Fortsetzung

Wie sehr dem Grafen daran gelegen war, Moskau auf alle Fälle zu halten, zeigt sich daraus, dass, je näher der Feind heranrückte, er eine desto fieberhaftere Tätigkeit entfaltete und seine Ausdrücke immer ungehaltener wurden. Zum Obersten Jermelow hat er am 1. (13.) September gesagt: „Falls Sie ohne Schlacht Moskau aufgeben, werden sie es gleich hinter sich brennen sehen!" *)

Dieselben Drohungen hat er auch dem Herzog Eugen von Württemberg gegenüber ausgesprochen: „Würde ich gefragt, so riefe ich: Vernichtet die Hauptstadt, ehe Ihr sie dem Feinde preisgebt! Das ist die Ansicht des Grafen Rostoptschin. Was den Gouverneur der Stadt betrifft, der dazu berufen ist, für ihr Heil zu sorgen, so kann dieser einen solchen Rat nicht geben." **)


Graf Rostoptschin wollte damit wohl die Entscheidungsschlacht vor Moskau herbeiführen, was ihm aber nicht gelang. Er konnte überhaupt nicht begreifen, dass es möglich sei, Moskau aufzugeben, und noch dazu ohne Kampf. Vor der Aufgabe der Stadt versicherte er dem Volke, dass Kutusoff Moskau verteidigen werde, dass, wenn die Armee nicht im Stande sein werde, den Feind abzuwehren, er das Volk gegen den Feind führen werde, wenn es auch nur mit Äxten, Spießen und Gabeln bewaffnet wäre, um vor den Mauern der Stadt den Tod zu finden oder den Feind zurückzuwerfen. ***)

*) Sapiski Generala Jermelowa, natschalnika glawnago Staba 1. sapadnoj Armij v otetschestwenuju woinu 181 2. Tschtenija v imperatorskom obochtestwje istorji i drewnosti rossijsskich pri moskowskom universitete. Buch IV. Moskau 1864.

**). Memoiren des Herzogs Eugen von Württemberg. 2. Teil, 154, 155

***) Bekanntmachungen von dem Oberbefehlshaber in Moskau. 26. August (7. September) und 17. (29.) August 1812, u. s. f. herausgegeben von Alexand. Smiridina. Petersburg 1855. S. 166—178.


In einem Bericht an den Kaiser 8. (20.) September 1812, also nach der Einnahme Moskaus durch die Franzosen, schreibt Rostoptschin:

„Dass man Moskau den Franzosen preisgab, hat allgemeines Entsetzen erregt. Die Soldaten haben den Mut verloren. In der Tat ist es sonderbar, auf welche Weise nach einem schmählichen, drei Monate langen Rückzug, der aufs äußerste geschwächte Feind Ihre Hauptstadt erobert hat." *)

*) Pisma grafa Rostoptschina k imperatoru Alexandra Pawlowitschu. Russkji Archiv 1892, 2.

In einem andern Bericht vom 13. (25.) September 1812 sagt er: „Ich bin in Verzweiflung über sein (Kutusoffs) verräterisches Benehmen mir gegenüber. Denn da ich die Stadt nicht hätte halten können, so hätte ich sie den Flammen überantwortet, um Napoleon des Ruhmes zu berauben, sie eingenommen, geplündert und sodann in Brand gesteckt zu haben. Ich hätte den Franzosen zu verstehen gegeben, mit welcher Nation sie es zu tun haben".

Nicht nur in diesen, sondern in allen Briefen, die er nachher, sei es an den Kaiser, sei es an Fremde geschrieben hat, kommt seine tiefste Betrübnis über die Preisgabe Moskaus zum Ausdruck. Und nur in dieser seiner Gemütsstimmung darf man die Erklärung dafür suchen, dass er später so ungehalten in Tadel und Vorwürfen gegen den Fürsten Kutusoff und andere Befehlshaber war. Da Barkley de Tolly nicht den Feind abzuwehren vermochte, oder da er vielmehr nicht das vermochte, was Graf Rostoptschin wollte, so hatte er keine gute Meinung über ihn.

In einem Schreiben vom 26. Juli (7. August) 1812 aus Moskau an den Kaiser Alexander sagt er: „Es stellt sich heraus, dass der Kriegsminister gar keinen Begriff weder von der Lage noch von den Hilfsmitteln der Provinzen hat". In einem anderen Schreiben vom 6. (18. August) 1812 :

„Die Armee und Moskau sind in Verzweiflung" gebracht durch die Schwäche und Untätigkeit des Kriegsministers, der sich von Wolzogen leiten lässt."

Vom 8. (20.) September 1812: „Barkley stimmte für die Preisgabe Moskaus an den Feind, womit er vielleicht in Vergessenheit bringen wollte, dass dank seiner Eilfertigkeit Smolensk verloren ging."

In seinen Aufzeichnungen über das Jahr 1812, die 8 Jahre später geschrieben sind, drückt er sich günstiger über Barkley aus, was A. N. Popoff in seiner Schilderung „Moskau im Jahre 1812" als Widerspruch erkennen will. Doch kommen wir darauf etwas später zu sprechen.

Über Kutusoff sagt er in einem Schreiben vom 6. (20.) August 1812 an den Kaiser: „Moskaus Wunsch ist es, Kutusoff möge kommandieren und Ihre Armee führen".

Vom 13. (25.) August 1812: „Es ist sehr zu bedauern, dass Fürst Kutusoff noch nicht bei der Armee ist. Weder Bagration noch Barkley verstehen die Kunst, die Massen zu befehligen.“ Späterhin aber, als Kutusoff nicht das zu tun vermochte, was Rostoptschin wünschte, nämlich den Feind zurückzuschlagen, urteilte er ganz anders über ihn. Fast jeder Brief, den er nach der Übergabe Moskaus an den Kaiser schrieb, enthält ungünstige Äußerungen, ja sogar Beschimpfungen über den Fürsten Kutusoff. So soll Fürst Kutusoff verräterisch an ihm gehandelt haben, weil er ihm nicht gesagt habe, dass er Moskau aufgeben wolle. Ferner schreibt er von ihm, dass er den Kopf verloren habe, dass er nichts tue, vielmehr bis 10 Uhr morgens schlafe, dass er abberufen, bestraft werden müsse u. s. f.

„Der Fürst Kutusoff ist nicht mehr da — niemand sieht ihn; er liegt den ganzen Tag- und schläft viel. Die Soldaten verabscheuen und verachten ihn. Er ist ganz unschlüssig; es beschäftigt ihn sehr ein als Kosak verkleidetes junges Mädchen", heißt es in einem Briefe an den Kaiser Alexander vom 8. (20.) September 1812.

In diesem Sinne drückte sich Graf Rostoptschin über Kutusoff aus, so lange er lebte.

Auch vom Atmann Platoff hielt er wenig. „Ich gab mir Mühe, Platoff genauer kennen zu lernen, denn ich wohnte mit ihm zusammen. Er ist eitel, schwatzt viel und ist ein Trunkenbold . . .", schreibt Graf Rostoptschin an den Kaiser vom 21. September (3. November) 1812, wiewohl er einen Monat vorher anderer Meinung war.

Und wenn Popoff hierin einen Widerspruch erkennen will, so glauben wir, dass er die Natur, den Geist des Grafen verkennt.

Die ersten wohlmeinenden Äußerungen über diese Männer wurden zu einer Zeit ausgesprochen, als Rostoptschin von ihnen noch die Rettung der Hauptstadt erhoffte. Als er sich hierin getäuscht sah, hielt er nicht mit einem absprechenden Urteil zurück. Um die Tätigkeit des Grafen Rostoptschin in der damaligen Zeit besser zu verstehen, sei an die frühere Bemerkung erinnert, dass seine Amtstätigkeit eine gezwungene war. Er war der Repräsentant des konservativen Russlands und übte die schärfste Kritik an den damaligen Machthabern, vorzüglich aber an dem Moskauer Generalgouverneur, dem Grafen Gudowitsch. Nun ist er an dessen Stelle getreten und wollte deshalb rechtfertigen, was man von ihm erwartete; zweitens musste er um so wachsamer sein, da er wusste, dass der Kaiser ihm nicht so sehr wohl geneigt war; drittens war er gegen die neuen Ideen und hoffte jeglichen Umsturzversuch noch im Keime zu ersticken. Alles dies trug zur Verdoppelung seiner Tätigkeit bei. Hieraus ist es leicht erklärlich, dass er überall Schlimmes argwöhnte. Er war eben deswegen ernannt worden, weil man ihn allein für fähig hielt, Moskau zu erhalten. Als er aber sah, dass ihm dies nicht gelingen würde, artete seine Tätigkeit in eine fieberhafte Unruhe aus.

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Die Amtstätigkeit Rostoptschins dauerte nicht lange. Als die Gefahr, die ihn ans Ruder gerufen hatte, vorüber war, musste er wieder gehen. Im Jahre 1814 nahm er seine Entlassung. 1815 besuchte er die Bäder zu Teplitz, kehrte über Berlin und Königsberg nach Petersburg zurück und ging 1816 wieder nach Karlsbad. Ende Oktober 1816 reiste er nach Paris, wo er bis zum Frühjahr 1823 verblieb. *)

Während seines Aufenthalts in Paris schrieb er eine Verteidigung seiner Amtstätigkeit im Jahre 1812. Des Manuskripts bemächtigte sich die Regierung nach seinem Tode. Diese Schrift ist in französischer Sprache geschrieben und 1889 durch J. J. Oreus ins Russische in der „Russkaja Starina" übersetzt. **) Der Übersetzer nennt sie „Sapiski" (Aufzeichnungen). Rostoptschins Enkel Biograph, Graf A. de Segur, nennt sie „Memoiren". Wir können ihr diesen Namen nicht beilegen, da sie nur eine Art Verteidigungsschrift ist, wie „La vérité sur l'incendie de Moscou."

*) Segur, Vie du comte Rostoptschine. Paris 1871 p. 267—290.

**) Tisjatscha wosemsot dwjenadzatji god v sapiskach gr. F. W. Rostoptschina. Perew. s. franz. podiin. rukop. J.J. Oreus. Russkaja Starina 1889. Bd. 64.


Segur meint, dass diese Schrift im Frühjahr 1823 geschrieben sei.*) Dieser Meinung ist auch A. N. Popoff in seiner Abhandlung Moskau im Jahre 1812.**) Er führt dies so aus: „Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass er (Rostoptschin) gerade zu dieser Zeit (Frühjahr 1823) die Memoiren über das Jahr 1812 geschrieben hat, weil der Inhalt dieser Memoiren zeigt, dass sie lange nach den Ereignissen, in denen der Graf Rostoptschin eine hervorragende Rolle gespielt hat, geschrieben sind. Die in ihnen vorgebrachte Ansicht über die Ereignisse und die Persönlichkeiten stimmen durchaus nicht mit den Ansichten dieser Zeit, sogar nicht mit denen des Grafen Rostoptschin überein. Durch die neuen Eindrücke hat sein Gedächtnis die Kraft und die Frische verloren; und die neuentstandenen Umstände und Beziehungen gaben diesen Ansichten eine besondere Form, die sich in der Folge bei gewissen Persönlichkeiten gebildet hatte. Dass diese Memoiren im Jahre 1823 geschrieben waren, leuchtet auch daraus ein, dass sie die Fortsetzung derselben geschichtlich-literarischen Tätigkeit des Grafen Rostoptschin bilden, deren Frucht seine bekannte Broschüre „La vérité sur l'incendie de Moscou" ist, die er im Jahre 1823 in Paris veröffentlichte. Die Umstände, die ihn bestimmt hatten diese Broschüre zu schreiben, haben ihn unwillkürlich an seine Tätigkeit im Jahre 1812 erinnert, die er auch in seinen Memoiren beschrieben hatte." So will Popoff beweisen, dass Rostoptschins Aufzeichnungen im Jahre 1823 geschrieben sind.

*) Segur, Vie du comte Rostoptschine p. 339.

