Erste Fortsetzung

Im Jahre 1852 wurde von der orientalischen Sektion in der dritten Klasse der Akademie die Betrachtung angeregt, ob es bei den dermaligen Beziehungen zwischen Russland und seinen asiatischen Nachbarreichen nicht angezeigt schiene, die Tätigkeit der Akademie im Fache der Sprachen Ost- und Inner-Asiens zu erweitern. Nach dem Statut der Akademie bestand die sogenannte „orientalische Sektion“ nur aus drei Ordinarien, aber die Akademie ist in der glücklichen Lage, außer den bestimmten Ordinariaten in jeder Klasse noch über eine Anzahl Adjunkturen frei verfügen zu können, wo ein vorher nicht dagewesenes Bedürfnis sich fühlbar macht, oder wenn sich gerade die Gelegenheit darbietet, eine tüchtige Arbeitskraft zu gewinnen, indem einem jungen Gelehrten, der Gutes zu leisten im Stande ist, dadurch die Möglichkeit geboten wird seiner Neigung gemäß sich ganz wissenschaftlichen Beschäftigungen hinzugeben und nicht des Lebensunterhalts wegen Zeit und Kraft auf eine der Wissenschaft weniger Frucht bringende Weise zu zersplittern. — Unter den verschiedenen Sprachen Asiens, welche damals ins Auge gefasst wurden, befand sich auch die tibetische. Mit dem Studium dieser war Schiefner seit sechs Jahren schon beschäftigt gewesen , und es waren bis zu jener Zeit schon verschiedene größere und kleinere Arbeiten von ihm über das Tibetische und den Buddhismus , durch die Akademie veröffentlicht worden. So geschah es denn, dass seine, in der Klasse geschehene Wahl zum Adjunkten für tibetische Sprache und Literatur am 5. Juni 1852 mit sehr großer Majorität von der Plenarversammlung der Akademie angenommen wurde. Fast genau zwei Jahre später, am 3. Juni 1854 wurde er zum Extraordinarius befördert; eine weitere Beförderung zum Ordinarius erlebte er nicht, da bis zu seinem Tode kein Ordinariat, für das er sich geeignet hätte, erledigt wurde, aber dafür bezog er seit dem Anfang des Jahres 1861 zu seinem Gehalt noch eine Zulage von 428 Rbl. 82 Kop. aus den ökonomischen Summen der Akademie, wodurch er wenigstens pekuniär den Ordinarien gleichgestellt war. Neben seinem Amte als außerordentlicher Akademiker bekleidete Schiefner in der Akademie selbst noch zeitweilig das eines Mitgliedes des Verwaltungskomitees von Seiten der historisch-philologischen Klasse; ferner seit dem 20. Novbr. 1856 das eines Direktors des ethnographischen Museums bis zur Verschmelzung dieses mit dem anthropologischen Museum 1878, wo Schiefner auf seine Bitte entlassen, und einem Mitgliede der physiko-mathematischen Klasse, dem Akademiker Schrenck, die Direktion des kombinierten Museums übertragen wurde; endlich seit dem 3. Januar 1863, nach dem Abgange des Akademikers Baer das des Bibliothekars der II. Abteilung der Bibliothek der Akademie, in welcher er bis dahin als Konservator angestellt war; außerhalb der Akademie war Schiefner an der katholischen geistlichen Akademie beschäftigt als Professor der altklassischen Sprachen in den Jahren 1868 bis 1873.