Wie erhalten wir unsere Gesundheit? Auch die Füße verlangen ihr Recht! Ein Beitrag zur richtigen Behandlung und Pflege der Füße

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1929
Autor: Alwin Dreßler, Erscheinungsjahr: 1929

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Gesundheit, Füße, Behandlung und Pflege, Schuhwerk, Körperteil, Fundament des Körpers, Fußbekleidung,
Die Unrast des Erwerbslebens lässt so manchen, der an seinem Körper Anzeichen eines beginnenden Leidens bemerkt, nicht zu dem Entschluss kommen, beizeiten für Abhilfe zu sorgen. Da tröstet man sich damit, dass das Übel noch nicht so weit vorgeschritten sei und sich wahrscheinlich von selbst beheben werde. Auch lässt man sich wohl durch die Furcht, es könnte die Behandlung eine Unterbrechung der Berufstätigkeit oder einen Verzicht auf die liebgewordenen Gewohnheiten erfordern, davon abhalten, sich über die Natur des Leidens zu unterrichten.

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Der Fuß spielt in unserem Leben eine überaus wichtige Rolle, und doch behandeln wir ihn so schlecht, dass wir uns nicht darüber wundern dürfen, wenn er sich schließlich rächt und seine Dienste versagt. Die Ursache für die landesübliche Misshandlung des Fußes ist zum Teil in den verfehlten Schönheitsbegriffen zu suchen: in Schönheitsbegriffen und Modetorheiten, die es nicht mehr zulassen, dass der Schuh den Füßen angepasst werde, sondern verlangen, dass sich der Fuß in irgend ein als Schuh bezeichnetes Phantasiegebilde gewaltsam hineinzwängen lasse. Wie der Fuß unter der ihn umgebenden Hülle aussieht, ob wohlgestaltet oder verkrüppelt, gepflegt oder ungepflegt, entzieht sich dem Blick der Mitmenschen, daher wohl auch die weitverbreitete Vernachlässigung des Fußes im Vergleich zu andern Körperteilen, die unverhüllt sichtbar sind, wie zum Beispiel die Hände. Für die Fußbekleidung muss als oberster Grundsatz gelten: Der Schuh für den Fuß, nicht der Fuß für den Schuh!

Unter hundert Personen der größeren Städte gibt es mindestens achtzig bis neunzig, an deren Füßen etwas nicht in Ordnung ist. Wir finden da alle Grade der Missbildung, Verunstaltung und Erkrankung, von der leichtesten bis zur schwersten Gattung. Von all diesen Leiden sind vielleicht drei Viertel auf den eigenen Unverstand oder auf den der Eltern und Erzieher zurückzuführen. Schwere, später nicht mehr gutzumachende Fehler werden oft schon im frühesten Alter an den Kindern begangen, deren Knochen noch nicht widerstandsfähig sind. Damit eine Senkung des Fußgewölbes verhütet wird, ist es unbedingt zu verhüten, dass sich die Kinder zu früh auf die Beine stellen. Die meisten Fußerkrankungen stellen sich jedoch bei Erwachsenen und bei Personen vorgerückten Alters ein. Da klagen die Leute oft über Schmerzen an den Füßen, obwohl ihre Füße ganz normal sind. Oft strahlen die Schmerzen bis an die Hüften aus, und man denkt zunächst an Rheumatismus, Ischias oder Gicht, ohne die Ursachen dieser Beschwerden zu erkennen. Meist sind es aber die Füße, die solche Schmerzen Hervorrufen, denn durch die Überlastung beim Gehen und Stehen oder durch das Tragen von Schuhen mit zu hohen Absätzen drückt das Knochengewölbe des Fußes nach unten, Muskeln und Bänder werden geschwächt, die Füße verlieren ihre Tragkraft und brechen allmählich zusammen, wenn nicht frühzeitig etwas dagegen geschieht.

Der Fuß ist ein Wunderwerk der Natur. Seine Konstruktion, sein Mechanismus ist unter geringstem Materialaufwand zu einem elastisch-federnden, bogenförmigen Fundament geformt, auf welchem die schwere Last des Körpers ruht. Unter dem dauernden Druck ist indes der Fuß der Gefahr ausgesetzt, allmählich zusammenzubrechen.

Die Ermüdung des Fußes ist die erste Mahnung vor drohender Gefahr. Der Fuß ist überlastet und verlangt Ruhe und Schonung zur Wiedererlangung seiner Kräfte. Wird ihm hierzu keine Zeit gelassen, wird er in der Ausübung seines schweren Dienstes misshandelt, so stellen sich Schmerzen ein, und mit diesen beginnt das Stadium der Fußbelastungsbeschwerden, die allmählich in recht langwierige Knick- und Senkfußleiden ausarten.

Wie kann man diesen Übeln begegnen?

Zunächst ist es erforderlich, dass man bei eintretenden Fußbeschwerden oder bei rascher Ermüdung seine Füße auf ihre schmerzhaften Stellen hin genau prüfen lässt. Die neuzeitige Fußbehandlungsmethode bedient sich hierbei eines Fußreflexspiegels, der eine genaue Ermittlung der überlasteten und geschwächten Stellen der Füße ermöglicht und mit plastischer Deutlichkeit die Ursachen der Fußbeschwerden zu erkennen gibt. Alsdann ist die Anwendung einer nach Möglichkeit elastischen, den Füßen anschmiegsamen Fußstütze oder Einlage von Wichtigkeit. Eine starre Einlage aus Metall kann einen heilwirkenden Zweck nicht so erfüllen, denn sie erzeugt nicht nur Druckschmerzen, sondern hemmt auch die Tätigkeit der Muskulatur. An eine wirklich zweckdienliche Einlage müssen im wesentlichen folgende Anforderungen gestellt werden: Sie muss den Fuß da unterstützen, wo er am stärksten belastet ist, sie muss bis zu einem gewissen Grade federn und je nach der Beschaffenheit des Fußes auf eine mehr oder minder starke Wölbung eingestellt werden können, sie muss schließlich die Möglichkeit bieten, die Wölbung allmählich herabsetzen zu können, um den Fuß wieder auf seine eigene Muskeltätigkeit anzuweisen. Nur dann ist mit einem nachhaltigen Erfolg zu rechnen.

Im Vollgefühl körperlichen Wohlbehagens und ungeschmälerter Arbeitstüchtigkeit befindet sich nur der, dessen Leibesorgane ihre natürlichen Dienste erfüllen. Dafür verlangen sie aber auch eine angemessene Pflege, die man ihnen auf die Dauer nicht ungestraft verweigern kann. Auch die Füße verlangen ihr Recht, und dies umso mehr, als sie sich während ihres schwersten Arbeitsdienstes in einer enggeschnürten Hülle befinden, die eine richtige Blutzirkulation und eine genügende Hautausdünstung nicht zulässt. Es ist daher unerlässlich, den Füßen die Pflege angedeihen zu lassen, die sie dringend benötigen. Hierzu gehört in erster Linie eine regelmäßige, vernunftgemäße Fußmassage, die nach fachmännischer Beratung in Verbindung mit einem giftfreien Kräuterbad, dem Verlauf der Muskeln entsprechend, also immer von der Fußspitze zum Knie, vorgenommen werden muss. Eine solche Massage beseitigt rasch die Wirkung der Ermüdung, übt einen starken Einfluss auf die Absonderung aus, ist wirksam bei Stockungen im Blutumlauf, bei Hautblässe und Blutarmut der Füße, bei rheumatischen Beschwerden, bei Verhärtung, Knoten, Hühneraugen und Hornhaut und fördert die Hautatmung. Sie steigert das Wohlbefinden des ganzen Körpers, verschafft den Füßen mehr Beweglichkeit und trägt infolge besserer Ausarbeitung des Körpers dazu bei, die Schlankheit zu fördern.

Ein weiteres Mittel zur Erhaltung und Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit der Füße sind die gymnastischen Übungen. Zweck der Fußgymnastik ist, die Fußmuskulatur so zu betätigen, dass sie straffer, kräftiger und widerstandsfähiger wird. Eine zielbewusste Gymnastik ist für den menschlichen Fuß eine geradezu unentbehrliche Forderung, denn sie bewirkt eine stärkere Durchblutung der geschwächten Muskeln und trägt dazu bei, ein gesundes Verhältnis im Zusammenwirken aller körperlichen Kräfte herzustellen.

Der Fuß ist das Fundament des gesamten menschlichen Organismus, daher lege man größten Wert darauf, ihn gesund und standhaft zu erhalten.

Die kleine fidele Badegesellschaft

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