Zum Anbau des Waldmeisters

Hamburger Garten- und Blumenzeitung (46/1852)
Autor: Niedersächsische Dorfzeitung, Erscheinungsjahr: 1852
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Garten, Waldmeister, Pflanzerde, Glashaus, Ziepflanze, Waldpflanze
Zum Anbau des Waldmeisters.

Der Anbau dieser hübschen Waldpflanze, welche auch den Namen Zierpflanze verdient, ist gar nicht schwierig. Man kann den Waldmeister sogar im Glashause oder auch im Zimmer ziehen. Will man das letztere, so wählt man ganz flache oder tiefere Töpfe, welche aber vorerst zur Hälfte mit trockenem Moos gefüllt werden. Die passendste Erde dazu ist grobe schwarze, sehr humusreiche Walderde. Während des Sommers pflanzt man nun einige Keime oder Wurzeln in die: Näpfe und gräbt diese an schattiger Stelle im freien ein. Vom August an gießt man sehr spärlich und lässt die Töpfe im Freien, bis die ersten leichten Nachtfröste sich einstellen. Dann nimmt man sie heraus und stellt sie anfänglich in ein kaltes, nach einigen Wochen aber in ein wärmeres Zimmer. In den allermeisten Fällen hat man dann im Monat März schon üppigen Waldmeister, dessen Duft nichts zu wünschen übrig lässt. Es empfiehlt sich, ein Umpflanzen der Töpfe zu vermeiden, indessen ist ein Nach- oder Auffüllen von Laub oder alter Weidenerde durchaus notwendig. Bei dem Anbau des Waldmeisters im Garten ist zunächst eine durchaus schattige Stelle auszuwählen. Aus dieser breitet man dann eine dünne Schicht Walderde aus, unterlässt aber das Umgraben der betreffenden Stelle. Nun legt man die Pflanzen mit ihren fadenförmigen, langen Wurzeln darauf, bedeckt sie etwa einen Zoll dick mit derselben Erde, gießt tüchtig an und breitet zuletzt Nadeln oder Laub darüber. Schon im ersten Jahre nach dem Anbaue erscheinen einzelne Keime, welche sich aber derartig vermehren, daß sich in nicht langer Zeit ein förmlicher Rasen von Waldmeister bildet. Eigentümlich ist es, daß die Pflanzen, wenn der Platz sich dazu eignet, immer weiter wandern. Im Herbste jeden Jahres muss daß Beet mit trockenem Laube bedeckt und bei eintretender Trockenheit im Frühjahre zuweilen recht stark begossen werden.
(Niedersächsische Dorfzeitung 1852)