Die Kräfte der Arbeiterbewegung

und der Widerstandsbewegung aus den von Deutschland besetzten Ländern waren zunächst in der schon an anderer Stelle beschriebenen Weise zusammengefasst. Dazu kamen dann einige jüdische Gruppen, die sich mit uns vereinigten. So eine, die etwa 300 Personen stark war und sich vorwiegend auf polnische, aber auch auf Juden aus anderen Ländern stützte. Sie waren durch unsere Losung angezogen: „Nicht kampflos vergasen lassen!" Sie empfanden es als eine Schande, dass über 4 Millionen Juden in Auschwitz vergast wurden und bis auf einen Fall widerstandslos. Sie sagten uns, sie fühlen sich zu den letzten europäischen Juden gehörig und — wenn sie schon ihre Vergasung nicht verhindern können — sollte sie doch keinesfalls kampflos erfolgen. Wir haben diese Menschen in unsere Widerstandsorganisation eingereiht und mit ihnen die besten Erfahrungen gemacht. Die vier tapferen Mädchen, von deren Wirken und Sterben ich an anderer Stelle berichte, entstammten dieser Gruppe.

Eine weitere Gruppe, die etwa 120 Häftlinge umfasste und im wesentlichen ihre Basis auf dem sogenannten Bauhof hatte, schloss sich unserem Kampf ebenfalls an; Sozialisten, Kommunisten und Parteilose waren in dieser Gruppe.


Eine Reihe kleinerer Gruppen wurde ebenfalls im Laufe der Zeit von uns aufgesaugt. Sicher gab es bis zum Schluss noch selbständig arbeitende Gruppen, mit denen wir keine Verbindung hatten, aber für das Stammlager Auschwitz I können wir wohl sagen, dass wir die Widerstandskräfte im wesentlichen in unserer Organisation vereinigt hatten. Diese Organisation umfasste einen hohen Prozentsatz der Häftlinge, zeitweilig 5 bis 8 Prozent, was bei dem ungeheuren Terror und den nationalen Verschiedenheiten sehr viel bedeutete.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz