Zur Geschichte des Handels

Autor: Trautmann, Franz (1813-1887) deutscher Schriftsteller und Maler, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Der rheinische Bund, die Hanse, Handelsleben, das Raubritterwesen, das Geldwesen, die Anweisung und der Wechsel, die Girobanken, die Juden, die Messen, die Fugger und Welser, Mittelalter
Aus: Magazin für Kaufleute. Illustrierte Mitteilungen, Abhandlungen und Schilderungen aus dem Gesamtgebiete der Handelstätigkeit. Unter Mitwirkung namhafter Geschäftsmänner und Gekehrten herausgegeben von Dr. Ed. Amthor (1820-1884)

Amthor, Eduard Dr., geboren am 19. Juli 1820 zu Themar in Meiningen, † am 3. Juli 1884, war ursprünglich als Sohn eines Pfarrers für den geistlichen Stand bestimmt, studierte nach Besuch des Coburger Gymnasiums in Leipzig Philologie und orientalische Sprachen. Frühzeitig entwickelte er große Neigung für Literatur, und literarische Tätigkeit brachte ihn in Verbindung mit Gelehrten und hervorragenden Buchhändlern, darunter T. O. Weigel, Spamer, Meyer, dem Begründer des Bibliographischen Instituts. Als Bibliothekar bei ersterem, dem Nestor aller Bücherfreunde, hatte er Gelegenheit, eine ebenso seltene wie kostbare Büchersammlung kennen zu lernen und auch studieren zu können. Unternommene Reisen nach Frankreich und England führten nicht zur Erfüllung seines Wunsches, im Consulatsdienst Stellung finden. Er siedelte nach Hildburghausen über, beschäftigte sich literarisch, letzteres vorzugsweise für das Bibliographische Institut und wirkte außerdem als Sprachlehrer. Später begründete er daselbst eine Handelsschule, die er 1864 nach Gera verlegte, wo sie jetzt noch, zu hoher Blüte entwickelt, weiter besteht. Als Buchhändler trat Eduard Amthor 1866 auf, wo er in Gera ein Verlagsgeschäft begründete und sich mit der Herausgabe von Atlanten und Lehrbüchern für den Schulgebrauch, sowie auch von Reisebüchern, zumeist von ihm selbst bearbeitet und geschrieben, beschäftigte; die letzteren erfreuten sich bald eines wohlverdienten Rufes und machten seinen Namen im Buchhandel weit bekannt und geschätzt. Eduard Amthor war nicht nur als Buchhändler und Gelehrter, sondern auch als Mensch eine interessante Persönlichkeit. Als Krüppel geboren und einem freudlosen Dasein entgegenlebend, wurde er durch ärztliche Kunst und den Opfermut seines Vaters zu einem gesunden Menschen gemacht. Geistesreichtum und sprühender Witz zeichneten ihn aus; harte Schicksalsschläge wusste er mit Standhaftigkeit zu tragen. Die Neigung, zu reisen und die Welt kennen zu lernen, war eine ausgesprochene Eigenart dieses Mannes. Die Früchte dieser Reisen waren seine Reisehandbücher, die gleichzeitig erkennen lassen, welch’ scharfer Beobachter Eduard Amthor war und über welch’ tiefes Gemüt er verfügte. Seine von ihm begründete Firma ging noch vor seinem Tode 1883 an seinen Sohn Max Amthor über.

Aus: Allgemeine Deutsche Biographie. Band 45 (1900) von Pfau, Karl Friedrich (1857-1939) deutscher Verlagsbuchhändler und Schriftsteller
Skizzen aus dem Handelsleben des Mittelalters

Der Handel ist durch die Nachfrage bedingt, diese selbst aber durch mehr oder minder günstige Einflüsse der Zeitumstände. In ganz alten Zeiten waren die ländlichen Verhältnisse äußerst hemmend, so dass selbst vom Getreidehandel nicht die Rede war, bis durch das Institut des Erbzinses eine größere Rührigkeit des Landbaues eintrat, weil die Bauern das ihnen angewiesene Landstück auch zu ihrem Vorteil bewirtschaften konnten, während sie früher fast nur für ihre Herren arbeiteten. Indessen bezog sich dieser Handel meist nur auf die nächstliegenden Städte, und fast alle übrigen gewöhnlichen Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstände wurden an oder unweit von ihrem Entstehungsorte verkauft. Von einem eigentlichen Handel konnte in jenen ganz alten Zeiten nur in Ansehung solcher Produkte die Rede sein, welche mit dem Kirchen-, Kriegs- und Ritterwesen zusammenhingen, und entweder deutschen Landen selbst natürlich entstammten, daselbst erzeugt oder dahin eingeführte wurden.

In Beziehung auf die Kirche spielten Wachs und Ambra, die Stoffe zu Messgewändern, Chorröcken und Sonstigem eine große Rolle, nicht minder die aus Ziegenhaar gewobenen Zeuge zu Mönchskutten; in Ansehung des Kriegswesens aber Degen, lange Schwerter, Pieken, Lanzen und die Rüstung selbst, welche letztere Gegenstände vorzugsweise bei uns zu Straßburg und Magdeburg verfertigt wurden, in noch höherer Vollkommenheit aber zu Brüssel, Mecheln und Brügge. In den Niederlanden wurde auch am besten alles zur Bewaffnung gehörige Lederzeug gefertigt oder der beste Rohstoff verschickt, besonders zu Gent und Namur, wie hinwieder Pelz- und Wilderwerk dort zu den gesuchtesten Artikeln gehört. Von weit größerem Einfluss auf die Förderung des Kunstfleißes, des Großhandels und der Schifffahrt waren die Berührungen, in welche die Deutschen zu den Zeiten der Kreuzzüge mit den Arabern kamen. Seidenwaren, Gold- und Purpurzeuge, Färbstoffe trafen aus Asien und von Seiten der Mauren aus Spanien ein, wogegen von uns aus durch Jene das an sie gesandte rohe Kupfer, Blei und Eisen, oder zu Waffen und Gerätschaften verarbeitete Metall, desgleichen Schiffszimmerholz, Pech, Hanf und vieles Andere entgegengenommen und verbraucht oder wieder versandt wurde. Es würde zu weit führen, der allmählichen Entwicklung hier genauer nachzugeben, und es sei nur angedeutet, dass dem Handel der steigende Luxus des Mittelalters, welchen man sich meistens geringer denkt, als er war, immer mehr in die Hand arbeitete, dass sich aber dieser Luxus auf die Wohlhabenheit gründete, welche eben dem sich ausdehnenden Handel und der Verzweigung seiner Vorteile entsprang.

Wir werfen einen Blick auf die durch ihren Handel hervorragendsten deutschen Städte. Seit dem Anfang des elften Jahrhunderts bis gegen Ende des zwölften war im östlichen Gebiet die bedeutendste deutsche Marktstadt – Regensburg, mit welchem sich beziehungsweise nur Wien messen konnte. Äußerst bedeutend war nach diesen Breslau, mit welchem Prag um den Rang stritt. Das westliche Hauptgebiet der Handelstätigkeit trifft auf Städte in Frankreich und der Schweiz, das mittlere aber wieder auf Deutschland, und hier glänzen die Städte Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und Köln. Die Versendung und die Sicherheit des Kaufgutes war aber nicht so leicht zu bewerkstelligen; denn in den steten Unruhen, der häufigen Gesetzlosigkeit der Zeit und wilden Willkür Einzelner lagen Gefahren und Hemmnisse, von welchen man sich heut zu Tage kaum mehr eine Vorstellung machen kann. Besonders ungünstig waren die Zeiten, in welchen Richard von Cornwallis und Alphons von Kastilien um die deutsche Kaiserkrone stritten, von denen der Erste nur einige mal und zwar auf ganz kurze Zeit, Letzterer aber nie nach Deutschland kam. Das deutsche Reich war so zu sagen ohne Oberhaupt, denn der Streit blieb ganz unentschieden, und als darauf Papst Innocenz Kaiser Friedrich II. der Kaiserkrone verlustigt erklärt hatte, und sie Niemand Anderem zuerkannte, stand wieder alle Autorität in Frage. Wie kraftvoll sich nun auch Friedrich zu beweisen suchte zur Zeit des sogenannten Zwischenreiches, so waren doch Faustrecht, Überfall und hundertfältiges Zollverlangen, nebst noch vielen anderen Plackereien, aller Orten so arg und wild, dass die höherstrebende Entwicklung von Gewerbe und Kunst durchaus gehemmt werden musste, wenn nicht kräftige Abhilfe auf gemeinschaftliche Weise geschah.

Einschiffung im Mittelalter

Einschiffung im Mittelalter

Handelshaus im Mittelalter

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Lombardischer Geldwechsler und Jude

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Raubritter überfallen einen Handelszug

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Zug zum Markt - Zollabgabe

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