Von einer dankbaren Zwergin zu Braderup*).

Einst war in einem Hause zu Braderup (später Wohnung von Theide Peters Ww.)**) eine frühere Besitzerin des Hauses mit Bierbrauen beschäftigt. Unterdessen schlüpfte eine dicke Kröte unter der Mauer des Hauses hervor in die Küche und leckte einige verschüttete Biertropfen von der Diele.

*) Vgl. Müllenhoff Nr. 397.
**) Theide Peters, geb. 1764, gest. 1819.


Die Wirtin ließ das durstige Tier gewähren, ohne es zu verscheuchen. Später wurde eines Tages der Frau gemeldet, dass eine Zwergin in einem nahen Grabhügel in Wochen gekommen sei und die Zwergin von ihr eine Wochenvisite erwarte. Die Frau ging nach dem Hügel, wurde in einen geräumigen Keller, in welchem die Wöchnerin samt dem neugeborenen Zwerglein lag, geführt und auf das Freundlichste von den Zwergen bewirtet. Während der Mahlzeit gewahrte die Frau jedoch über ihrem Kopfe einen großen Stein an einem dünnen Faden hangend. Da verließ sie die bisherige Seelenruhe. Sie beugte sich unwillkürlich und erwartete mit Angst, dass der Stein auf sie fallen werde. —

Die Wöchnerin tröstete sie aber, indem sie sagte: „Du hast meiner geschont, als ich während meiner Schwangerschaft nach neuem Bier Verlangen hatte und mich in Deine Wohnung schlich, um einen Trunk zu erhalten; glaubst Du, dass ich so undankbar sein könnte, Dich in meiner Behausung umkommen zu lassen? Sei unbesorgt, geh' ungefährdet wieder heim und nimm diese Späne zum Andenken an mich mit.“

Die Zwergin warf ihr darauf eine Menge Hobelspäne in die Schürze und entließ sie. Die Frau, froh, dem gefährlichen Loche entkommen zu sein, verschüttete auf dem Heimwege die meisten der Hobelspäne. Bei ihrer Ankunft Zuhause wurde sie jedoch mit Erstaunen gewahr, dass die mitgebrachten Späne in Gold verwandelt worden waren und sie bedauerte es, die weggeworfenen ungeachtet alles Suchens nicht wiederfinden zu können.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zwergen-Sagen aus Nordfriesland