Das Wetter

„Heute ist ein Zweifelwetter und morgens ging die Sonne so viel nett am Ferner auer,“ sagte die Weber-Zenze*).

„Manche sagen, mit dem Wetter habe unser Herr nichts zu tun, dafür habe er die Wetterherren **). — Wie schnell es oft anders wird! Einmal kamen wir morgens ins Zirog auf die Mahd, — es war ein kaltes, windiges Wetter, — wir hatten ein tolles Feuer in der Weite angeschürt und die Pfanne voll Wasser zum Muskochen darauf gestellt. Ich bin nur ums Mehl gegangen; aber bis ich wiederkam, war das Feuer aus und das Wasser in der Pfanne am Rande herum gefroren. Das ist wahr! Danach legten wir uns zum Schlafen, und als wir aufwachten, schien die Sonne und war das schönste Wetter.“


Kleine Kinder verspüren die Veränderungen des Wetters; Erwachsene nur, wenn sie „tadelhaftig“ sind.

Wenn die eisernen Pfannen in der Küchel leicht rosten, gibt es Regen, und wenn in der Weite der Geier schreit, Schnee. Der Eine hält dies, der Andere das für ein sicheres Los. Nach meiner Meinung tun die Leute manchmal was erraten, aber wissen tun sie alle nichts, auch nicht die Fischer um Sterzing, die meinen allerlei zu wissen. Das will ich nicht sagen, dass selle Sterndeuter, die allem dem Zeug abwarten, nicht mehr wissen können. — Heute hann ich den Schnupfkönig in der Hecke gesehn, da gibt es schiech Wetter.

*) Eine Gossensasser Bäuerin, bei der wir wohnen.
**) Die Heiligen Johann und Paul, deren Tag am 26. Juni ist.


Wer ist denn der Schnupfkönig? fragten wir.
Ei, das kleine Vögele, welches das Schnallele (Schwänzchen) immer über sich schlägt.
Unser Zaunkönig! Warum nennen Sie den denn Schnupfkönig?
Ei, weil es einer ist! —
Die Veränderlichkeit des Wetters im Frühling wird drastisch charakterisiert:
„Der März geht ein wie ein Lampel und aus wie ein Löwe! Der März ist ein Lump; darum wachsen bei ihm die Flöhe so gut. Und der April ist des Märzen Gesell. Die guten Tage, die er hat, stiehlt er den andern Monaten vorweg. Die Kranken, die den Winter bettlägerig geworden, packt der März und frisst sie.“

Meistens wird unter dem Worte Wetter Gewitter verstanden. „Wenn der Donner recht rollt, so wird die Erde ,rogel' (weich, mürbe, fruchtbar).
„Die Wolke lag da wie ein Stein“; es hat immer ,gehimmblitzet', jetzt läutet die Wetterglocke. Zuckt trotzdem der Blitz und kracht der Donner, ist schon gefehlt, zu spät geläutet worden; denn ist das Wetter erst im Holz, — von der kahlen Höhe bis in die Waldregion herabgesunken, — dann hilft das Läuten nichts mehr.

Wenn man geweihte Kätzchen von den Weiden isst, wird man nicht vom Blitz erschlagen. Auch geweihte Eier vergraben manche zu Ostern unter die Türschwelle und Stalltüre zum Schutze gegen das Wetter.

„Das sind so Glauben“, sagte unsere Wirtin; „ich glaube nicht daran, es mag wohl gegen so ein gemachtes Wetter helfen, aber nicht gegen eins, welches uns der liebe Herrgott schickt.“

Gemachtes Wetter! „Wer kann denn Wetter machen?" fragten wir, und sie erzählte:

„Einmal, vor vielen, vielen Jahren, hundert kleckt nicht, waren Zigeuner in Stilfes bei Sterzing, und als sie weiterzogen, ließen sie einen kleinen Buben zurück; der Kurat aber nahm ihn zu sich. Der Herr liebte es, auf die Jagd zu gehen, und der Bube begleitete ihn öfters.
Eines Tages kamen sie mitsammen hoch oben auf einem Joche an ein Wasser. Da sagte der Bube: Hier könnte man ein Wetter machen.
So mache eins, sagte der Kurat, mache, dass dem Pfarrer das Korn verhagelt.
Der Bube ging ins Wasser, reckte die Hände aus und sprach allerlei, und das Wetter kam. Als sie vom Berge hinunterstiegen, fanden sie des Pfarrers Korn verhagelt.
Da nahmen die Geistlichen dem Buben das Wettermachen, ohne dass er es wusste.
Als später wieder der Kurat mit ihm an ein Wasser kam, hieß er ihn wieder ein Wetter machen, aber da konnte er es nicht mehr. —
Nun wissen Sie es, dass Wetter gemacht werden können.“

Der Hagel, Schauer genannt, findet sich in einem Ausspruche charakterisiert, indem er zum Vergleiche dient, um das Verderben, welches ein zorniges Weib in ihrer Umgebung anrichtet, zu bezeichnen: Ein zorniges Weib ist schlimmer für das Haus, als der Schauer fürs Feld, und der ist so schlimm, dass, wenn man ihn in einen Sack steckte und nur darüber trüge, er noch schaden würde.“