Lipiner, Siegfried (1856-1911) österreichischer Erzähler, Dramatiker, Übersetzer und Journalist

An den philosophischen Tiefsinn und die wunderbare Plastik der Sprache eines Robert Hamerling“ und eines Nikolaus Lenau erinnert der österreichische Dichter Siegfried Lipiner — geboren 24. Oktober 1856 zu Jaroslau in Galizien — in seinen bedeutsamen Dichtungen in fünf Gesängen: „Der entfesselte Prometheus“, der ihm Sitz und Stimme in der Republik der namhaften dichterischen Geister in der Gegenwart gesichert hat. Auch seine übrigen Schöpfungen sind glänzende Beweise seines großen Talents, so z. B. die epische Dichtung „Renatus“ und „Buch der Freunde“ und das Epos „Bruder Rausch“. Als vorzüglicher Kenner der polnischen Literatur bewies er sich durch die mustergültige Übertragung des „Thaddäus“ und „Die Totenfeier“ von Adam Alickiewicz. Auch hat er für Karl Goldmark die bekannte Operndichtung „Merlin“ geschrieben; von seinen Prosaschriften ist zu nennen: „Über die Erneuerung religiöser Ideen in der Gegenwart“. Siegfried Lipiner besuchte in Tarnow die Volksschule und das Gymnasium und studierte an der Wiener Universität Philosophie, sowie einige Semester in Leipzig und Strassburg. Er ist Regierungs-Rat und bekleidet die Stelle eines Bibliothekars des österreichischen Reichs-Rats in Wien.