Der Klabautermann.

Ähnliches erzählt man von dem Klabautermännchen auf den Schiffen, welches, wenn es bei guter Laune ist, während der Nacht manche Arbeiten für die Matrosen vorbereitet oder verrichtet, in böser Laune aber gräulichen Lärm macht, mit Brennholz, Rundholz und mit Schiffsgerät umherwirft, an die Schiffswände klopft, Gegenstände zerstört, Arbeiten hindert, auch wohl den Matrosen, ohne sichtbar zu sein, sehr fühlbare Ohrfeigen erteilt und dergleichen mehr*).

*) Müllenhoff Nr. 431.

Auf einem Schiffe, welches zum Teil mit Sylter Seefahrern bemannt war, hauste einst ein solches Klabautermännchen. Es neckte auf alle Weise die Matrosen und störte sie nachts in ihrer Ruhe, blieb jedoch gewöhnlich unsichtbar. Nur einmal erschien es dem Schiffszimmermann. Dieser, ein beherzter Mann, ergriff sogleich ein Stück Brennholz und warf, dasselbe nach dem Kobolde, welcher ganz die Gestalt eines kleinen dicken Männchens hatte. Er traf denselben so heftig, dass das eine Bein des Klabautermannes zerbrach. Was geschah aber? Tags darauf brach der Zimmermann durch eine ihm unsichtbar gestellte Falle ebenfalls ein Bein, und ein Hohnlachen, welches in demselben Augenblick aus dem Schiffsraum heraufschallte, machte es dem Schiffszimmermanne und der übrigen Mannschaft begreiflich, dass der Klabautermann Rache geübt habe.


„Lärmt dieses Männchen gar zu gewaltig, oder zeigte es sich in einer Nacht in den Masten und Segeln auf den Spitzen der Raaen sitzend, so ist dieses ein schlimmes Zeichen und die Schiffer fürchten dann, dass es mit ihrem Schiffe ein baldiges Ende nehmen werde. Kurz vor dem Untergange des Schiffs erscheint das Klabautermännchen dem Kapitän, nimmt Abschied von ihm und fliegt dann vor seinen Augen davon.”
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zwergen-Sagen aus Nordfriesland