John Barnett (1802-1890)

Den Reigen eröffne der Sohn eines in England eingewanderten deutschen Juweliers, der am 1. Juli 1802 zu Bedford geborene John Barnett (2), der eigentlich Bernhard Beer hieß. Er lenkte zuerst durch seine schöne und umfangreiche Sopranstimme die Aufmerksamkeit der gebildeten Welt auf sich. Ein musikalisches Wunderkind ging der 11 jährige Knabe bereits als Sänger zur Bühne, nachdem der Direktor des Lyceumtheaters in London sich lebhaft für ihn interessirt und ihn von Horn und Price musikalisch hatte ausbilden lassen.

Sein Debüt in der Oper: „Der Schiffbruch“ gelang dermaßen, dass er bei den großen Oratorienaufführungen als Sopransolist bald darauf ein Engagement erhielt. Noch blutjung versuchte er sich als Autodidakt in der Komposition. Er schrieb zunächst zwei Messen und viele kleinere Tonstücke, von denen einige auch veröffentlicht wurden. 1815, als er durch Mutation seine Stimme verlor, wandte er sich nunmehr ganz dem musikalischen Schaffen zu und löste sein Verhältnis zum Theater und Oratorien -Verein. Mit großem Fleiß und Eifer machte er theoretische Studien bei Perez, dem Organisten der portugiesischen Gesandtschaft zu London, und bei Ferdinand Ries, der u. A. auch zwölf Jahre in England lebte.


Viele seiner damals erschienenen Lieder fanden große Verbreitung. Den ersten durchschlagenden Erfolg erzielte er 1825 mit seiner Operette: „Before breakfast“ (Vor’m Frühstück), welche am Lyceumtheater gegeben wurde, und entwickelte sich nun schnell zu einem sehr fruchtbaren Bühnenkomponisten. 1832 wurde er Musikdirektor an dem Olympictheater, und 1834 kam seine erste wirkliche Oper, mit der er seinen Hauptschlager machte: „The mountain Sylph“ (Die Bergnymphe) zur Aufführung. Es folgten dann die Opern: „Schön Rosamunde“ und „Farinelli“. Alle diese Bühnenwerke erzielten zwar augenblicklichen Erfolg, hielten sich aber nicht lange Zeit auf dem Repertoir.

Barnett besaß wohl eine gefällige und fließende Produktionsgabe und verfügte über eine angenehme und geschickte Technik, doch fehlte seinen meisten Arbeiten die packende Kraft der Originalität und der ausgesprochenen Selbstständigkeit. Neben den Opern schrieb er auch Gesänge, und soll die Zahl derselben nicht weniger als 4000 betragen, sowie Symphonien, Streichquartette und ein Oratorium. Er hatte den verhängnisvollen Einfall, unter die Theaterdirektoren zu gehen, indem er 1839 die Leitung des St. Jamestheaters übernahm, aber er hatte kein Glück und gab noch in demselben Jahr die Leitung auf. 1841 ließ er sich in Cheltenham als Gesangslehrer nieder und starb am 16. April 1890 im hohen Alter von 88 Jahren.