Zwei Reliquien Friedrichs des Großen

Aus: Sundine: Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, 18. Band 1844
Autor: Allgem. Pomm. Volksblatt, Erscheinungsjahr: 1844
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Friedrich II., Friedrich der Große, Friedrich d. G., Napoleon, Potsdam, Sanssouci, Lustschloss, Preußen
Sans souci (ohne Sorgen), bekanntlich eine Schöpfung des Großen Friedrichs, wo Er so gerne weilte, ohne deshalb von Sorgen frei zu sein, ist auch gegenwärtig der Lieblings-Aufenthalt unseres Königs. — Wer mag behaupten, dass Ihn dort die Dornen der Krone minder drücken als die seines großen Ahns? — Jede Zeit bringt ihre Blüten, trägt ihre Früchte. — Friedrich der Große streute seine fruchtbringende Saat in Sanssouci aus, so unser König etc. —

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Jetzt zur Sache. — ,,Sanssouci hat eine neue interessante Sehenswürdigkeit erhalten: den Sessel, auf welchem Friedrich der Große dort verschieden war. Der aus dem Museum in Berlin befindliche ist nicht der echte, denn der einfach weiß angestrichene Lehnstuhl, worauf der große König starb, war an dessen Bruder, Prinz Heinrich, gekommen, und von diesem an den unlängst verstorbenen Prinz August, aus dessen Nachlass ihn unser König erhielt. Es befindet sich noch die rotseidene Decke und das Fußkissen dabei, dessen sich Friedrich der Große in seiner letzten Krankheit bediente. Der Anblick dieser Reliquien des größten Monarchen seines Jahrhunderts hat etwas Ergreifendes und wird es noch mehr haben, wenn dieser Sessel wieder auf dieselbe Stelle, wo Er starb, zu stehen kommen wird.“

Bei dieser Gelegenheit erinnert Einsender sich noch eines Umstandes, der, wenn er auch einer gewissen Glaubwürdigkeit entbehren sollte, dennoch ganz geeignet ist, die Teilnahme der Leser zu wecken. Als der große König auf dem Paradebett lag, nahm der wachhabende Offizier den Degen des großen Helden und Königs in nächtlicher Stille von Seiner Seite und steckte ihm den Seinigen an. — Mit ihm wurde Friedrich der Große beigesetzt. —

Da erschien der unseligste Tag, den unser Vaterland je gesehen. Die Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt wird geschlagen, Napoleon zieht siegreich in Berlin ein; sein erstes Geschäft ist, sich mit einem Gefolge nach Potsdam zu begeben. Hier lässt er die Pforte der Gruft unter der Kanzel der Garnisonkirche öffnen, in welcher der Große König nach so vielen Drangsalen ausruht, und den Hut ziehend sagt er: „Mein, Herren! Wenn Der noch lebte, wäre ich nicht hier!“ —
Der vermeintliche echte Degen Friedrichs wurde als Trophäe nach Paris gebracht, der wirklich echte blieb Eigentum und Heiligtum des Vaterlandes. —

Bekanntlich sitzt der große König in der Rüstkammer zu Berlin, in Wachs poussiert, in derselben Uniform, in welcher Er den schaffenden Geist ausatmete, in einem Lehnstuhl. Er ist, wie oben gesagt, der unechte; der Degen an seiner Seite aber der echte; die Franzosen haben den unechten. —

Die obige Mitteilung, den Degen betreffend, fand Einsender — etwa im J. 1809 oder 1810 — in öffentlichen Blättern; sie rührte von demselben Offiziere her, der den wohl verzeihlichen patriotischen Raub beging. — (Allgem. Pomm. Volksblatt.)

Friedrich II. (1712-1786) genannt der Große

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Der Alte Fritz

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