Homberg, Naftali Herz (1749-1841) tschechischer-österreichischer Schriftsteller und Lehrer

Als Jünger und Freund Moses Mendelssohns muss der im September 1749 in dem kleinen Dorfe Lieben bei Prag geborene und im hohen Greisenalter von fast 92 Jahren, 24. August 1841, in Prag verstorbene Schriftsteller Herz Homberg genannt werden. In seiner Jugendzeit lag er ausschliesslich talmudischen Studien ob und lernte erst in seinem 18. Jahre deutsch lesen. Er hielt sich einige Zeit in Prag, Pressburg, Glogau, Hamburg, Breslau und Berlin auf und wurde 1779 der Erzieher des Sohnes von M. Mendelssohn, Josef Mendelssohn und gleichzeitig Schüler und Freund des modernen Sokrates. Beim Abschied von Berlin, Ostern 1782, heftete ihm dieser seinen von dem Silhouetteur Hasse gezeichneten Schattenriss mit den Worten ins Stammbuch:

„Mein Freund, mein Sohn und meines Sohnes zweiter Vater,
Zeigt sich in diesem Schattenrisse des Herzens
Dankbarkeit nicht ganz, so klage die Grenzen der Kunst,
Klage Hassens Unvermögen an, nur nicht


Moses Mendelssohn.“

Homberg begab sich, von den Humanitätsbestrebungen Joseph II. angelockt, im Oktober 1784 nach Wien, hoffend, in den österreichischen Staatsdienst treten und dort für seine Glaubensgenossen wirken zu können. Nach einer glänzend bestandenen Prüfung wurde er von der philosophischen Fakultät und vom Minister zum Korrepetitor an der Prager Universität ernannt.

Der Korrepetitor wurde jedoch vom Kaiser nicht bestätigt, hingegen von der österreichischen Regierung mit der Oberaufsicht über alle jüdischen Schulen in Galizien betraut. Da er zu wenig Pietät für die Überlieferung besaß und in seinem radikalen Reformfanatismus seine Glaubensgenossen vor den Kopf stieß, hat er in dieser Stellung und später als Kaiserlicher Schulrat in Prag nicht so heilsam gewirkt, wie dies möglich gewesen wäre.

Als Schriftsteller hat er im Interesse der Juden und seiner Ideen eine rege Tätigkeit entfaltet. Abgesehen von seinem Kommentar zum 5. Buche Moses für die Mendelssohn'sche Bibelübersetzung verfasste er u. a. die Schriften: „Verteidigung der jüdischen Nation gegen die in den Provinzialblättern enthaltenen Angriffe“, „Sendschreiben an die Rabbiner“, „Über die moralische und politische Verbesserung der Israeliten in Böhmen“, „Imre Schefer, ein moralisch-religiöses Lesebuch“, „Ben Zion“ (Zionskind), ein Werk, welches dem Verfasser von rabbinischer Seite die heftigsten Angriffe zuzog, „Ben Jakir über Glaubenswahrheiten“, „Rede bei Eröffnung der religiös-moralischen Vorlesungen“ etc.

Durch ihren Humor, ihren Witz, ihren Sarkasmus und ihre lustigen Einfälle haben die Juden als Possendichter und Schriftsteller in der modernen Posse den Vogel abgeschossen. Sie haben Erfolge erzielt, die man früher kaum möglich gehalten hätte, und dieses Genre der Literatur, wenn auch nicht geschaffen, so doch zu einer gewaltigen Blüte gebracht.