Die Hilfsaktionen

Die offizielle Ernährung war völlig unzureichend. Einige von uns arbeiteten in der SS-Küche, im SS-Lazarett, im Truppenversorgungslager, auf dem Schlachthof oder außerhalb des Lagers und kamen dort mit freien Arbeitern zusammen. Wir genieren uns nicht, zu berichten, dass wir unsere Freunde beauftragten, an diesen Stellen zu stehlen, so viel sie nur konnten, und uns diese Dinge zur Verteilung zur Verfügung zu stellen.

Wir haben auf diese Weise manche Woche bis zu hundert Broten zusammengeholt, die wir an die Freunde aller Nationen in den schweren Kommandos verteilten. Manchem guten Antifaschisten oder guten Kamerad konnten wir auf diese Weise helfen, und viele, sonst nicht mehr aufzutreibenden Medikamente konnten so von uns beschafft und Bedürftigen gegeben werden.


Es gab Polen und vorwiegend Tschechen, die noch von zu Hause Pakete erhielten; mit einigen koppelten wir jeweils einen Hungrigen, dem geholfen werden musste.

Wir bestimmten Kameraden, die die Zugangsquarantänen beobachteten, um zu sehen, wer neu eingeliefert wurde, um sofort die nötige Verbindung zu bekommen. Da die Neuen der Vergasung entgangen, noch voller Schmerz über die Vernichtung ihrer Angehörigen oder Freunde waren, mussten wir versuchen, gerade diesen Menschen neue Lebensimpulse zu geben. Das Stück Brot, das wir mit ihnen teilten, war also für sie ein Zeichen, dass auch in dieser Hölle die Solidarität lebt. Wie viele haben unter Tränen auf diese Weise neuen Lebensmut gefasst. — Leider konnten wir nicht allen helfen; so mancher gute antifaschistische Kämpfer ist sicher einsam zugrunde gegangen. — Aber vielen haben wir doch geholfen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz