Das Geldwesen

Wir haben nun einen Blick auf die üblichen kaufmännischen Ausgleichungs-Mittel und Wege zu werfen, wobei es sich um Barzahlungen, Geldwechsel und Anweisungen handelt, im Ganzen also auf das Geldwesen jener früheren Jahrhunderte. Man muss sich hierorts freilich mit einer sehr kurzen Andeutung dieser Verhältnisse begnügen, denn wie groß die Wichtigkeit des Gegenstandes ist - im Ganzen ist es doch wohl das Bedeutendste am ganzen Handel - so wäre die Verzweigung der Betrachtungen doch so ausgebreitet, dass man einen sehr großen Raum zur Verfügung haben müsste, um der Sache nur einigermaßen genügend nachzugehen.

Zuerst Einiges vom Gold. Insofern man sich bei bedeutenden Geschäften der Goldzahlung bediente, geschah dies weniger mit Gemünztem, als nach dem Gewichte, nach Pfunden und Marken oder halben Pfunden. Man hielt sich hierbei an die Gewichtmarken von Köln und Troyes, aber auch teilweise an das Magdeburger, Erfurter, Zürcher und besonders auch an das Wiener Gewicht. Man nahm diese Mustermarken auch beim Silber arglos zur genauen Norm; man würde aber übrigens sehr irren, wenn man glaubte, dass ein Kaufmann damaliger Zeit beispielsweise ein Pfund kleiner Gold- oder Silbermünze nicht stets für ein volles Äquivalent eines gleichnamigen ungemünzten, edlen Metalls unbedingt als Zahlung angenommen hätte, weil die Münze Anfangs fast rein war. Später war es aber anders, was einleuchtend eben von den vielen Münzgattungen herrührte, welche, an den verschiedensten Orten geprägt, nur dem Namen nach ihren Wert hatten, innerlich aber nicht. Es wurde dann sehr oft auf ein solches Münzpfund bis zum wirklichen Metallwert darauf bezahlt. Zur bessern Zeit zurückblickend, gab es außer Mark auch noch eine halbe und Viertelsmark. Geringere Goldzahlungen in Rohmetall machte man in Unzen, wovon acht auf die Mark gingen.

Goldmünzen gab es bis zu den Kreuzzügen nur drei, welche allgemein gangbar waren, nämlich Solidi, Tari und Maurobotini, Die ersten waren byzantinisch, die zweiten italienisch, die dritten stammten aus Arabien. Diese Münzen blieben, obwohl später andere aufkamen, dennoch im ganzen Mittelalter gangbares Zahlmittel. Die Tari oder Tareni waren eine kleinere Goldmünze, wovon vier auf einen Solidus gingen. Sie wurden zuerst in Tarent geprägt. Die Maurobotini oder Saraceni, nach den Mauren oder Sarazenen in Spanien benannt, wo sie noch heute unter dem Namen Maravedi coursieren, waren die kleinste Goldsorte.


Seit dem dreizehnten Jahrhundert tauchen, wie gesagt, noch andere, größere und kleinere Münzen auf und zwar in beiden edlen Metallen, als die Angustales, zu Brundusium und Messina geprägt, die Floreni zu Florenz, die Ducati zu Venedig. Von den schweren Augustales wog einer schon eine halbe Unze, von den Florenen gingen 64 Stück auf eine feine Mark, die leichtesten waren die Ducati oder Zecchinen, indem circa 66 Stück eine feine Mark wogen. Es wurden hierauf Goldgulden geprägt, hauptsächlich in Ungarn, Deutschland und in den Niederlanden. Die deutschen Goldgulden, welche zuerst von den rheinischen Kurfürsten ausgegeben wurden, hießen deshalb auch schlechthin rheinische Gulden; die niederländischen oder burgundischen Goldgulden nannte man, Philippsgulden, weil sie unter Herzog Philipp von Burgund aufkamen. Sie hatten einen Schild zur Schau, woher sie auch kurzweg Schilde genannt wurden. Außer diesen Goldmünzen waren vou Außen her noch andere, kleinere in Zahlgebrauch, als die Goldoboli, Golddenare, Goldpfennige, Realen und dergleichen mehr.

Silber betreffend, welches noch viel häufiger gewogen wurde, und wobei das Quantum Münze zuerst auch gleichen wirklichen Wert mit dem Gewichtsnamen hatte, gab es Scheidemünze und großes Geld verschiedenster Namen. Eine der Hauptmünzen waren die Denaren, welche die ersten Silbermünzen mit einem Kreuz auf der Kehrseite bilden, weshalb sie auch den Reigen der Kreuzer anführen. Weil man etwas später Veranlassung fand, am Gehalt und an der Größe zu zweifeln, unter lagen sie genauerer Prüfung und nahmen deshalb in Deutschland den Namen (Silber) Pfennige an, als ächt Pfundige, woraus jenes Wort entstand. Weiter tauchten die sogenannten Sternlinge (Sterlinge) auf, die Schildlinge oder Schillinge, die Dickpfennige oder großen Denaren, Groschen, auch Turnosen genannt, von Tours, wo sie zuerst gemünzt wurden; von kleiner Scheidemünze die halben Pfennige oder Hälblinge, später die noch kleineren Haller oder Heller.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zur Geschichte des Handels