Zur Frage nach der Einführung des Sundzolls
Aus: Hansische Geschichtsblätter. Herausgegeben vom Verein für Hansische Geschichte.
Autor: Schäfer, Dietrich (1845-1929) Historiker und Publizist, Erscheinungsjahr: 1875
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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hanse, Hansa, Norddeutschland, Städtebund, Handelsmacht, Ostsee, Nordsee, niederdeutsche Kaufleute und Städte, 12. Jahrhundert, 13. Jahrhundert, Kauffahrer, 14. Jahrhundert, Waldemar III. König von Dänemark, Handelsgesellschaft, Norddeutschland, Niederlande, England, Frankreich, Schweden, Skandinavien, Schonen, Livland, Niederdeutschland, Seestädte, Landstädte, England, Stahlhof, London
Inhaltsverzeichnis
In einer kleinen mit Methode und Sachkenntnis geschriebenen Abhandlung der „Historisk Tidsskrift 4. Raekke, udgivet af den danske historiske Forening" bespricht J. A. Fridericia die Frage: „Von welcher Zeit her schreibt sich der Sundzoll"?
Von dänischen und deutschen Forschern ist die Einführung desselben allgemein mindestens ins 14. Jahrhundert, ja von J. F. V. Schlegel, dessen Auseinandersetzungen in dieser Frage am meisten Geltung gewonnen haben, sogar ins 12. zurückdatiert worden, nur Hirsch in seiner Handels- und Gewerbegeschichte Danzigs S. 136 hat sie König Erich dem Pommern „etwa 1425" zugeschrieben. Seine gelegentliche Bemerkung hat aber noch keine Beachtung gefunden; selbst Allen, der sonst Hirschs Arbeit benutzt, hat sie übersehen (S. de tre nordiske Rigers Historie 4, 1, S. 303 ff., Anm. 61). Fridericia weist nun ausführlicher nach, dass Hirsch mit seiner Bemerkung ungefähr das Richtige getroffen.
Er zeigt zunächst vollkommen richtig, dass Schlegel (und nach ihm Dahlmann, Geschichte Dänemarks 3, S. 135) die auf dem Wismarer Tage vom März 1363 (H. R. 1, Nr. 291 § 3) gefassten Beschlüsse über den städtischen Pfundzoll fälschlich auf einen Sundzoll bezogen habe, und dass ein gleiches Missverständnis in Betreff der schonenschen Zolllisten aus den Jahren 1368—70 (H. R. 1, Nr. 453—513) vorliege. Ein in das Jahr 1387 gesetztes Aktenstück des Diplomatarium Langebekianum, das eines Sundzolles gedenkt, weist er als aus der Zeit nach dem Wordingborger Frieden von 1435 stammend nach und zieht dann eine jetzt in den von G. v. d. Ropp herausgegebenen Hanserezessen (H. R. v. 1431—76, 1, Nr. 365 § 53) zum ersten Male zum Abdruck gelangte Instruktion dänischer Gesandter zu einer Verhandlung mit den Städten heran, die uns in eben diesem Diplomatarium bewahrt ist. Diese Instruktion sagt deutlich „dat wy (König Erich) upgelecht hebben to deme Kroke enen unplichtigen nygen tollen uppe enen vrigen openen strom" (H. R. v. 1431—76, 1, Nr. 365 § 53) und dass dieser Zoll „bynnen desser tosate" (das. 1, Nr. 365 § 47) errichtet sei, d. h. nach dem Bündnis zwischen König Erich und den Städten vom 15. Juni 1423. Mithin fällt die Einführung des Sundzolls in die Jahre 1423 — 33, denn Fridericia setzt diese Instruktion nach Jahn ins Jahr 1433, indem er sie auf die Verhandlungen zu Svendborg bezieht, während allerdings v. d. Ropp sie wohl richtiger mit den Verhandlungen in Wordingborg 1434 in Verbindung bringt. Doch ist diese Frage hier irrelevant, denn durch ein anderes urkundliches Zeugnis können wir die Errichtung des Sundzolls mit Sicherheit noch einige Jahre zurück, vor 1430, datieren. Vom Lübecker Tage Neujahr 1430 wird uns nämlich berichtet: „Vortmer so gheven de stede, de mit den erbenomeden heren koninghe to veyde gekomen sint, den anderen erliken steden hyr vorgaddert to kennende, wor umme se hiir vorbodet weren, zecghende aldus: se wysten alle wol, dat de gemeyne copman der Dudeschen henze in allen enden, dar de stede unde copman privilegia unde vryheide hebben, groffliken vorweldet unde vorunrechted werd teghen unse privilegia, dar umme grot not is, dat men dar uterliken umme spreke, unde besunderen is de gemeyne copman in den dren ryken Denemarken, Sweden unde Norwegen von langen tyden here zwarliken unde mennigerleye wys vorunrechted unde beschediged, unde besunderen mit eynen unlympliken, unplichtigen unde unwonliken tolne, den men geven mot to Helsingore" etc. Die Einführung fällt also in die Zeit von 1423—1429. Ersteres Jahr, das Fridericia schon aus den Worten „bynnen desser tosate" erkannte, lässt sich ebenfalls aus dem hansischen Geschichtsmaterial noch sicherer bestimmen. Vom Lübecker Tage im Juli 1423 erfahren wir: „Na der tiid begherden se (des koninges rad to Kopenhavene), uppe dat de crone wat hebben mochte to erer herlicheyd, int erste, dat eyn islik schip in dem Orssunde streke unde geve also vele, alse de stede sulven wolden, dat redelik were, edder dat alle zeevund der cronen halff worde unde halff deme dat tovoren tobehorede, efte dat men den tollen to Schone vorhogede, wente de schepe vormerden sik van dage to dage unde de penning vorergherde sik. Unde bii dem sulven lesten artikele bleven se". Man hat also schon bei den in Kopenhagen geführten Verhandlungen für das am 15. Juni 1423 zwischen Erich und 7 Städten zum Abschluss gekommene Bündnis an die Erhebung eines Sundzolles gedacht, „uppe dat de crone wat hebben mochte to erer herlicheyd", also, wie Fridericia richtig vermutet, um dem Könige eine neue Einnahmequelle zu verschaffen, ist aber dann von diesem Plane zurückgekommen und bei der Erhöhung des schonenschen Zolles stehen geblieben. Schwerlich hat also die Erhebung des Sundzolles noch 1423 begonnen, ja kaum wohl noch 1424; man kann den fraglichen Zeitraum ohne Bedenken auf 1425—1429 begrenzen.
Fridericia muss, nach den ihm zu Gebote stehenden Angaben, in dem Zeitraum von 1423—1433 eine genauere Fixierung suchen. Er legt dabei Gewicht auf eine Angabe bei Hirsch, Handels- und Gewerbegeschichte Danzigs S. 136 Anm. 319, dass „auf dem Rostocker Hansetage 1425 seines Wissens zum ersten Male über den Sundzoll Klage erhoben worden sei". Ein Hansetag zu Rostock 1425 wird allerdings bei Hvitfeldt und Gadebusch erwähnt, aber Nichts vom Sundzoll; ein Rezess dieses Tages, wenn er überhaupt stattgefunden, hat sich nicht erhalten*). Wie Herr Professor Hirsch dem Verfasser gütig mitteilte, enthält die Angabe 1425 einen Druckfehler; er verweist auf den Rostocker Tag vom Juli 1422, doch war auch hier, wie Herr Dr. Boeszoermeny und Herr Dr. Koppmann übereinstimmend mittheilen, vom Sundzoll nicht die Rede. Es kann also diese von Fridericia herangezogene Angabe zur Zeitbestimmung nicht verwendet werden. Auch aus der Angabe des Presbyter Bremensis, dass die Städte sich während des Krieges bemüht hätten, das vom Könige zur Erpressung eines ungewohnten Zolles an der Passage von der Ostsee zum Ocean erbaute Schloss Helsingör zu zerstören, darf doch nicht gefolgert werden, dass der Zoll schon vor Ausbruch des großen Krieges zwischen Erich und den Städten (Sept. 1426) erhoben worden und ein Hauptanlass für die Absage der Städte gewesen sei. Möglich ist das, wenn man will, auch wahrscheinlich, aber über den Charakter der Vermutung erhebt sich diese Angabe zunächst nicht. So muss die Fixierung auf die Zeit von Mai 1425 bis Ausgang dieses Jahres (es sollte gesagt sein bis Sept. 1426, denn erst um diese Zeit wird von den Städten der Krieg gegen Erich beschlossen), die Fridericia dadurch gewinnt, dass er die Abwesenheit Erichs aus dem Reiche von August 1423 bis Mai 1425 berücksichtigt, zunächst noch als wenig feststehend betrachtet werden. Erwägt man die Lübecker Mittheilungen vom Juli 1423 und berücksichtigt dabei ebenfalls die Abwesenheit König Erichs durch fast zwei Jahre, so würde noch die Zeit von Mai 1425 bis Ende 1429 für die Einführung des Sundzolls offen bleiben. Doch scheint mir die Nichtanwesenheit Erichs in Dänemark kein Grund zu sein, die Erhebung des Zolles als nicht möglich zu betrachten. Der erste Versuch kann sehr wohl einer einfachen Weisung des Königs an den Hauptmann des Schlosses „to deme Kroke" entsprungen sein. Es bleibt also die in Frage kommende Zeit wohl die von 1425—1429.
