Von der Entstehung der Unterirdischen*).

Es war einmal eine Frau, welche fünf hübsche und fünf hässliche Kinder hatte. Die fünf hässlichen Kinder waren verwachsen, sie hatten kleine kurze Beine und ihr Kopf war viel größer als der anderer Kinder, sodass die Frau sie niemand zeigen wollte. Sie verbarg dieselben deshalb im Keller und Hess sie nie mit den hübschen Kindern zusammenkommen. Da kam einst der Herr Christus zu der Frau. Als er sie fragte, ob sie noch andere als die ihm gezeigten fünf hübschen Kinder habe, sagte sie „Nein!“ denn sie wusste nicht, dass er Christus war. Darauf segnete er die fünf hübschen Kinder und sagte:

      „Asst boppe is, schalt boppe blef;
      Asst onner is, schalt onner blef.”


Deutsch :

      „Wie's oben ist, soll's oben bleiben,
      Wie's unten ist, soll's unten bleiben.

Als die Frau nach ihren hässlichen Kindern sehen wollte, war der Keller leer, die Kinder waren weg und kamen nicht wieder.

Aus ihnen sind die Unterirdischen entstanden, welche in der Erde am liebsten in Hügeln wohnen.

*) Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig-Holstein und Lauenburg Nr. 379 (mit Verweisung auf J. Grimms Aufsatz: Die ungleichen Kinder Evas (Z. f. deutsch. Altertum II, 257 ff.) Dr. Clement von Amrum teilt diese Sage als eine Amringer im Lappenkorb, Leipzig, 1846, S. 330, mit.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zwergen-Sagen aus Nordfriesland