos hören. In Paris machte er die Bekanntschaft Chopins, der den jungen Künstler als Genossen und Freund begrüsste und dessen Ruf in Frankreichs Hauptstadt zu begründen half. Er bereiste darauf Frankreich, Spanien und England, und sowohl sein virtuoses Spiel, wie seine Kompositionen erregten allenthalben gerechte Bewunderung. Sein Spiel vereinigte die Vorzüge vollendeter, sorgfältigst durchgebildeter, musterhafter Technik und männlich kraftvoller, energischer, dabei aber stets massvoll edler Vortragsweise. Es war von intensivem Feuer, sowie von einem eigenthümlichen, rhythmischen Zuge belebt. Dass er seine eigenen Kompositionen besonders vollendet vortrug, bedarf keiner weiteren Versicherung, aber auch seine Wiedergabe klassischer Meisterwerke gewährte einen hohen Kunstgenuss. Die meisten seiner Stücke sind in zwei Ausgaben, zu zwei und zu vier Händen, vorhanden, ein neuer Beweis für ihre ungewöhnliche Beliebtheit.