Der Weg nach draußen.

Verbindungswege nach draußen gab es mehrere, sie waren meist einseitig, d. h. auf ihnen konnte man Meldungen und Nachrichten nur nach draußen geben. So haben z. B. Häftlinge, die später mit der Verpflichtung, im Lagerbereich zu arbeiten, entlassen wurden, Briefe transportiert. Das war nicht immer einfach, denn sie mussten die Briefe, die häufig nach Wien oder in einzelne Teile Deutschlands gehen sollten, in Kattowitz in den Briefkasten stecken. Ohne Urlaubsbewilligung dahin zu kommen, war für Halbfreie mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden und gefährlich. An die Stellen, an denen Häftlinge mit freien Arbeitern zusammen arbeiteten, wurden gelegentlich sehr viele Briefe verschickt, aber wir hatten keine Kontrollmöglichkeit, um zu überprüfen, ob sie ihr Ziel erreichten. Das gleiche können wir von den Versuchen dieser Art mit bestochenen SS-Leuten sagen.

Einen guten zweigleisigen Weg hatten wir über einige Zwischenstationen nach Krakau zur dortigen Widerstandsbewegung. Cyrankiewicz, der vor seiner Verhaftung Leiter der Sozialisten von Krakau war, hielt hier die Verbindung und führte praktisch vom Lager aus die Widerstandsgruppen in Krakau und Umgebung weiter. Oft geschah es, dass dieser Weg durch Verhaftungen und Erschießungen unterbrochen wurde, aber immer wieder wurde er neu aufgebaut, häufig durch polnische Kameraden, die zu diesem Zweck aus dem Lager flüchteten.


Gewiss gab es auch ab und an Schwierigkeiten, bedingt dadurch, dass manch polnischer Kavallerie-Leutnant, der im KZ saß, glaubte, die Befreiung Polens müsste von ihm kommen, sich hinsetzte, einen Plan ausarbeitete und nun versuchte, ihn auf alle möglichen Arten durchzuführen. Es gab gerade bei der Verbindung nach draußen Auseinandersetzungen mit den reaktionären Kräften. Die Londoner Polen hatten einen Militärbevollmächtigten für das oberschlesische Gebiet entsandt, der von außen ebenfalls mit uns in Verbindung stand. Seine Aufgaben waren begreiflich militärischer Art. Es gelang uns trotzdem, wenn auch mit vielen Schwierigkeiten, mit allen diesen Kräften zusammenzuarbeiten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz