Meyer, Johann [1829-1904] Dithmarschen

Ebenso erfolgreich und würdig wie seine Vorgänger ist für die plattdeutsche Sprache und die Hebung ihrer Literatur ferner in die Schranken getreten, der Dithmarsche Johann Meyer [1829-1904], ein ebenbürtiger Rival Claus Groths. Auch seine in zwei Bänden erschienenen „Ditmarscher Gedichte“ tragen den Stempel wirklicher Volkstümlichkeit, ausgeprägt in den vielgestaltig ernsten oder heitern Bildern und Schattierungen. Diese reichhaltige Sammlung der verschiedenartigsten Poesien, welche, soweit dieselben erzählender Natur sind, den Stoff in gelungener Wahl einzelnen Denkwürdigkeiten der älteren Landesgeschichte entlehnen und unter dem Titel „Ut oln Tiden“ zusammengefasst sind, oder als idyllische Gemälde manche Natur- und Lebensbilder wahr und getreu kopieren, mussten nach Verdienst nah und fern die größte Anerkennung, in Norddeutschland jubelnden Beifall finden. Wenn auch Manches mit den Gedichten seines Landsmannes Groth Ähnlichkeit zu haben scheint, so möge man nicht an Nachahmung denken. Meyers Gedichte sind durchaus originell, jedes einzelne aus dem einfachen, biedern Herzen geflossen, ohne jene Sentimentalität empfunden, in der nur geistige Schwäche sich gefallen kann. Vorzüglich gelingt dem Dichter das einfache Lied; in den im Album vertretenen Proben desselben finden wir all das Harmlos-Neckende, das Derbanschauliche wieder, welches das Leben und die Sprache des Plattdeutschen charakterisiert. Selbst der Volksgesang hat schon einzelne Lieder, wie „De Scheper oppe Heiloh“, „Kennst du dat Land“ sich zu eigen gemacht. — Auch als sehr geschicktem, sinnigem Übersetzer von Hebers allemannischen Gedichten haben wir Meyer ein hohes Verdienst um den Ausbau und die Förderung der plattdeutschen Volkssprache nachzurühmen.