*) Nach freundlicher Mittheilung der Herren Dr. Boeszoermeny, Archivar in Danzig, und Dr. Koppmann findet sich ein solcher Rezess weder in Danzig noch unter dem Material der Rezesssammlung.
Von dänischen und deutschen Forschern ist die Einführung desselben allgemein mindestens ins 14. Jahrhundert, ja von J. F. V. Schlegel, dessen Auseinandersetzungen in dieser Frage am meisten Geltung gewonnen haben, sogar ins 12. zurückdatiert worden, nur Hirsch in seiner Handels- und Gewerbegeschichte Danzigs S. 136 hat sie König Erich dem Pommern „etwa 1425" zugeschrieben. Seine gelegentliche Bemerkung hat aber noch keine Beachtung gefunden; selbst Allen, der sonst Hirschs Arbeit benutzt, hat sie übersehen (S. de tre nordiske Rigers Historie 4, 1, S. 303 ff., Anm. 61). Fridericia weist nun ausführlicher nach, dass Hirsch mit seiner Bemerkung ungefähr das Richtige getroffen.
Er zeigt zunächst vollkommen richtig, dass Schlegel (und nach ihm Dahlmann, Geschichte Dänemarks 3, S. 135) die auf dem Wismarer Tage vom März 1363 (H. R. 1, Nr. 291 § 3) gefassten Beschlüsse über den städtischen Pfundzoll fälschlich auf einen Sundzoll bezogen habe, und dass ein gleiches Missverständnis in Betreff der schonenschen Zolllisten aus den Jahren 1368—70 (H. R. 1, Nr. 453—513) vorliege. Ein in das Jahr 1387 gesetztes Aktenstück des Diplomatarium Langebekianum, das eines Sundzolles gedenkt, weist er als aus der Zeit nach dem Wordingborger Frieden von 1435 stammend nach und zieht dann eine jetzt in den von G. v. d. Ropp herausgegebenen Hanserezessen (H. R. v. 1431—76, 1, Nr. 365 § 53) zum ersten Male zum Abdruck gelangte Instruktion dänischer Gesandter zu einer Verhandlung mit den Städten heran, die uns in eben diesem Diplomatarium bewahrt ist. Diese Instruktion sagt deutlich „dat wy (König Erich) upgelecht hebben to deme Kroke enen unplichtigen nygen tollen uppe enen vrigen openen strom" (H. R. v. 1431—76, 1, Nr. 365 § 53) und dass dieser Zoll „bynnen desser tosate" (das. 1, Nr. 365 § 47) errichtet sei, d. h. nach dem Bündnis zwischen König Erich und den Städten vom 15. Juni 1423. Mithin fällt die Einführung des Sundzolls in die Jahre 1423 — 33, denn Fridericia setzt diese Instruktion nach Jahn ins Jahr 1433, indem er sie auf die Verhandlungen zu Svendborg bezieht, während allerdings v. d. Ropp sie wohl richtiger mit den Verhandlungen in Wordingborg 1434 in Verbindung bringt. Doch ist diese Frage hier irrelevant, denn durch ein anderes urkundliches Zeugnis können wir die Errichtung des Sundzolls mit Sicherheit noch einige Jahre zurück, vor 1430, datieren. Vom Lübecker Tage Neujahr 1430 wird uns nämlich berichtet: „Vortmer so gheven de stede, de mit den erbenomeden heren koninghe to veyde gekomen sint, den anderen erliken steden hyr vorgaddert to kennende, wor umme se hiir vorbodet weren, zecghende aldus: se wysten alle wol, dat de gemeyne copman der Dudeschen henze in allen enden, dar de stede unde copman privilegia unde vryheide hebben, groffliken vorweldet unde vorunrechted werd teghen unse privilegia, dar umme grot not is, dat men dar uterliken umme spreke, unde besunderen is de gemeyne copman in den dren ryken Denemarken, Sweden unde Norwegen von langen tyden here zwarliken unde mennigerleye wys vorunrechted unde beschediged, unde besunderen mit eynen unlympliken, unplichtigen unde unwonliken tolne, den men geven mot to Helsingore" etc. Die Einführung fällt also in die Zeit von 1423—1429. Ersteres Jahr, das Fridericia schon aus den Worten „bynnen desser tosate" erkannte, lässt sich ebenfalls aus dem hansischen Geschichtsmaterial noch sicherer bestimmen. Vom Lübecker Tage im Juli 1423 erfahren wir: „Na der tiid begherden se (des koninges rad to Kopenhavene), uppe dat de crone wat hebben mochte to erer herlicheyd, int erste, dat eyn islik schip in dem Orssunde streke unde geve also vele, alse de stede sulven wolden, dat redelik were, edder dat alle zeevund der cronen halff worde unde halff deme dat tovoren tobehorede, efte dat men den tollen to Schone vorhogede, wente de schepe vormerden sik van dage to dage unde de penning vorergherde sik. Unde bii dem sulven lesten artikele bleven se". Man hat also schon bei den in Kopenhagen geführten Verhandlungen für das am 15. Juni 1423 zwischen Erich und 7 Städten zum Abschluss gekommene Bündnis an die Erhebung eines Sundzolles gedacht, „uppe dat de crone wat hebben mochte to erer herlicheyd", also, wie Fridericia richtig vermutet, um dem Könige eine neue Einnahmequelle zu verschaffen, ist aber dann von diesem Plane zurückgekommen und bei der Erhöhung des schonenschen Zolles stehen geblieben. Schwerlich hat also die Erhebung des Sundzolles noch 1423 begonnen, ja kaum wohl noch 1424; man kann den fraglichen Zeitraum ohne Bedenken auf 1425—1429 begrenzen.
Fridericia muss, nach den ihm zu Gebote stehenden Angaben, in dem Zeitraum von 1423—1433 eine genauere Fixierung suchen. Er legt dabei Gewicht auf eine Angabe bei Hirsch, Handels- und Gewerbegeschichte Danzigs S. 136 Anm. 319, dass „auf dem Rostocker Hansetage 1425 seines Wissens zum ersten Male über den Sundzoll Klage erhoben worden sei". Ein Hansetag zu Rostock 1425 wird allerdings bei Hvitfeldt und Gadebusch erwähnt, aber Nichts vom Sundzoll; ein Rezess dieses Tages, wenn er überhaupt stattgefunden, hat sich nicht erhalten*). Wie Herr Professor Hirsch dem Verfasser gütig mitteilte, enthält die Angabe 1425 einen Druckfehler; er verweist auf den Rostocker Tag vom Juli 1422, doch war auch hier, wie Herr Dr. Boeszoermeny und Herr Dr. Koppmann übereinstimmend mittheilen, vom Sundzoll nicht die Rede. Es kann also diese von Fridericia herangezogene Angabe zur Zeitbestimmung nicht verwendet werden. Auch aus der Angabe des Presbyter Bremensis, dass die Städte sich während des Krieges bemüht hätten, das vom Könige zur Erpressung eines ungewohnten Zolles an der Passage von der Ostsee zum Ocean erbaute Schloss Helsingör zu zerstören, darf doch nicht gefolgert werden, dass der Zoll schon vor Ausbruch des großen Krieges zwischen Erich und den Städten (Sept. 1426) erhoben worden und ein Hauptanlass für die Absage der Städte gewesen sei. Möglich ist das, wenn man will, auch wahrscheinlich, aber über den Charakter der Vermutung erhebt sich diese Angabe zunächst nicht. So muss die Fixierung auf die Zeit von Mai 1425 bis Ausgang dieses Jahres (es sollte gesagt sein bis Sept. 1426, denn erst um diese Zeit wird von den Städten der Krieg gegen Erich beschlossen), die Fridericia dadurch gewinnt, dass er die Abwesenheit Erichs aus dem Reiche von August 1423 bis Mai 1425 berücksichtigt, zunächst noch als wenig feststehend betrachtet werden. Erwägt man die Lübecker Mittheilungen vom Juli 1423 und berücksichtigt dabei ebenfalls die Abwesenheit König Erichs durch fast zwei Jahre, so würde noch die Zeit von Mai 1425 bis Ende 1429 für die Einführung des Sundzolls offen bleiben. Doch scheint mir die Nichtanwesenheit Erichs in Dänemark kein Grund zu sein, die Erhebung des Zolles als nicht möglich zu betrachten. Der erste Versuch kann sehr wohl einer einfachen Weisung des Königs an den Hauptmann des Schlosses „to deme Kroke" entsprungen sein. Es bleibt also die in Frage kommende Zeit wohl die von 1425—1429.
*) Nach freundlicher Mittheilung der Herren Dr. Boeszoermeny, Archivar in Danzig, und Dr. Koppmann findet sich ein solcher Rezess weder in Danzig noch unter dem Material der Rezesssammlung.
Schäfer, Dietrich (1845-1929) Historiker und Publizist
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Lübeck Das Holstentor
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