Justinus, Oscar (1839-1893) österreichischer Geschäftsmann und Bühnenautor

Mit liebenswürdigem Humor ausgestattet, ein graziöser Plauderer und ein scharfer Beobachter, der namentlich für die komischen und gemütlichen Seiten des Familienlebens, sowohl in seinen Feuilletons wie in seinen Theaterstücken den richtigen und ansprechenden Ton traf, war Oscar Justinus, eigentlich Oscar Justinus Cohn — geboren 21. Februar 1839 in Breslau und gestorben 6. August 1893 — , ein Bruder des berühmten Botanikers und Bakteriologen Ferdinand Cohn. Die meisten seiner Lustspiele und Schwänke bahnten sich den Weg über die deutschen Bühnen und wurden unzählige Male gegeben. Leider war es dem hochbegabten Poeten nicht vergönnt, in einem längeren Leben die dramatischen Pläne, welche ihn noch beschäftigten und über welche er sich mir gegenüber oft aussprach, voll und ganz zur Ausführung zu bringen. Ursprünglich für das von seinen Eltern begründete und zur Blüte gebrachte Handelshaus bestimmt und erzogen — er war ein Sohn des beliebten österreichischen Generalkonsuls und Geheimrats Cohn, der noch im späten Alter zum Doktor promovierte — zeigte er wenig Interesse für den Kaufmannsstand und desto mehr für die Dichtung. 1861 wurde sein erstes Lustspiel: „Der Vereinsheld“ von dem bekannten Theaterdirektor Schwemer in Breslau aufgeführt, aber größere geschäftliche Unternehmungen nahmen dann seine Zeit und seinen Sinn derart in Anspruch, dass er erst nach 16 jähriger Pause mit einem neuen Lustspiel „Unser Zigeuner“ an die Öffentlichkeit trat. Nachdem dasselbe mit großem Erfolge aufgeführt war, entschloss er sich, mit dem Verluste alles Vermögens seine sämtlichen Geschäfte zu liquidieren und nach Berlin zu übersiedeln, wo er bis zu seinem im Bade Nauheim erfolgten Tode,“ wo er vergebens von einem Herzleiden Heilung suchte, ausschließlich seiner schriftstellerischen Tätigkeit lebte.

Von seinen Stücken nennen wir die nachstehenden Dramen, Lustspiele und Schwänke: Der Bauherr, Die Getreidespekulanten, Eine Episode aus den Pickwickiern, Zu spät, Die Gründung aus Liebe, Das Inventar, Öl und Petroleum, Der letzte Termin, Eine stille Familie, Das vierte R, Drei Trotzköpfe, Gesellschaftliche Pflichten, Apfelröschen, Kommerzienrath Königsberger, Kyritz-Pyritz , Griechisches Feuer, Die Liebesprobe und In der Kinderstube. Ferner schrieb er Bilder aus der Gesellschaft unter dem Titel: Ein Photographiealbum, einen Roman: In der Zehnmillionenstadt, einen humoristischen Roman: Ein Proletarierkind, drei Erzählungen: Humoristisches Kleeblatt, Berliner Humor auf rollendem Rade etc.


Die Berliner Posse entwickelte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Macht, weil sich in ihr die politische Tagesströmung und -Stimmung offenbarte. Darin kam der politisierende Kleinbürger, der Maschinenbauer, der gebildete Hausknecht, der Aktienbudiker oder die Köchin Juste zu Wort, und all' die wunderlichen Quodlibets, Kouplets, Rührszenen, Späße, Genrebilder und literarischen und gesungenen Purzelbäume vereinigten sich zu einem lustigen Ganzen, welches auf das Zwerchfell des Publikums eine faszinierende Wirkung