Babst, Diedrich Georg [1741-1800] Rostock

Schon erfolgreicher und mit größerer Gewandtheit sang der Rostocker D. G. Babst seine plattdeutschen Gesänge, die in 3 Bänden unter dem Titel: „Allerhant schnaaksche Saken tum Tietverdriew; afers Wahrheeten um sick meeto to spegeln in unse Moderspraak,“ herausgegeben sich allgemeinen Beifall errangen. Sie entgingen selbst der Aufmerksamkeit eines Goethe nicht, welcher bei Gelegenheit eines im Jahr 1822 bei Cotta in Tübingen erschienenen Werkes, betitelt: „Der deutsche Gilblas, eingeführt von Goethe, oder Leben, Wanderungen und Schicksale Joh. Christ. Sachses, eines Thüringers; von ihm selbst verfasst,“ in dem Vorworte dazu des ehemaligen Nieder-Gerichts-Prokurators und Quartier-Sekretärs Diedrich Georg Babst [1741-1800] rühmlichst gedenkt, und vorläufig auf ihn aufmerksam macht. Goethe zählt ihn zu der Klasse der Naturdichter, und lässt ihm als solchen, wie als Mensch Gerechtigkeit wiederfahren, indem er sagt: „Ergötzlich ist es zu sehen, wie ein Mann in dem bürgerlichen Wesen selbst befangen, sich durch geniale Betrachtung darüber erhebt, und dasjenige, was wir sonst als Philisterei, Bocksbeutel, Schlendrian und alberne Stockung zu verachten pflegen, in seiner natürlichen, anmutigen Notwendigkeit sehen lässt und uns solche beschränkte Zustände dulden, schätzen und lieben lehrt.“ Gleichzeitig gedenkt Goethe dieses Dichters in einer kurzen Lebensskizze, wonach Babst im Jahre 1741 zu Schwerin geboren, seine erste wissenschaftliche Bildung auf der dortigen Domschule erhielt. Schon frühe als Knabe zeigte er Anlage zur Dichtkunst, indem er zu Familienfesten, Geburtstagen seiner Eltern u. s. w. Gedichte verfertigte und zu schon vorhandenen Melodien Lieder dichtete, die er zum Klavier sang. Der Knabe erlangte hierdurch gewissermaßen eine Berühmtheit, so dass man ihn sogar an den Hof rief, um seine Lieder zu hören. Diese ihm so angenehmen Verhältnisse nahmen zwar bald ein Ende, insofern er in Folge der Bedrängnisse des siebenjährigen Krieges mit seinen Eltern nach Lübeck flüchten musste und auf das dortige Gymnasium versetzt wurde: bald aber knüpften sich dieselben auch dort wieder an. Er sang in öffentlichen Konzerten und zeigte sein Dichtertalent bei sich darbietenden Gelegenheiten, welches ihm Gönner und Freunde erwarb. Nach beendigten Schuljahren ging er, um die Rechtswissenschaft zu studieren, nach Rostock, wo seine zahlreichen Verwandten ihm Ersatz für die zurückgelassenen Freunde gewährten. Hier fand sein poetischer Geist neue Nahrung. Er schrieb Gedichte geistlichen und weltlichen Inhalts, von denen manche in der Zeitschrift „Der Wissbegierige“ abgedruckt wurden. Nachdem er seine Studien vollendet hatte, trat er als Prokurator beim städtischen Niedergericht in Rostock ins bürgerliche Leben, und wurde später zum Sekretär des zweiten Quartiers der repräsentierenden Bürgerschaft daselbst erwählt; doch ruhte seine Muse nicht. Merkwürdige, für Rostocks Bewohner interessante Begebenheiten besang er mit vielem Beifall in plattdeutscher Sprache und erwarb sich dadurch viele Freunde, sowie wegen geprüfter Rechtschaffenheit allgemeine Achtung. Er starb am 21. April 1800, betrauert von Allen, die ihn kannten. Seine Gedichte sind teils erzählenden, teils didaktisch-humoristischen Inhalts, und führt uns das vorerwähnte Album von den bessern „De Ehstand; de Weltlop; dat Fack; de beste Tid; dat Sark; de Apthekerburs“ als Proben vor. In fast allen waltet das moralische Interesse vor, oft ein religiöser Sinn, der nach Vollendung strebt, nach edler Popularität, alle zeigen die innigste Vertrautheit mit dem bestehenden Volksleben, mit seinen Eigentümlichkeiten, mit den tiefliegenden Grundbedingungen ihrer Richtung und Gestaltung. In Babst schlug ein edles Herz, das ihn stets auf der Höhe des Weltbürgers und Menschenfreundes hielt. Er schrieb voll heiterer Laune eines geweckten, hellen Kopfes und unbefangenen Sinnes, er redete immer aus warmer Brust über die Fehler und Verbesserungen der Sitten.