Wohlgemuth, oder, Der sichere Weg zum Wohlstand

Eine wahre Erzählung für das Volk aus der Geschichte der landwirtschaftlichen Vereine
Autor: Lauter, W. (?) Großherzoglich Badischem Wiesenbaumeister, Erscheinungsjahr: 1853
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Bauernstand, Wohlstand, Landmann, Tagwerk, Ackerbau und Viehzucht, Pferde, Pflug, Ernte
Inhaltsverzeichnis
  1. An einem schönen Frühlingsmorgen
  2. Bauer und Hof Gramlich
Wenn ich Euch, ihr lieben Freunde aus dem Bauernstande, nun eine wahre Begebenheit erzählen will, so geschieht es nicht, weil ich irgend ein großartiges und staunenerregendes Ereignis wüsste, womit ich Eure Neugierde aufstacheln und spannen möchte. Das, was ich weiß, ist vielmehr eine Erscheinung aus dem gewöhnlichen Alltagsleben, so daß es vielleicht Manchem von Euch vorkommen könnte, als ob er selbst schon Ähnliches gesehen und erlebt habe, als ob ich Personen schilderte, die seiner Umgebung angehören; ja manche freundliche Leserin bekommt wohl Verdacht auf den Verfasser, als ob er sie selbst habe zeichnen wollen, und will darüber fast erröten. — Möge sie nicht grollen, sie ist nicht gemeint. Das gewöhnliche Leben ist überall gleich; wie die Früchte des Feldes überall in ähnlicher Weise keimen, wachsen, blühen und reifen, also auch die Früchte des Menschenlebens; im Kinde keimt die Saat der menschlichen Bestrebungen, sie wächst heran im Knaben und Mädchen zur rosigen Blüte des aufstrebenden Jünglings und der sittsamen Jungfrau, und erfüllt mit dem süßen Dufte der Hoffnung beseligend die Herzen, sie reift im tatkräftigen Mann, und der sorglichen Hausfrau, und glücklich bist Du, o Greis, dessen Leben gute Früchte trug, der Du Dir durch gute Taten einen Weg gebahnt hast, auf dem Du an der sicheren Hand Deines Gottes am Rande des Grabes ohne Zittern einen Schritt in ein anderes höheres Leben tun kannst! —

In der Nähe und Ferne findet Ihr Gute und Böse, Edle und Gemeine, Kluge und Eigensinnige, Freudige und Traurige, Gottesfürchtige und Gottlose.

Wenn gleich also meine Erzählung Euch nicht viel Neues bringen wird, so hoffe ich doch, sie nicht nutzlos aufgezeichnet, sondern Euch eine angenehme Unterhaltung damit bereitet zu haben; denn wie der Mensch oft gerne sich im Spiegel betrachtet, so denke ich, werdet auch Ihr gerne in den Spiegel meiner Erzählung sehen, in der Ihr Euer Thun und Handeln und das Euerer Mitbürger klar erblicken möget; und wie ein Spiegel Euch ohne Täuschung zeigt, wo Ihr rein oder unrein seid, so zeige Euch die nachfolgende Geschichte die schönen Seiten Eueres Lebens und auch jene, für die Ihr eine Besserung, die jedoch nur von Euch selbst ausgehen kann und muss, zu wünschen und zu suchen habet.

Wo, fragt Ihr, hat sich diese wahre Begebenheit zugetragen? — In dem gesegnetsten Lande der Erde, im Garten Deutschlands, im schönen Baden, da, wo ein Kranz blauer Berge herabschaut auf die Pracht der fruchtbarsten Ebenen, die der deutsche Strom Rhein silbern umsäumt, — dort, wo durch die grünen Fluren das klare Bächlein sprudelt, — dort, wo aus dem Blütenmeer der Obstbäume heimlich die Wohnungen hervorlugen, — dort hat Gott das Füllhorn seiner Gaben reichlich ausgegossen und dort wohnen unter segnendem Szepter eines milden und weisen Fürsten die glücklichen Leute, von denen Ihr nun hören sollt; dort sind alle Landleute gleich froh, gleich zufrieden, gleich glücklich, — und sind sie es nicht, — so ist es ihre eigene Schuld. — Diese werden nirgends, selbst in der ewigen Seligkeit, keine Zufriedenheit finden, es sei denn, daß sie in sich den Geist der Unzufriedenheit, den Vater alles Bösen, bekämpft und besiegt haben werden. — Ist dieser gefallen, dann teilen sie schon hier den Frieden der Glücklichen. —

Arbeitspause für Mensch und Tier

Arbeitspause für Mensch und Tier

Hahn und Hennen

Hahn und Hennen

Landliebe

Landliebe

Mittagspause im Pferdestall

Mittagspause im Pferdestall

Ochsen vor dem Pflug

Ochsen vor dem Pflug

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schaf- und Ziegenhirtin

Schaf- und Ziegenhirtin

Pferd zum Beschlag in der Dorfschmiede

Pferd zum Beschlag in der Dorfschmiede

Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) mecklenburgischer Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler, Sozialreformer und Musterlandwirt.

Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) mecklenburgischer Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler, Sozialreformer und Musterlandwirt.