Zum Gedächtnis an F. A. Schiefner. Rede gehalten am 11. Dezember 1879 in der Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

Aus: Russische Revue. Monatsschrift für die Kunde Russlands. Band XVI.
Autor: Wiedemann, F. (?-?), Erscheinungsjahr: 1880

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Russland, Russen, Deutscher, Sprache, Bildung, Dichtung, Übersetzung, Finnland,
Am 4. (16.) November dieses Jahres verlor die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg in dem Akademiker wirklichen Staatsrat Schiefner durch den Tod ein Mitglied, das, wie wenig andere, wegen seiner persönlichen Eigenschaften von zahlreichen Freunden und Bekannten geliebt und geschätzt, und durch seine wissenschaftlichen Arbeiten im In- und Ausland bekannt und geachtet war.

Franz Anton Schiefner, geboren am 6. Juli 1817 in Reval, war der Sohn eines Kaufmannes, der als unbemittelter junger Mann aus Böhmen eingewandert war, aber durch Fleiß und Rechtschaffenheit sich in dem neuen Vaterlande eine auskömmliche Stellung geschaffen hatte. Neben vier Schwestern hatte Schiefner noch einen Zwillingsbruder, welcher sich dem Geschäfte des Vaters widmete, während Franz Anton sich schon in der Vaterstadt für eine künftige gelehrte Laufbahn vorbereitete. Im Jahre 1831 trat er in die Tertia der Ritter- und Domschule, in welcher auch sein, ein Paar Jahre vor ihm verstorbener Kollege Karl Ernst von Baer seine Gymnasialbildung erhalten hatte, und 1836 verließ er die Anstalt mit dem Zeugnis der Reife, um auf der Universität zu St. Petersburg die Rechte zu studieren. Bei der Erwählung dieses Studiums war wohl der Umstand von Einfluss, dass ein Bruder seiner Mutter, der Staatsrat Schneider, Gymnasialdirektor, Lehrer an der das Jus später nicht. Zwei Lehrer der Ritterund Domschule in Reval, deren er bis in sein spätestes Lebensalter immer nur mit dankbarer Pietät gedachte, Plate — zugleich Direktor — und Pabst, beide gründliche Kenner der klassischen Sprachen und des klassischen Altertums Rechtsschule und Professor an der Universität war, an welcher letzten Anstalt er das Recht lehrte. Schiefner studierte fleißig die nun einmal ergriffene Jurisprudenz, so dass er 1840 die Universität verlassen konnte als Kandidat der Rechte, aber praktisch verwendet und verwertet hat er und geistvolle Erklärer der griechischen und lateinischen Autoren, hatten in Schiefner die Neigung zum Sprachstudium geweckt und genährt, und dieser Neigung folgte er von nun an stetig, nachdem er den an der St. Petersburger Universität übernommenen Obliegenheiten gewissenhaft gerecht geworden war; dass indessen daneben die altklassischen Sprachen auch hier nicht ganz vergessen wurden, bezeugt die silberne Medaille, welche er für eine Arbeit über Horaz erlangte. So bezog er denn schon 1840 die Universität zu Berlin, wo er besonders das Sanskrit studierte bis 1842, in welchem Jahre er wieder in sein Vaterland zurück kehrte.

Seine erste Anstellung fand er bei dem ersten Gymnasium in St. Petersburg, wo er am 17. August 1843 als Oberlehrer der lateinischen Sprache eintrat. Diese Stelle vertauschte er 1849 mit der eines Oberlehrers der griechischen Sprache, aber diese verlor er bald schon wieder am 26. Juni 1852, weil der Unterricht in der griechischen Sprache an diesem Gymnasium aufgehoben wurde. Einige Jahre vorher war er auch schon in den Dienst der Akademie getreten, wenn auch noch nicht als Akademiker. Es war nämlich der bisherige Konservator bei der zweiten Abteilung der Bibliothek der Akademie, Löwe, aus diesem Amte getreten, und auf die Vorstellung des Bibliothekars, des Akademikers Baer, ward diese Stelle von dem 20. September 1848 ab an Schiefner übertragen.

Haus des Hypothekenvereins in Helsingfors

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J. J. Nervander (1805-1848), finnischer Meteorologe

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Riga

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Reval

Reval

Odessa

Odessa

Universität in Dorpat

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