**) Moskwa v. 1812 g. Sotschinjenije A. N. Popowa Ruaskji Archiv 1875. Heft 7, S. 270.


Dagegen haben wir einzuwenden:

1. Graf Rostoptschin hat noch im Jahre 1812 seine Ansichten über Ereignisse und Persönlichkeiten zu ändern begonnen.*)

2. Diese Schrift ist nicht im Jahre 1823 geschrieben aus folgenden Gründen: Am 5. März 1823 veröffentlichte Rostoptschin seine „La vérité sur l'incendie de Moscou," sodass er zu dieser Zeit hiermit zu tun gehabt haben muss. Nach dieser Zeit kehrte er in sein Vaterland, das er neun Jahre nicht gesehen hatte, zurück. Es ist einleuchtend, dass er, eben von einer langen Reise zurückgekehrt, sich nicht sofort niedergesetzt haben wird, um seine Amtstätigkeit zu beschreiben. Er wird sich wohl zunächst um seine Güter, um alte Freunde und Bekannte bekümmert haben.

*) Siehe S. 28—30. — Popoff schreibt in seiner Schrift „Moskau im Jahre 1812" Russkji Archiv 1875, 3, Seite 33—39, dass Graf Rostoptschin im Jahre 1812 von Lepich ganz begeistert gewesen sei und erst später in seiner „La vérité“ und seinen Memoiren, wie er sie nennt, über die Unmöglichkeit von Lepichs Unternehmung spricht. Dieser Wechsel in der Überzeugung des Grafen Rostoptschin, meint Popoff, stamme daher, dass Graf Rostoptschin die genannten Schriften lange nach den Ereignissen geschrieben und etwas vergessen habe, etwas aber anderes darstellen wollte, da er sie für Ausländer geschrieben hätte, denen er nicht die Wahrheit sagen wollte. Dem ist aber nicht so; noch am 29. August (10. September) 1812 nannte der Graf Rostoptschin in einem Briefe an den Kaiser Alexander Lepich einen wahnsinnigen Schwindler. Also nicht die Zeit und die Ereignisse haben in der Meinung des Grafen Rostoptschin eine Meinungsänderung herbeigeführt. Und dieser Brief ist sehr gut Popoff bekannt gewesen! Es mag sein, dass Graf Rostoptschin anfangs an die Unternehmung Lepichs geglaubt hat, allein, sobald er mit der Sache besser bekannt ward, stellte er ihn als einen Schwindler hin. In einem Briefe vom 8./20. August 1822 schreibt er an den Kaiser Alexander: „Ich bat ihn (Lepich) seine Arbeit zu beschleunigen. Er nimmt sehr viel Geld; es sind ihm schon 163 Tausend Rubel verabfolgt." Schon aus diesen Worten geht hervor, dass Rostoptschin an Lepichs Unternehmen früh zweifelte. Kaiser Alexander war wohl für Lepichs Unternehmung begeistert, und wenn der Graf Rostoptschin anfangs nicht ganz dagegen war, so wollte er eben dem Kaiser nicht widersprechen.

