Jacoby, Leopold (1840-1895) deutscher Dichter, Arzt und Schriftsteller

Wie Joel Jacoby der deutsche Jeremias des 19. Jahrhunderts war, so war der 1840 zu Lauenburg in Pommern geborene und am 20. Dezember 1895 in Zürich gestorbene Leopold Jacoby der Dichter des Proletariats im Allgemeinen. Seine Lieder sind erfüllt von schmerzlichen Klagen über das Elend dieser Welt und das Los der Armen und Enterbten des Schicksals, Fast alle sind sie sozialistisch angehaucht und diese Tendenz trübt vielfach den Genuss an den gedankenreichen und formschönen Poesien des Lyrikers und Denkers. Von seinen Gedichten, die in vielen Auflagen verbreitet sind, nennen wir: „Es werde Licht“, „Weinphantasien“ und „Deutsche Lieder aus Italien“. Er schrieb ferner das epische Gedicht aus Indien: „Cunita“, das Lustspiel: „Ein Lustspiel“ und „Ein Ausflug nach Comacchio“, „Die deutsche Makame“ und „Annette von Droste-Hülshoff.“

Sein Leben war ein bewegtes. Unter vielen Entbehrungen besuchte er das Danziger Gymnasium imd erlernte dort die damals noch wenig geübte Kunst der Stenographie. Er wurde Sekretär im stenographischen Bureau des Abgeordnetenhauses und war zwölf Jahre lang Parlamentsberichterstatter, ging dann nach Marburg, um Medizin zu studieren und zog 1870 als Assistenzarzt mit ins Feld. Seit 1877 führt er ein ruheloses Wanderleben. Bald finden wir ihn in Zürich, bald in Triest, Cambridge, den Vereinigten Staaten oder Mailand, wo er 1890 die Stelle eines Dozenten für deutsche Sprache und Literatur an der königlichen wissenschaftlichen und literarischen Akademie bekleidete. Zwei Jahre darauf siedelte er nach Zürich über, wo er nach längerem Siechtum verstarb.