Bornemann, Wilhelm [1766-1851] Berlin

Nächst ihm zeigte noch mehr Wilhelm Bornemann [1766-1851], Lotterie-Direktor in Berlin, dass aus der Tiefe des Gemüts herauszudichten auch das Plattdeutsche ein geeignetes Organ sei. Seine bereits in mehreren Auflagen erschienenen Gedichte im Dialekt der Mark Brandenburg haben wir der Herausgabe seines Bruders K. Bornemann zu verdanken. Fern von allem Idealen zeichnet dieser fröhliche Mann das Leben in seiner barsten niederländischen Wirklichkeit; er fasst nicht die besonderen Lebensverhältnisse von ihrer höheren rein menschlichen Seite auf, er will uns unter der Hülle des Landmannes, des Bürgers, des Soldaten nicht den Menschen darstellen, sondern er will den Bürger und Bauer, wie er leibt und lebt, malen, er will chemisch darstellen, was der Versauerungsprozess, der derbe Bauernverstand aus dem Menschen gemacht haben; es sind reine Lokalgemälde, die wegen der behaglichen Laune, wegen des dramatischen Lebens und des passenden Ausdrucks, wegen der eigentümlichen Naivität, worin sie entworfen sind, sich ganz vorzüglich lesen lassen z. B. „De Hochtid; — As du mi, do ick di; ;— de poamersche Grandeer; — de oll Fritz, — letztere beide ganz einzig in ihrer braven Art, mit dem sichersten Griff aus dem Mittelpunkte gehoben, einzig gedacht, und im Ausdruck dem Gedanken nicht angepasst, sondern angeschaffen. Echt deutscher Charakter und altmärkische Natur vereinigen sich hier in braver, preußischer Gesinnung, liebenswürdigster, praktischer Begabung. Gibt’s ein trefflicheres Bild gesellschaftlicher Naturfreude und Lebenswonne mit allen Stimmungen des Herzens, als die den Wechsel der Natur und der Jahreszeiten schildernden Gedichte der Sammlung „Winters Afgang, Frühlings Anfang, Sommers Kreftgang, Herfttids Hergang“? Wen märkisches Provinzialleben und preußisches Volkstum interessieren, der schlage hier nach. Sicher wäre Manches wert ins Hochdeutsche übertragen zu werden, wenn es nicht die charakteristische Färbung dabei verlöre.