Die Arbeit geht weiter

Diese Opfer des Kampfes hatten uns schwer erschüttert, trotzdem setzten wir unsere Arbeit fort. Wir durften nicht müde werden. Die Flucht einzelner wurde mit Erfolg fortgesetzt, ebenso das ganze System der eben geschilderten Arbeiten. In der Masse der Häftlinge wuchs der Widerstandswille. Ein Zeichen für die Kampfstimmung im Lager war folgendes: Ein belgischer Jude, der sich in Belgien als Spitzel der Gestapo betätigt hatte, kam eines Tages selbst in Auschwitz an. Die Gestapo hat sich immer zu allen Zeiten ihrer Mitwisser, wenn sie für ihre Zwecke nicht mehr zu gebrauchen waren, entledigt. Dieser Spitzel hatte viele Juden, die sich versteckt gehalten hatten, der Gestapo in die Hände gespielt, die sie dann ins Lager nach Auschwitz sandte. Viele von ihnen lebten schon nicht mehr.

Er wurde nun von den empörten Häftlingen aus der Quarantäne geholt und durch das ganze Lager geprügelt. Die Häftlinge aller Nationalitäten beteiligten sich daran, bis er endlich halbtot zu seinem Schutz von der SS in den Bunker geführt wurde.


Dasselbe wiederholte sich, als ein deutscher Berufsverbrecher aus einem Nebenlager kam, der dort Häftlinge sehr stark misshandelt hatte. Auch er wurde durch das Lager geprügelt. Er hing sogar schon am elektrischen Draht, kam aber wieder los und wurde dann ebenfalls von der SS in Sicherheit gebracht.

Der schon genannte Banditenkapo Schulz, der sich nicht nur als Spitzel der politischen Abteilung betätigte, sondern auch durch sein wildes Prügeln der Schrecken der Häftlinge seines Kommandos war, wurde in der Silvesternacht 1944/45 vollkommen kaputt geschlagen auf dem Eis des Wasserbehälters des Lagers gefunden.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz