Eduard Lassen (1830-1904)

Französischer Geschmack und französische Schule, Anmut, Eleganz und Esprit in Form wie Inhalt prägen sich in den Tonwerken Eduard Lassen’s (28) aus, der am 13. April 1900 unter lebhafter Teilnahme der Kunstfreunde von Nah und Fern seinen 70. Geburtstag beging. Am berühmtesten ist er durch seine Lieder geworden, durch welche ein Zug von Grazie weht, der an die Chansons der besseren modernen Franzosen erinnert.

Wir erwähnen nur das bekannte, „Allerseelen“ betitelte und viel gesungene „Stell auf den Tisch die duftenden Reseden“, doch hat er auch als Instrumentalkomponist Hervorragendes geleistet. Von seinen Opern sind zu nennen: „König Edgard“, „Frauenlob“ und „Der Gefangene“. Ferner sind von ihm erschienen eine Symphonie in D-dur, eine Musik zu „König Oedipus“ von Sophokles, eine Beethoven-Ouvertüre zur 100. Wiederkehr des Geburtstages des Altmeisters, eine Festkantate zur Jubelfeier der Universität Jena, deren Ehrendoktor er ist, eine Festouverture für grosses Orchester, eine Musik zu Hebbels „Nibelungen“, eine Faustmusik zum 100 jährigen Jubiläum der Ankunft Goethes in Weimar — 7. November 1875 —, seine Bearbeitung der Oper „Gunlöd“ von Cornelius, das Ballet „Göttin Diana“ und zahlreiche andere kleinere Kompositionen.


Mit Vorliebe wählt er seine Stoffe aus der Welt der Romantik, doch kann man ihn keineswegs als einen musikalischen Romantiker bezeichnen, da seine Instrumental -Kompositionen sich durch vornehmen Stil und Formschönheit auszeichnen. Ed. Lassen ist Däne von Geburt; am 13. April 1830 erblickte er zu Kopenhagen das Licht der Welt, genoss indess seine Erziehung in Brüssel, wohin sein Vater bereits zwei Jahre nach der Geburt seines Sohnes übersiedelt war. Bei seinem Abgang vom Brüsseler Conservatorium erhielt er den ersten Preis im Clavierspiel und in der Komposition und 1851 für eine Kantate den Prix de Rome, bestehend in einem Stipendium von 10.000 Francs, um sich dafür vier Jahre im Auslande auszubilden.

Er unternahm eine längere Wanderfahrt zunächst durch Deutschland. In Kassel trat er in freundschaftlichen Verkehr mit Spohr und in Weimar mit Liszt, in welch letztere Stadt er 1858 dauernd seinen Wohnsitz verlegte. Er wurde erst Hofmusikdirektor und nach Liszts Abgange Hofkapellmeister der Weimarischen Oper. Jahrzehnte hindurch setzte er die ruhmvollen Ueberlieferungen der so glänzenden Weimarer Aera Franz Liszts fort. Fast 35 Jahre hindurch war er als Leiter der Oper in Ilm -Athen thätig und erwarb sich den Ruf eines ebenso zielbewussten, wie feinsinnigen und unparteiischen Dirigenten. Im Jahre 1895 wurde er auf sein Ansuchen pensionirt.