ZITTAU. K. Sachsen Amtshauptstadt.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
Themenbereiche
ZITTAU. K. Sachsen Amtshauptstadt.

Johannis-K. Der spgot. Bau, eine doppeltürmige Hallenkirche, durch Brand 1757 zerstört. Neubau beg. 1766 nach Entwurf von Andr. Hünigen (mit Beibehaltung des alten NTurms). 3sch. Pfll.Halle, das breite, an beiden Enden in den 1/2Kr. übergeführte Msch. mit Muldendecke, die mit Emporen durchsetzten Sschiffe flachgedeckt. — Konstruktionsfehler nötigten im 19. Jh. zu einem Umbau, beg. 1834 nach Entwurf von Schinkel. Das Mittelstück der Fassade neukomponiert, das Innere mit schmucklosem Detail. — Zahlreiche Denkmäler des 17. und 18. Jh. erhalten; unter ihnen das des Prokop Naso † 1608, ein Meisterwerk der Renss.Dekoration. Interessantes Hungertuch, Ölmalerei auf Leinwand, die 6,80 m br., 8,20 m h. Fläche in 90 Felder geteilt; wohl vom Franziskanerkonventualen Vincentius.

Petri-Pauli-K. (Franziskaner). Zusammenfassung von 3 nicht planmäßig zusammengehörenden Bauteilen. 1) Die frühere Nikolaus-Kap., jetzt Sakristei, sp. 13. Jh., zierliches frühgot. Detail mit rom. Erinnerungen. 2) Chor gegen 1293. Gestrecktes Rck., gedeckt mit 4 Kreuzgwbb. (in Backstein) auf Konsolen. 3) Lhs. 15. Jh., 2sch. Hallenkirche, Pfll. in Backsteinformen. — Innere Einrichtung 1658 ff. Schlichtes [pg 459] Chorgestühl 15. Jh. Trefflicher Altarbau 1668; ebenso die Kanzel. Empore in kräftigem Holzwerk. Am Ssch. die Noacksche Betstube mit guter Fassade, 1696. — Denkmäler. Ältestes 1449, Frau und Kind in geritzten Umrissen. Auf dem Kirchhof bar. Gruft-Kapp. Mehrere mit vorzüglichen eisernen Gittern. — Klostergebäude. Erhalten der got. Kapitelsaal. Bibliotheksaal im WFlügel 1662.

Frauen-K. Der ma. Bau durch Brände 1475 und 1535 zerstört. Nur der Chor mit Qsch. whgest. (Letzte Rest. 1897.) Die Formen im Übergangsstil, etwa 1260-80, weisen auf böhmische Beziehungen; wegen der Seltenheit vorgotisch. Denkmäler in der Lausitz besonders beachtenswert. Im Qsch. werden die Kreuzarkaden von der Vierung durch je eine Doppelarkade abgesondert. Unmittelbar an die Vierung schließt sich die polyg. (5/8) Apsis. Hohe, schmale Rundbg.Fenster. Arkaden und Gwbb.Linien spitzbg., Rippen derb rck., teils auf dünnen Diensten mit Knollenkaptt., teils auf gestielten Konsolen. Das Äußere mit Blenden auf ähnlichen Diensten zierlich gegliedert. — Im Altarbau von 1619 eine schöne spgot. Madonna. Kanzel 1619 von Michel Greger. Emporen aus derselben Zeit. Die Wände bergen einen reichen Schmuck von hölzernen Bar. Epitaphen. Die steinernen Denkmäler an den Außenseiten opulent und meist von guter Qualität. Ein Teil ins Stadtmuseum gebracht.

Kreuz-K. beg. 1410. Plan ähnlich der Serviten-K. in Prag. Lhs. quadr. mit Mittelpfl., von dem sich ein regelmäßiger Stern entwickelt. Eingezogener Chor. Material Sandstein. — Der Gekreuzigte mit Maria und Johannes, gute Schnitzw. aus 2. H. 15. Jh. Ausstattung noch 1651. Das 17. und 18. Jh. außerordentlich freigebig mit Grabdenkmälern, namentlich von den Gruft-Kapp. des Äußeren sind mehrere geradezu luxuriös, so die Mönchsche um 1710, die Schrönsche um 1720, die Finksche um 1730.

Dreifaltigkeits-K. (Weber-K.) Einfach spgot. um 1440. 1sch. mit 3/8 Schluß. An Stelle der zerstörten Gwbb. Flachdecke des 17. Jh. Die Grabdenkmäler wiederum sehr zahlreich.

Hospital-K. Kleiner 1sch. Bau des 14. Jh., wiederholt rest. Portal und Fenster noch ausgeprägt frgot. Das Innere durch mannigfaltige Einbauten recht malerisch.

Altes Gymnasium 1571 mit Benutzung von Resten des Johanniterkreuzhofs. Denkmal des Gründers Joh. v. Dornsbach. † 1580.

Vom Rathaus des 16. Jh. haben sich nur der Turm und die Keller erhalten.
[pg 460]

Marstall, zugleich Rüstkammer und Schüttboden, bez. 1511. Der mächtige Dachraum im 18. Jh. umgebaut.

Von den einst zahlreichen Brunnen haben sich die folgenden, durchweg plastisch reich durchgebildeten, erhalten: Marsbrunnen 1585, Samariterinnenbrunnen 1697, Herkulesbrunnen 1708, Schwanenbrunnen 1710.

Wohnhäuser. (Geschichtliche Marksteine sind die Stadtbrände 1589 und 1608 und die Beschießungen 1632 und 1757.) a) Fr.Renss. Neustadt 32 und 34, prächtige Sandsteintore. b) Sp.Renss. Markt 3 und 15, Bautzener Str. 2 und 11. c) Fr.Bar. Markt 24 (Amtsgericht) von 1678; Neustadt 23 von 1681; Markt 4 von 1689, hoch und schmal, reiches Detail, Eindringen Dresdener Einflüsse, auch die Rückfassade zum Johanniskirchhof zu beachten, d) Sp.Bar. Markt 9 von 1710, 7 Fenster br., guter Aufbau und prächtiges Detail; Weberstr. 20 von 1717; Wettinerstr. 21 von 1728; Markt 16, Bautzener Str. 6 von 1745. e) Rok. Lebhafte Bautätigkeit nach Stadtbrand 1757. Markt 13 von 1767.

Städtisches Museum.