Der Smaragd

Von Nöggerath, Johann Jacob Dr. (1788-1877) deutscher Mineraloge, Geologe, Publizist und Journalist. 1857

Es gibt keinen anderen Edelstein, welcher dem Smaragde in der Schönheit und Lieblichkeit der Farbe gleichkommt. Unter den grünen Farben ist die smaragdgrüne die reinste, die glücklichste Verschmelzung des Blauen mit dem Gelben, so dass keine dieser beiden Farben hervortritt. Jeder kennt Smaragdgrün, der Ausdruck ist in die Sprache des gemeinen Lebens übergegangen: er bezeichnet die wahre Charakterfarbe in der Reihe aller grünen Nuancen. Wenn nun dieses herrliche Grün in schönen reinen Smaragd - Exemplaren mit völliger Durchsichtigkeit und hohem Glanze zusammentritt, so ist die Erscheinung in ihrer großen Einfachheit eine der angenehmsten und freundlichsten für das Auge, welche die Natur irgend in ihren Körpern darbieten kann. Dazu gesellt sich noch beim Smaragd die Seltenheit und entsprechende Kostbarkeit, die Schwerzerstörbarkeit und der schöne Schliff, welcher ihm durch die Kunst gegeben werden kann: alles Eigenschaften, welche wesentlich den Wert der Edelsteine bedingen, und daher den Smaragd zu einer Gemme von ausgezeichnetem Range erheben. Unter seinen Rivalen steht er auch wirtlich hoch, und kaum kann einer der übrigen schönen farbigen Edelsteine mit ihm in gleiche Linie gesetzt weiden. Rubin und Saphir sind es allein, welche in ausgezeichneten Beispielen mit dem Smaragd in den Wettstreit treten können. Des Diamantes, welcher in der reinsten Farblosigkeit und mit seinem ganz unübertroffenen strahlenden Feuer auftritt, und dadurch alle übrigen Edelsteine in der Schönheit und zugleich in allen ihren übrigen Requisiten weit überbietet, ist hier nicht zu gedenken; er gehört nicht zu den farbigen der Familie.


Schon in sehr allen Zeiten ist der Smaragd bekannt gewesen und nicht allein als ein kostbarer Edelstein geschätzt, sondern auch als Schmuckstein benutzt worden und selbst hat man wertvolle Kunstwerte in denselben geschnitten, Herodot erzählt uns die Geschichte des im Altertume oft besungenen Schicksalsringes des Polykrates, in welchem ein Smaragd gefasst war, und wenn auch der viel spätere römische Naturforscher Plinius den Stein dieses Rings einen Sardonyx und unverletzt und ungeschnitten nennt, so ist doch der viel älteren Quelle, nämlich dem Herodot, mehr Glauben zu schenken.

Aus dem Werte, welchen Polykrates auf seinen Ring legte, darf man umsomehr folgern, dass dieser nicht allein auf der Schätzung des bloßen Edelsteins, sondern mehr auf derjenigen der darin geschnittenen künstlerischen Darstellung beruhte, als Herodot den Ring ausdrücklich als das Werk des Samiers Theodoros bezeichnet, und dieses auch von dem späteren Pausanias mit dem Zusatze erwähnt wird, dass der genannte Künstler das Gebilde des Smaragds in jenem Ringe gearbeitet habe.

Man könnte dieser sehr bestimmten Angabe entgegensetzen, dass uns Plinius erzählt, man sei darin übereingekommen, den Smaragd zu schonen und schneide daher nach allgemeinem Einverständnis nicht in diesen Stein, auch wären die scythischen und ägyptischen Smaragde so hart, dass man sie nicht verletzen könne. Auf diese Äußerung des Plinius ist aber durchaus kein Gewicht zu legen, da er an einer andern Stelle einen auf der Insel Kypros für sechs Gold-Denare feil gebotenen Smaragd erwähnt, auf welchem eine Amymone eingeschnitten war: auch ferner noch mitteilt, dass man im Zeitalter des Ismenias Smaragde geschnitten habe. Die Anführung, dass der Smaragd nicht geschnitten werde, ist daher bloß eine Metapher zum Ruhme seiner Härte und seiner Kostbarkeit, wie dieses denn auch die in unseren Gemmen-Sammlungen aufbewahrten antiken Intaglios von Smaragd beweisen, wenn dergleichen auch grade nicht sehr gemein sind. Es ist begreiflich, dass man einen so kostbaren Edelstein nicht oft zum Eingravieren benutzte, weil er an sich selbst und ungeschnitten schon schön genug war. Plinius bespricht noch besonders den Wert des Smaragds, und gibt ihn wenigstens relativ an. Dem Diamant lässt er die erste Stelle, dann folgen die Perlen, und an dritte Stelle setzt er den Smaragd. Kein Edelstein, fährt er fort, habe eine so liebliche Farbe. Grüne Gläser und grünes Laub schauten wir mit Vergnügen, aber mit noch größerem den Smaragd, denn von so ausgezeichneter grüner Farbe kenne man keinen andern Körper: sein Anblick erfülle zwar das Auge, sättige es aber nicht. Das Gesicht würde sogar durch den Smaragd erquickt, wenn es durch Anstrengung ermattet sei. Für die Steinschneider sei er die angenehmste Stärkung der Augen, die sein sanftes Grün erquicke. Den Smaragden werde gewöhnlich eine ausgehöhlte Gestalt gegeben, um die Lichtstrahlen zu sammeln. Große Smaragde gäben gleich einem Spiegel ein Bild. Nero habe die Gladiatoren-Kämpfe in einem Smaragd-Spiegel angeschaut.

Manche dieser Mitteilungen tragen allerdings den Charakter wenig ausgebildeter physikalischer Grundbegriffe und sind halb poetische Auffassungen im Geiste der alten Römer. So mag es auch mit dem smaragdnen Spiegel des Nero nicht grade wörtlich zu nehmen sein. Nero kann sich freilich eines Smaragdes zum Hindurchsehen, gleich einer grünen Konservations-Lorgnette, bedient haben. Auch kann diese konkav oder konvex geschliffen gewesen sein, je nachdem dieser Kaiser weitsichtig oder kurzsichtig war. Jene Plinianische Stelle hat zu sehr ausführlichen antiquarischen Abhandlungen Veranlassung gegeben: Lessing lässt den Nero weitsichtig sein und gibt seinem Smaragd eine konvexe Schleifung, während Graf von Veltheim diesen römischen Kaiser kurzsichtig macht, und seinen Smaragd für konkav geschliffen hält. Noch führen wir gerne an, dass der gegen Plinius viel ältere Theophrast (etwa 225 Jahre vor Christus) schon anführte, dass der Smaragd heilsam für die Augen sei, und dass man aus ihm Scheiben schneide, um dadurch zu sehen. Es waren dies also in jedem Falle Brillen-Scheiben, wenn vielleicht auch bloß konservatorische.

Von dem strahlenden, sich weit verbreitenden Glanze des Smaragds gibt Plinius noch folgende Erzählung. Auf der Insel Kypros befand sich auf dem Grabmal des Königs Hermias ein Löwe aus Marmor mit Augen von Smaragd, welche so stark auf das benachbarte Meer strahlten, dass die Thunfische davon erschreckt zurückflohen, bis endlich Fischer, welche diesen ihnen nachteiligen Umstand lange bewundert hatten, andere edle Steine in die Augen des Löwen setzten, worauf jene Erscheinung aufhörte.

In den ägyptischen Gräbern kommen echte Smaragde als Schmuck der Mumien vor. Ich habe durchbohrte antike Smaragdsäulchen gesehen, welche an der Oberfläche nur wenig abgeschliffen waren, so dass die ursprüngliche Gestalt der Kristalle sich erhalten hatte. Sic mochten wohl zu einem an eine Schnur gereihten Schmuck gedient haben.

Die Alten waren überhaupt im Besitze sehr vieler echter Smaragde, man findet sie nicht selten in den Ruinen des alten Roms, und hat deren auch in den Verschüttungen von Herculanum und Pompeji getroffen.

Es ist nach den Angaben des Theophrast und Plinius, selbst nach einigen von letzterem angeführten Fundorten der Smaragde, gar keinem Zweifel unterworfen, dass die Alten unter diesem Namen denselben Edelstein begriffen haben, den wir auch noch Smaragd nennen: aber gewiss war nicht Alles echter und wahrhafter Smaragd, was die Griechen und Römer so nannten. Unter die zwölf Arten des Smaragds, welche Plinius erwähnt, gehörten noch andere grüne Steine, die man bei den sehr mangelhaften Nachrichten nicht genau mehr bestimmen kann. So finden wir beim Theophrast die aus Lebensbeschreibungen ägyptischer Könige entnommene Nachricht, dass ein babylonischer König einen Smaragd von vier Ellen Länge und drei Ellen Breite zum Geschenke eingesandt habe: ferner sagt er, dass aus dem Stein Tanos, den Plinius zu den Smaragden rechnet, die große Kuppel am Tempel des Herkules zu Tyrus bestehe. Der besondere Name Tanos deutet schon auf eine andere Steinart hin, Plinius erzählt noch, dass im ägyptischen Labyrinth ein neun Ellen hoher Serapis aus Smaragd stehe. Diese sogenannten Smaragde können nur schöne politurfähige Felsarten, Marmor, Serpentin, Diorite oder dergleichen gewesen sein. Es ist ebenfalls ungewiss, ob es echte Smaragde waren mit welchen, nach Lucanus Zeugnis, die Schildkrotenverzierungen an den Türen im Palaste der Kleopatra, worin sie Julius Cäsar bewirtete, besetzt gewesen sind, obgleich dieses doch immer denkbar wäre. Wahrscheinlich hat der alte griechische Name Smaragdos einen sprachlichen Zusammenhang mit dem arabischen Zammarut, welches ebenfalls, Smaragd heißt. Mit diesem Worte wird sich aber schwerlich das hebräische Sohem zusammenbringen lassen. Die Ableitung des italienischen Smeraldo, des englischen Emarald, des spanischen Esmeralda und des französischen Eméraude von Smaragdos liegt aber nahe.

Wir finden die Smaragde in den Kirchenschätzen des achten und neunten Jahrhunderts, als Verzierung von Reliquienkästen und dergleichen. Gewöhnlich sind diese Steine wenig und schlecht geschliffen, oft hat man die ursprünglichen sechsseitigen Säulen des Edelsteins nur der Länge nach durchgeschnitten und sie so in der Form halber Zylinder abgeschliffen, mit der flachen Seite eingefasst. Auch in der Tiara des Papstes befindet sich ein Smaragd von einem Zoll Länge und 3/4 Zoll Dicke, welcher bereits zur Zeit des Papstes Julius des Zweiten in Rom war: er ist als Zylinder geschliffen und von geringer Durchsichtigkeit. Die schönste Gruppe (Druse) von Smaragd-Kristallen soll sich in dem Schatze zu Loretto befinden und aus fünfzig Säulen bestehen, welche, bei einer Dicke von einem Zoll, zwei Zoll hoch sind, und aus einem mit silberweißem Glimmer gemengten Quarze, also aus Glimmerschiefer, aufsitzen. Es ist wahrscheinlich, dass auch diese sämtlichen Smaragde ursprünglich schon im Besitze der alten Ägypter, Griechen und Römer, geschliffen oder roh, gewesen sind, denn im Mittelalter waren die alten Smaragdgruben in Ägypten und in Sibirien nicht mehr bekannt.*) Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, unter den christlichen Kirchenschätzen echte antike Gemmen zu finden, welche als Kameen oder Intaglios mythologische und geschichtliche Bildwerke aus dem Altertume darstellen, die oft seltsam genug gegen die heutige Bestimmung dieser Steine kontrastieren. Die mit kostbaren Gemmen gezierte Tumba der drei Weisen aus Morgenland im Dom zu Köln gibt davon ein ausgezeichnetes Beispiel. Sogar viele der kostbarsten Smaragde, welche noch gegenwärtig in dem Schmucke der Kaiser und Könige und unsrer Damen glänzen, stammen ursprünglich aus dem Altertum her. Es ist ihnen nur meist in neueren Zeiten eine schönere Schleifung gegeben worden. Unter den Kirchenschätzen aus Smaragd wird auch wohl das Sacro Catino (der Graal) aufgeführt, welches in der Sakristei der Kathedrale zu St. Lorenzo zu Genua aufbewahrt wird.
Es ist dieses eine tiefe, fast becherartige, sechsseitige Schüssel, angeblich von Smaragd, aber sie dürfte nur aus einem schönen grünen Glase bestehen; Luftblasen sollen darin bemerkbar sein. Sie wird für die Schüssel gehalten, aus welcher Christus das Osterlamm genossen habe. Das Werk ist jedenfalls wegen seiner Schönheit und seines Alters denkwürdig. Es wurde im Jahre 1101 von den Kreuzfahrern mitgebracht. Schon bei seiner Verfertigung scheint es die Absicht gewesen zu sein, damit zu täuschen: die regelmäßige sechsseitige Form sollte wahrscheinlich machen, dass das Gefäß aus einer sechsseitigen Smaragd-Säule gearbeitet wäre. Es werden von anderwärts noch mehrere größere Kirchengefäße aus Smaragd angeführt; sie mögen alle von gleicher Art mit dem genuesischen sein.

*) Ob die kostbaren Smaragde, von der Größe eines Zolles, welche das über 180 Pfund schwere Evangelienbuch, das größte in der Welt, in der Kathedrale zu Moskau verzieren, auch antike Steine sind, wissen wir nicht bestimmt. Der Einband desselben ist auf das Reichste mit Gold und Edelsteinen bedeckt und soll l.200.000 Rubel gekostet haben.

Im Altertume sowohl als in dem Mittelalter knüpfte man allerlei geheime Kräfte an die Edelsteine. In dieser Beziehung finden wir auch Wunderdinge von dem Smaragd erzählt. Selbst der gelehrte Agricola, der erste systematische Mineraloge nach der Reformation, berichtet unter andern abergläubischen Sachen von dem Smaragd: „Mit der Epilepsie kämpft er, wie mit einem Todfeinde, so lange bis er entweder siegt, oder besiegt wird. Im erstem Falle bleibt er (im Ringe gefasst getragen) unbeschädigt oder unzerbrochen, im zweiten zerspringt er in mehrere Stücke. Könige und reiche Leute hängen ihren Kindern einen Smaragd um den Hals, sie selbst tragen ihn als Ringstein, um durch seine Kräfte das schreckliche Übel der Epilepsie wo möglich zu verbannen.“ Ein deutsches Gedicht aus dem fünfzehnten Jahrhundert, welches von den Kräften der Edelsteine handelt, erzählt noch, dass die Anschauung des Smaragds Gut und Ehre bringe, dass er unsteten Sinn vertreibe und bei der Verteidigung gut sei. Er war sogar offizinell, und wurde meist in Pulverform verschrieben, er sollte das Herz stärken und das Gemüt beruhigen. Die alteren Ärzte bereiteten zu medizinischem Gebrauche sogar eine Tinctura smaragdina, wozu Smaragd verwendet wurde. In allen Apotheken findet man unter der Aufschrift Smaragd meist nur grünen Flussspath aufbewahrt.

Mineralogisch wird der Smaragd mit einem Edelstein von geringerem Wert, dem Beryll, mit Recht als wesentlich identisch gehalten. Nur die Farbe sondert den Smaragd von dem Beryll. Der Beryll ist hauptsächlich von meergrüner Farbe, welche sich einerseits stark ins Blaue, andrerseits ins Gelbe verläuft, und dabei nennen ihn die Edelsteinhändler auch Aquamarin. Grade das färbende Prinzip ist es auch, welches chemisch den Smaragd von dem Beryll unterscheidet, sonst stimmen beide Mineralien in ihren Bestandteilen überein. Beide bestehen aus Kieselsäure, Tonerde und der von dem Chemiker Vauquelin zuerst in dem Beryll entdeckten Beryllerde: es sind ganz gleichartige Beryllerde- Tonerde-Silicate, in welche beim Smaragde noch bis 3,5 Prozent Chromoxyd hinzutritt, beim Beryll aber bis ein Prozent Eisenoxyd. Von fast gleicher schöner Farbe des Smaragds kennen wir im Mineralreiche nur noch eine Substanz: es ist der Uwarowit, eine Abänderung des Granats, welcher man diesen Namen gegeben hat. Auch bei ihm ist ein Chromoryd-Gehalt die Ursache seiner schönen, etwas dunkeln smaragdgrünen Farbe. Am meisten sonst in der Farbe dem Smaragd genähert, auch mit einiger Durchsichtigkeit begabt, ist noch der seltene Dioptas oder Kupfer-Smaragd aus dem Kirgisenlande: er ist aber ein Kupferoxyd-Silicat, und gestaltet nach allen übrigen Kennzeichen ein von dem Smaragd sehr verschiedenes und ganz eigentümliches Mineral.

Die chromhaltigen Smaragde unterscheiden sich leicht von den bloß eisenhaltigen Beryllen, wenn man sie vor dem Lötrohre mit Flussspath schmilzt, welches leicht geschieht: die Smaragde liefern dann eine undurchsichtige, türkisartige Emailperle, während die Berylle von jeder Farben-Nuance stets eine milchweiße, undurchsichtige Perle geben. Diese entscheidende Probe hat der russische Chemiker von Wörth ermittelt.

Der Smaragd kristallisiert in sechsseitigen Säulen, und wenn auch zuweilen noch andere Flächen an diesen vorkommen, so sind doch diejenigen dieser Säule meist sehr vorwaltend. Zuweilen sind nämlich noch die Endkanten, einfach oder zweifach, auch wohl die Ecken abgestumpft und durch Facetten erseht. Die komplizierteren Kristalle kommen vorzüglich aus Peru, von welchen das Hof-Mineralienkabinett zu Wien, und die Sammlungen des Jardin des plantes und der Ecole des mines zu Paris sehr schöne Exemplare aufzuweisen haben. Die größten und stärksten dieser peruanischen Smaragdsäulen sind zweiundzwanzig Linien lang und zwanzig Linien dick, Eine solche Smaragdsäule befindet sich im Besitze des Herzogs von Devonshire und hat 500 Lstrlg. gekostet. Dagegen erscheinen aber die Pracht-Exemplare von Smaragd, welche im Jahre 1831 in Sibirien, zwölf Meilen von Katharinenburg, aufgefunden wurden, als wahrhafte und einzige Riesen ihres Geschlechts. Wir geben vorstehend eine Zeichnung desjenigen Smaragd-Kristalls von jenem Fundorte, welcher sich in dem russisch-kaiserlichen Mineralien-Kabinett befindet, ganz absichtlich in natürlicher Größe, um die genau richtige Anschauung den Lesern zu verschaffen, wobei wir freilich bitten müssen, dem Bilde die Hauptsache, nämlich die prächtige smaragdgrüne Farbe und die Durchsichtigkeit, noch in Gedanken beizufügen. Der Kristall ist sieben Zoll lang, nach einer Richtung vier, nach der andern fünf Zoll dick, und wiegt mit dem ansitzenden Glimmer etwa 5 1/2 Pfund.

Ein anderes in derselben Sammlung befindliches Pracht-Exemplar besteht in einer großen Smaragd-Druse aus Glimmerschiefer. Sie enthält zwanzig Kristalle von einem halben bis zu fünf Zoll Länge: viele darunter haben eine Dicke von einem bis zwei Zoll. Sie breiten sich strahlenförmig aus, und sind von feinschuppigem braunen Glimmer umgeben, — Welche Seltenheiten einzig in ihrer Art!

Als Gemme hat der Smaragd keine sehr große Härte. — Seine spezifische Schwere ist auch im Verhältnis; zu den übrigen Edelsteinen geringe, nur 2,„ wie üblich die Schwere des Wassers zu Eins angenommen.

Es ist schon oben berührt worden, dass die Smaragdgruben, aus welchen die Griechen und Römer die Steine hatten, in den spätem Jahrhunderten nicht mehr bekannt waren. Plinius nennt insbesondere die scythischen, die baktrianischen und die ägyptischen Smaragde, und nach seinen Anführungen kann man annehmen, dass diese sämtlich echte gewesen sind.

In neuerer Zeit sind die alten ägyptischen Smaragdgruben wieder aufgefunden worden, und zwar bei den roten Bergen in dem Gebirge Zabarah, zwischen dem Nil und dem roten Meere, in ziemlich übereinstimmender geographischer Lage mit den Angaben der alten griechischen Schriftsteller, hier entdeckte sie der französische Reisende Friederich Caillaud, und beschrieb den interessanten Fund in dem prachtvollen Werte: Voyage à l’Oasis de Thèbes situés à l’orient et à l’occident de la Thébaide, fait pendant les années 1815, 1816, 1617. Paris, 1821. Imperial - Folio. Caillaud fand die großen unterirdischen bergmännischen Arbeiten fast noch ganz in dem Zustande, wie sie unter den ptolemäischen Königen verlassen waren: das bergmännische Arbeitsgerät, Seilwerk, Körbe, die Grubenlampen u. s, w. der Alten waren noch vorhanden.

Dieser Fund der alten Smaragdgruben ist genugsam konstatiert, und die Sammlung des Jardin des plantes zu Paris enthält dort gefundene Smaragde. Indes hat man doch später Zweifel über die große Bedeutung dieses Vorkommens geäußert. Vielleicht sind die besten Schätze, die größten und schönsten Steine, noch nicht wieder aufgefunden. Es fehlen uns genaue Nachrichten über den neuen Betrieb jener Gruben.

Die von Plinius erwähnten schönen scythischen Smaragde mögen leicht diejenigen großen prachtvollen Kristalle sein, welche in der Gegend von Katharinenburg in Sibirien aufgefunden worden sind. Die erste Lagerstätte derselben wurde im Jahre 1831 von Bauern entdeckt, welche sich mit Teerbrennen beschäftigten, und nach weitern Schürfungen im Jahre 1834 fand sich ein zweites Vorkommen, zehn Werst von jener entfernt. Beide Punkte liegen im Glimmerschiefer. Geschliffene Smaragde von achtzig Karat Gewicht von diesen Fundorten sind zu 80.000 Rubel geschätzt morden.

Bei der Entdeckung von Peru fanden die Spanier eine Menge sehr schöner Smaragde bei den Eingebornen. Der größte Smaragd von der Größe eines Straußeneies war als der vornehmste Gott im Tempel aufgestellt und die übrigen kleinen, welche jenem geopfert waren, um ihn her, als seine Kinder. Die Spanier zerschlugen indes im blinden Religionseifer den Vater mit seinen Söhnen. Im sechzehnten und siebenzehnten Jahrhundert bezog Spanien aber noch große Smaragdmengen aus Peru. Acosta, welcher zweiter Pater Provinzial in Peru war, erzählt, dass die Flotte, auf welcher er nach Spanien zurückkehrte, mehr als einen Zentner Smaragde mit sich geführt habe. Den Spaniern wollte es nie gelingen, die Smaragdgruben wieder aufzufinden, obgleich man wusste, dass sie im Thale Manta bei Porto-Viojo gelegen sind und die Gegend und der Fluss noch Esmaraldas heißt. Man vermutet, die Gruben seien von Indianern verschüttet worden, oder sie hätten sie geheim gehalten, aus Furcht, darin mühsam arbeiten zu müssen. Jene Smaragde waren von besonderer Schönheit, und im Edelsteinhandel bezeichnet man sie besonders mit dem Namen „Eméraudes de vieille roche.“

Gegenwärtig kommen die meisten schönen Smaragde von einem andern peruanischen Fundorte, aus dem Tunka-Thale in der Statthalterschaft Santa Fe, zwischen den Gebirgen von Granada und Popayan. Sie finden sich hier aus Drusenräumen in Gängen, welche Tonschiefer, Hornblendeschiefer und Granit durchsetzen, und zwar in schönen Kristallen von besonderer Reinheit, von Kaltspath, Eisenkies und Quarz begleitet; selten auch in losen, abgerundeten Stücken. Im Edelsteinhandel bezeichnet man im Allgemeinen die schönen Smaragde als „Eméraudes nobles ou de Péou.“ Diese Benennung wird eben so wenig immer genau geographisch richtig sein, als die sonst ziemlich durchgreifende Unterscheidung aller Edelsteine bei den Juwelieren in orientalische und okzidentalische, welche ohne Rücksicht auf die Herkunft nur die schönen Edelsteine gleicher Art von den geringeren trennt. In ähnlicher Weise unterschieden die Alten männliche und weibliche Steine: die ersten waren diejenigen von den schönern Farben und größerer Durchsichtigkeit.

Man gibt auch noch Ostindien, nämlich das Reich der Birmanen, und zwar die Gegend von Ava als Fundort des Smaragds an, wo er mit gediegenem Golde und Spinell im Sande kleiner Flüsse vorkommen soll.

Von keinem andern Edelstein lässt sich so wenig genau Bestimmendes über den Wert sagen, als beim Smaragd: so viel kommt bei ihm auf Reinheit und Schönheit der Farbe, auf lebhaften Glanz und Größe des Steins an. Vor der Entdeckung von Amerika waren die Smaragde sehr teuer, welches seinen Grund in der verloren gegangenen Kenntnis der Smaragdgruben der Alten hatte, und die Smaragde, welche damals zum Schmucke dienten, waren antike. Später fielen die Preise, als man sie aus Peru häufig erhielt. In neuerer Zeit sind sie wieder teurer geworden; Amerika soll wenig Smaragde mehr liefern.

Folgende Wertzahlen des Smaragds sind nur ungefähre. Ein Smaragd von mittlerer Schönheit, aber von etwas heller Farbe, eine Karat schwer, tostet 18 bis 24 Gulden. Ist die Farbe sehr satt, der Stein fehlerfrei und vom ersten Wasser (vollkommene Durchsichtigkeit), so kann ein Stein von 4 Grän 50 Gulden, von 8 Grän 110 Gulden, von 16 Grän 500 Gulden, von 24 Grän 800 Gulden, von 48 Grän Gulden 1000 Wert gehalten werden. Ganz besonders schöne und große Steine stehen aber auch wohl auf das Doppelte dieser Preise.

Bei der verhältnismäßig geringen Härte des Smaragds ist das Schleifen desselben nicht schwierig. Mit Smirgel zersägt man ihn und schleift ihn auf einer kupfernen Scheibe. Das Polieren geschieht auf einer zinnernen Scheibe mit Trippel, Bimsstein oder Zinnasche und Wasser.

Die Edelsteine überhaupt werden jetzt in Paris ganz ungemein schön nachgemacht (Pierres fines d’imitation), und unter diesen sind die Smaragde am ausgezeichnetsten und täuschendsten. Die künstlichen Steine dieser Art, welche zum herrlichsten Schmuck gefasst in den Gewölben zum Verkauf ausgestellt sind und in geringen Preisen stehen, erscheinen nur gegen natürliche gar zu schön, man wird nicht leicht solche ganz fehlerfreie Garnituren von echten Smaragden zusammenbringen. Die Fabrikation der Edelsteine in Paris hat übrigens einen sehr bedeutenden Umfang gewonnen, und in den geschätzten Fabriken sieht man zentnerschwere Blöcke, aus denen Diamanten, Smaragde u. s. w. grosweise geschnitten werden.
Smaragd in Tropfenform geschliffen. Quelle: LesFacettes

Smaragd in Tropfenform geschliffen. Quelle: LesFacettes

Sibirischer Smargdkristall

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Smaragd, ungeschliffen

Smaragd, ungeschliffen

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