Im Herbst desselben Jahres aber wurde ihm die noch unverheiratete 16jährige Tochter Lise, die er sehr lieb hatte, krank, sodass er auch wohl zu dieser Zeit nicht zum Schreiben aufgelegt war. Am 26. März 1824 starb Lise, späterhin wurde er selbst krank und starb im Januar 1826. Sonach dürfte er nach seiner Rückkehr wohl kaum diese Schrift abgefasst haben. Außerdem ist sie nicht die Fortsetzung von „La vérité", sondern ihr Anfang. Rostoptschin beginnt in seiner „La vérité" eben da, wo er bei der Beschreibung seiner Amtstätigkeit geendet hatte. Nach dem Rückzug der Franzosen aus Moskau wurde der Graf Rostoptschin wegen seiner strengen Regierung von vielen Seiten angegriffen, sodass er noch 1814 seinen Abschied nehmen musste. Nun wollte er seine Tätigkeit rechtfertigen, und zu diesem Zwecke verfasste er diese Schrift. Er schildert darin die Verhältnisse in Moskau als schlechte und unordentliche, sucht sich selbst aber in das beste Licht zu rücken. Er deutet auf die verbrecherischen Absichten der Martinisten hin und beweist Wereschtschagins und Kljutscharews Schuld. *) Er beschreibt, wie in Moskau eine Revolution ausgebrochen wäre: „Zwei Kaufleute, die sich eines Nachts bei offenen Fenstern der ersten Etage unterhielten, hörten, wie zwei Leute auf der Straße stritten. Einer der Streitenden hätte gesagt, dass es schon Zeit wäre, Stadtviertel Moskaus in Brand zu stecken, Sturm zu läuten und mit dem Plündern zu beginnen. Der zweite habe erwidert, man müsse erst die bevorstehende Schlacht abwarten, und außerdem sei jetzt Vollmond. Sowie die Kaufleute solche Reden hörten, sprangen sie aus den Fenstern heraus, stürzten sich auf die Verschwörer und nahmen den einen gefangen. Diesen brachten sie zu mir um Mitternacht; es war ein Moskauer Spießbürger, der Kleinhandel auf den Dörfern trieb. Zuerst leugnete er alles, und beklagte sich gar, gemisshandelt worden zu sein. Nun führte ich ihn aber in mein Kabinett, wo ich ihm unter vier Augen 500 Papierrubel abzählte, sie auf den Tisch legte und alsdann diesem Manne schwur, ihm nichts Böses zuzufügen, außer, dass ich ihn aus der Stadt entfernen würde, und dass er die 500 Rubel bekommen sollte, falls er mir den Verrat entdecken und die Genossen nennen wollte. Er ließ mich etwa zwei Stunden in Ungewissheit. Er wollte gestehen, aber er traute mir nicht, indem er zu wiederholten Malen sagte: „Gut, ich werde es Ihnen sagen, aber Sie geben mir doch dieses Geld nicht, und ich wäre alsdann verloren." Schließlich sagte ich ihm, dass, wenn er nicht gerettet werden und das ihm versprochene Geld bekommen wollte, ich ihn der Polizei übergeben würde, wo man ihn nach einer Viertelstunde auf die Folter spannen werde. Er ergab sich nun und sagte aus, dass sie im ganzen ein Dutzend wären (alles niederträchtige Menschen) und dass sie vorhätten, die Stadt in Brand zu stecken, Sturm zu läuten und in der allgemeinen Bestürzung und Verwirrung die reichsten Magazine zu plündern. Sein Genosse, der mit ihm auf der Straße gesprochen hatte, sei ein freigelassener Hausknecht. Man kam auch auf dessen Spur, und er wurde nicht weit von der Stadt ein gefangen: er vermochte aber inzwischen seine übrigen Genossen zu benachrichtigen, die ebenso entflohen. Nur drei wurden ergriffen. Sie wurden ins Gefängnis geworfen und später mit den andern Sträflingen weggeführt. Was den Mann betrifft, der die Verschwörung verraten hatte, so hat er die 500 Rubel bekommen und ist nach Orenburg gegangen, wo er jedoch unter polizeiliche Aufsicht gestellt wurde u. s. f." So wollte der Graf Rostoptschin, indem er die Dinge in Moskau in traurigem Lichte darstellte, auf sich als den Retter der Hauptstadt aufmerksam machen.

*) Rostoptschin hatte im August 1812 den Postdirektor Kljutscharew in Verbannung geschickt, weil er Martinist sei, Wereschtschagin hat er hinrichten lassen, weil er günstige Nachrichten über Napoleon verbreitet haben soll.

Diese Schrift hat er wahrscheinlich um das Jahr 1820 in Paris geschrieben. Hier hatte er mehr Muße dazu als zu Hause. In einem Briefe vom 31. Mai (11. Juni) 1821 aus Paris an den Fürsten Woronzow vertritt er zum ersten Mal solche Gedanken wie in „La vérité sur l'incendie de Moscou" und in den Aufzeichnungen über das Jahr 1812: „Et ma célébrité consiste dans une action que je nie, parce qu 'eile appartient à la nation entière qui se glorifie d'avoir sacrifié Moscou pour sauver l'Empire et dans la fond s'en prend à moi pour les pertes que chacun a éprouvées pendant l'invasion. Le Maitre, au lieu d'avoir quelqu'égard pour un serviteur trop dévoué, m'a marqué plus que de I'indifference et si son mepris avait frappé tout autre que moi, il l'aurait fart mourir de chagrin."

Es ist wohl unzweifelhaft, dass der Graf Rostoptschin in dieser Gemütsstimmung seine beiden Verteidigungsschriften geschrieben hat.

*) Russkaja Starina Bd. 64, S. 697—698.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wer hat Moskau im Jahre 1812 in Brand gesteckt?
Barclay de Tolly (1761-1818) russischer General

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