Abschnitt 10

Wilhelm Ulenoge und seine Fälschungen


Bei der nun folgenden Zusammenstellung der Ulenogeschen Fälschungen habe ich mich nicht an dies bei den Akten befindliche Verzeichniß halten können, da die dort gegebenen Auszüge, besonders hinsichtlich der Datirung, meist sehr ungenau sind und die willkürliche Reihenfolge eine Uebebersicht sehr erschwert.


Ich habe die noch bei den Ulenogeschen Akten befindlichen Originale, Kopieen und Konzepte sämmtlich neu regestirt und lasse sie demnächst in chronologischer Anordnung folgen. Die in den Prozeßakten angewandten und auf jedem Original verzeichneten Registraturnummern AI-ttt 89 sind in der Schlußzeile der nachstehenden Regesten mitgetheilt.

Bei dieser umfassenden Neuregestirung ergab sich, daß eine Anzahl Nummern, die in der bei den Akten befindlichen Registratur der Ulenogeschen Briefe verzeichnet sind, jetzt nicht mehr vorhanden ist, weder in Originalausfertigung, noch im Konzept, noch in Abschrift. Da sich in diesen Fällen ein neues genau datirtes Regest nicht anfertigen ließ, habe ich die betreffenden Nummern aus der "Registratur" unverändert übernommen und sie in die chronologische Folge eingereiht. Um diese Nummern äußerlich kenntlich zu machen, ist ihnen ein †) beigesetzt worden.

Es sind die Registraturnummern

Tabelle


Andrerseits fanden sich jedoch Stücke, meist Konzepte, aber auch einige Originale, die wahrscheinlich erst nach Abschluß der "Registratur" zu den Akten kamen und daher in ihr keine Aufnahme mehr finden konnten. Während die Konzepte alle schon durch die Handschrift dem Ulenogeschen Fälschungskreise zugewiesen werden, ist es bei einigen der Originale zweifelhaft, ob sie Ulenoge zur Last gelegt werden können, wenn sie sich auch deutlich genug als Fälschungen erkennen lassen. Ich habe alle diese in der "Registratur" nicht erwähnten Stücke durch einen. *) kenntlich gemacht. Es sind die Nummern 24*), 36*), 37*), 67*), 71*), 83*), 85*), 90*), 99*), 100*), 102*), 104*), 105*), 106*), 108*), im Ganzen 15 Stücke.

Endlich befinden sich bei den Ulenogeschen Fälschungen noch 5 die Familie v. Raben betreffende Originalausfertigungen. Auch sie sind nicht in der "Registratur" vermerkt. Auf den ersten Blick als Fälschungen kenntlich, sind sie wohl bei Gelegenheit des Ulenogeschen Handels eingeliefert worden, obwohl Ulenoge sicherlich nicht ihr Urheber gewesen ist. Siegel, für die Ulenoge bestimmt gesorgt haben würde, findet man an ihnen überhaupt nicht: nur Siegelstreifen und Einschnitte; ein sehr schwacher Versuch, den Stücken Glaubwürdigkeit zu verschaffen! Auch diese Stücke sind der chronologischen Ordnung eingefügt, unter Hinzusetzung von **) zur Nummer. Es sind die Nummern 17**), 56**), 63**), 94**) und 95**).

Durch diesen Zuwachs von zusammen 20 Stücken haben sich die in der "Registratur" vereinigten 89 Nummern auf 108 gesteigert. Daß es nicht 109 geworden sind, erklärt sich daraus, daß in der "Registratur" unter V 20 eine echte Urkunde, die bei den Fälschungen benutzt wurde, und unter dd 50 der von Ulenoge entworfene Stammbaum der Moltkes aufgeführt werden. In die nachfolgende Zusammenstellung der Regesten gefälschter Urkunden konnte natürlich keiner von diesen beiden Stücken aufgenommen werden. Andrerseits sind unter der Registraturnummer F 15 zwei Stücke zusammengefaßt, von denen in der nachfolgenden Regestensammlung jedes seine besondere Nummer erhalten mußte. So erklärt sich die Zahl 108.

Nunmehr mögen die Regesten der Fälschungen folgen:

1. 1348. Juli 14. Rostock.

Herzog Albrecht II. zu Meklenburg bestätigt eine
inserirte Urkunde Burwy III. (Rostock, 1262, Okt. 31), in
der dieser dem Ritter Mattheus Moltke zu Strietfeld und
Vogtshagen und Erben die Dorfer des Teutenwinkels,
nämlich Teutenwinkel (Tötkendorp), Gehlsorf
(Michelstorp), Oldendorf (Oldenkrummendorpe),
Krummendorf (Nyenkrummendorpe), Lübbersdorf,
Petersdorf, Peez (Petze), Nienhagen, Hinrichsdorf,
Goorsdorf, Häschendorf (Heizckendorpe) und Dierkow
(Deerkowe) verkauft hat.

Zeugen: her Vicke van Devitze, ridder, heren Bartoldo
Raden unde Bernhardo Alkun.

tho Rostogk . . . 1348, deß anderen dageß nha Margreta
der hilligen junckvrouwen.

Auf Pergament mit an Seidenschnüren
hängendem Wachssiegel abgenutzter Platte,
abgeb. M. U.-B. X, 7079. - Das Transsumpt
ist ebenfalls gefälscht.

reg. Ulenoge zz 70.

2. 1358. September 12. Rostock.

Albrecht II., Herzog zu Meklenburg, verleiht den
Moltkeschen Brüdern Johann zu Teutenwinkel, Conrad
zu Redebas und Vicke zu Strietfeld, nachdem sie das
inserirte Münz-, Gerichts- und Lehenprivileg des
Dänenkönigs Erich (1298, September 29) ihm
zurückgegeben, das erbliche Recht, über ihre Lehengüter
innerhalb der Familie frei zu verfügen, und daß immer
der Aelteste Bannerherr und Erbmarschall im Lande
Rostock sein soll.

Zeugen: her Arent Levetzow, ridder, Bertram Bere, unse
cancelar, Grube Veregge und Henning Hobe, knapen.

tho Rostogk . . . 1358, des midtwekens na der gebort
Marien . . .

Auf Pergament mit an Seidenschnur
hängendem beschädigten Siegel, abgeb. M.
U.-B. Titel zu Bd. XVI. - Das Transsumpt ist
ebenfalls gefälscht.

Dazu beglaubigte Notariatsabschrift.

reg. Ulenoge eee 75.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wilhelm Ulenoge und seine Fälschungen